Franziskus verausgabte sich bis zum Schluss

Der kranke Papst, der sich nicht schonte

Veröffentlicht am 21.04.2025 um 19:36 Uhr – Von Severina Bartonitschek (KNA) – Lesedauer: 5 MINUTEN

Vatikanstadt ‐ Begegnungen mit Menschen waren sein Lebenselixier. Dazu setzte sich Papst Franziskus unermüdlich für eine bessere Welt ein. Seine Krankheiten hielten ihn davon nicht ab – bis zum Schluss.

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Hüfte, Knie, Darm, Lunge – mit seinen 88 Jahren kämpfte Papst Franziskus seit Jahren gegen zahlreiche Leiden. Doch hielten ihn die vielen Gebrechen nicht von der Ausführung seines Amtes und von seinem unermüdlichen Einsatz ab. Für Franziskus kam dies bis zum Schluss an erster Stelle, seine eigene Person erst weit danach, wenn überhaupt. Auch als er wegen lebensbedrohlichen Atemwegsinfektionen für 38 Tage im Krankenhaus behandelt wurde, regierte er die katholische Weltkirche weiter.

Weniger als 24 Stunden vor seinem Tod spendete er noch den wichtigen Segen "Urbi et orbi" und ließ seine hochpolitische Osteransprache verlesen. Ein letztes Mal mahnte er darin Dialog und Frieden an und erinnerte an Kriege und Konflikte weltweit. Einen legendären Auftritt hatte sich der gebürtige Argentinier auch bis kurz vor seinem Tod aufgespart: Bedeckt mit einem weiß-grün gestreiften Poncho ließ er sich vor anderthalb Wochen für ein kurzes Gebet in den Petersdom schieben. Dort begrüßte er überraschte Besucher und segnete Kinder - genauso wie bei seinem letzten öffentlichen Auftritt am Ostersonntag.

Ärzte und Mitarbeiter machtlos

Franziskus war zäh und willensstark. Ärzte oder Mitarbeiter hatten seinen Plänen nicht viel entgegenzusetzen. Trotz aller Strapazen machte er sich noch im letzten September zur längsten Auslandreise seiner Amtszeit nach Südostasien und Ozeanien auf – und meisterte sie mit Bravour. Lediglich den Besuch des Klimagipfels in Dubai Ende 2023 musste er krankheitsbedingt absagen. Seine anhaltenden Knieprobleme machten die Verschiebung seiner Afrikareise von Mitte 2022 auf Anfang 2023 notwendig.

Da saß der Pontifex schon seit fast einem Jahr im Rollstuhl. Die nicht verheilte Knieverletzung und langjährige Hüftprobleme ließen ihn nur noch selten ein paar Schritte am Stock tun. Dass er dabei immer unsicherer wurde, zeigten zwei Stürze in seiner Wohnung im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Anfang Dezember zog er sich bei einem Sturz einen Bluterguss am Kinn zu. Mitte Januar fiel Franziskus erneut, prellte sich den rechten Unterarm und musste ihn mit einer Schlinge ruhigstellen.

J.D. Vance und Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Vatican Media/Romano Siciliani

Am Ostersonntag, dem Tag vor seinem Tod, empfing Franziskus noch US-Vizepräsident J.D. Vance.

Hinzu kamen die ständigen Atemwegserkrankungen in den kälteren Monaten des Jahres. Die letzten drei Jahre in Folge bangten die Katholiken um die Teilnahme ihres Oberhauptes an den Osterfeierlichkeiten. Vor seiner lebensbedrohlichen Lungenentzündung in diesem Jahr wurde Franziskus zuletzt im März 2023 mit schweren Atemwegsinfektionen im römischen Gemelli-Krankenhaus behandelt. Bronchien und Lunge waren stets die Schwachstelle des 88-Jährigen, dem schon als junger Mann ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt wurde.

Dann war da noch der Darm, der Franziskus im hohen Alter zunehmend zu schaffen machte. Im Juli 2021 entfernten Ärzte einen Teil des Dickdarms. Zehn Tage blieb der Papst in der Gemelli-Klinik. Zwei Jahre später folgte aufgrund wiederkehrender, schmerzhafter und sich verschlimmernder Symptome eine weitere Darm-Operation.

Kein Gedanke an Rücktritt

Ausbremsen ließ sich Franziskus von diesen Krankheiten nie. Ging es ihm nicht gut, empfing er seine Gäste auch mal in Santa Marta statt im Apostolischen Palast. War seine Stimme angeschlagen, verlasen Mitarbeiter die Reden in seiner Anwesenheit. An Rücktritt dachte einer der ältesten Päpste der Kirchengeschichte nicht.

Die von den Ärzten angeordnete strikte Ruhe in der zweimonatigen Genesungsphase nach dem Klinikaufenthalt unterbrach er immer wieder. Noch am Gründonnerstag besuchte er überraschend die große römische Haftanstalt "Regina Coeli" und machte den Gefangenen dort Mut. Bis zuletzt wollte er insbesondere benachteiligten und ausgegrenzten Menschen seine Nähe zeigen und für eine gerechtere Welt kämpfen. Das hat er geschafft.

Von Severina Bartonitschek (KNA)