Verhältnis zu Franziskus? "Ich wurde praktisch vom Hof gejagt"

Erzbischof Gänswein: Ich musste wählen zwischen Gaby und Zölibat

Veröffentlicht am 20.04.2025 um 11:31 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Berlin ‐ Es war ein schmerzlicher Prozess: Erzbischof Gänswein musste sich in Jugendzeiten zwischen Theologiestudium und Freundin entscheiden. Er habe sich richtig entschieden, sagt er heute. Zudem spricht er erneut über seinen Abschied aus dem Vatikan.

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Erzbischof Georg Gänswein (68), langjähriger Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. und seit August 2024 diplomatischer Vertreter des Heiligen Stuhls im Baltikum, musste sich in seiner Jugend zwischen Gott und Gaby entscheiden. Im Interview der "Bild am Sonntag" verriet der aus dem Schwarzwald stammende Geistliche, dass er vor seiner Entscheidung für das Priesteramt Ende der 70er Jahre eine Freundin gehabt habe. "Wir waren zwei Jahre zusammen, als ich beschloss, mich im Priesterseminar in Freiburg einzuschreiben." Er und Gaby seien ein richtiges Paar gewesen: "Wir waren ständig zusammen. Haben vieles unternommen, lachten viel, hatten Spaß. Und natürlich haben wir uns auch geküsst. Mehr ist nicht passiert, das war eine andere Zeit."

Ihm sei dann im Laufe seines Theologiestudiums schnell klar geworden, dass sein Weg nicht Familie und Beruf seien, sondern die Priesterweihe und der dazu gehörende Zölibat. "Die Phase der Lösung von meiner Freundin war für beide Seiten nicht einfach", räumte der in Vilnius residierende Papstbotschafter ein. Die Loslösung sei ein schmerzlicher Prozess gewesen. Er habe seine frühere Freundin dann viele Jahre bewusst nicht gesehen. "Als einer meiner Neffen zur Firmung ging, war zufälligerweise auch die Tochter von Gaby dabei. Sie hat geheiratet und drei Kinder bekommen. Es war eine herzliche Begegnung."

Verhältnis zu Franziskus geklärt

Mit Blick auf sein Verhältnis zu Papst Franziskus sagte der Papst-Botschafter, er habe sich von Franziskus sehr schlecht behandelt gefühlt. "Ich wurde praktisch vom Hof gejagt", sagte Gänswein mit Blick auf seine Entlassung aus dem Vatikan im Sommer 2023. Die Entscheidung des Papstes, ihn zunächst zurück nach Freiburg zu schicken, sei für ihn bitter gewesen, weil er sie nicht verstanden habe. "In der Vergangenheit war es stets so, dass ein Sekretär eines Papstes eine andere Aufgabe bekam, im Idealfall bis zum Kardinal. Und zu mir wurde gesagt, Sie gehen zurück nach Freiburg." Das sei für ihn ein Schock gewesen.

"Meinen Rauswurf habe ich akzeptiert vor dem Hintergrund des Versprechens, als Bischof in Ehrfurcht und Gehorsam dem Papst zu dienen", fügte Gänswein hinzu. "Da hilft der Glaube enorm. Als Stütze und Kraftquelle." Das Verhältnis zu Papst Franziskus sei geklärt. "Ich und alle haben dem Papst zu dienen, wer immer es ist und was immer er tut." (KNA)