Hollerich zu Papst-Tod: Habe so etwas wie einen Vater verloren
Als einer der ersten Kardinäle, die zu den Favoriten bei der kommenden Papstwahl gezählt werden, hat sich Luxemburgs Erzbischof Jean-Claude Hollerich zum Tod von Papst Franziskus und zum anstehenden Konklave geäußert: "Ich habe so etwas wie einen Vater verloren", sagte er dem katholischen Kölner Portal domradio.de (Montag): "Aber ich bin mir sicher, dass ich jetzt einen Fürsprecher im Himmel habe."
Hollerich berichtete, er werde noch am Montagabend nach Rom aufbrechen, um persönlich Abschied zu nehmen und rechtzeitig für die nächsten Schritte vor Ort zu sein: "Wir haben heute eine E-Mail bekommen vom Kardinaldekan Giovanni Battista Re, der alle Kardinäle einlädt, morgen um 9 Uhr in der Synodenaula zu sein. Und ich nehme an, dass uns da quasi der Zeitplan für die nächsten Tage mitgeteilt wird. Man hört schon, am Samstag könnte die Begräbnisfeier für Papst Franziskus sein. Aber das ist noch unsicher, das werden wir also morgen erfahren."
Letztes Treffen vor zehn Tagen
Der Kardinal erzählte weiter: "Ich hatte das große Glück, vor zehn Tagen am Mittwochmittag ihn in Santa Marta zu treffen, nachdem er aus dem Krankenhaus zurückgekehrt war. Und ich freue mich, dass ich diese Gelegenheit hatte, ihm noch einmal zu danken für alles, was er der Kirche, aber auch mir persönlich gegeben hat."
Hollerich – wie Franziskus ein Jesuit – ist in den vergangenen Jahren zu einem engen Berater des Papstes geworden. Er war einer der Hauptorganisatoren der Weltsynode zur Weiterentwicklung der katholischen Kirche und auch Präsident der Kommission der EU-Bischofskonferenzen.

Dass Franziskus noch am Ostersonntag im Papamobil über den Petersplatz gefahren sei, um alle zu grüßen, "ist die Geste eines Papstes, der sich nie geschont hat", sagt Kardinal Zuppi.
Franziskus sei "für viele Leute das Gesicht des Evangeliums in der Welt von heute" gewesen, betonte der Kardinal: "Er hat viele Leute ermutigt, wieder mit dem Glauben sozusagen anzufangen." Franziskus habe auch schon die Weichen gestellt für die nächste Phase des weltweiten Reformprozesses, fügte er hinzu: "Allerdings obliegt es natürlich einem neuen Papst, wie er das dann sieht."
Wie könnte eine Kirche der Zukunft aussehen?
Persönlich aber glaube er, so Hollerich weiter, dass viele Menschen in der ganzen Kirche, auf allen Kontinenten, große Hoffnungen mit der Weltsynode verbänden. Es gehe dabei um "eine lebendige Kirche, die es wieder wagt, missionarisch zu sein, eine geschwisterliche Kirche, wo es nicht nur Kommunikation von oben nach unten gibt, sondern wo wir alle aus der Kraft der Taufe heraus mit Charismen handeln, was aber keine Abkehr von traditionellen katholischen Positionen bedeutet".
Kardinal Matteo Zuppi würdigte den verstorbenen Papst als Vorbild von Liebe und Menschlichkeit. Dass Franziskus noch am Ostersonntag im Papamobil über den Petersplatz gefahren sei, um alle zu grüßen, "ist die Geste eines Papstes, der sich nie geschont hat", so der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz in einer am Montag veröffentlichten Videobotschaft. "Er hat geliebt bis zum Ende."
Franziskus sei auf die Menschen zugegangen, um allen die Liebe Gottes mitzuteilen, "ohne Filter, ohne Heuchelei", so der Erzbischof von Bologna. Das mache jenen schlechte Laune, die Angst haben, lieber auf Distanz bleiben und die den vom Papst oft zitierten "Geruch der Schafe" nicht riechen wollen. Dieser sei zwar "ein wenig lästig, aber genau so riecht auch der gute Hirte".

Papst Franziskus habe gerne "außerhalb des Protokolls" agiert und sei ein nahbarer Hirte gewesen, sagt Kardinal Pizzaballa.
Viele trauerten nun um einen Menschen, der so viele sehr unterschiedliche Männer und Frauen vereinen konnte, indem er ihnen Verständnis und Aufmerksamkeit entgegenbrachte. "Das ist sein Ostern", so der Kardinal. "Es hilft uns zu verstehen, welche Macht die Liebe hat, die in Jesus das Böse des Todes besiegt, und es hilft uns, auch auf diesen für alle so schmerzhaften Hinübergang mit Hoffnung und Vertrauen zu blicken", erklärte Zuppi.
Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, würdigte Franziskus als außergewöhnlichen Kirchenführer. Franziskus habe gerne "außerhalb des Protokolls" agiert und sei ein nahbarer Hirte gewesen, sagte Pizzaballa in einer Kondolenz-Videobotschaft.
Ausgerechnet an Ostern
Auch an den Vorgängen im Nahen Osten habe der Papst großen Anteil genommen, insbesondere mit Blick auf den andauernden Gaza-Krieg. Franziskus' konsequente Anti-Kriegs-Haltung sei zu einem wesentlichen Faktor seiner Amtszeit geworden. "Wir als Kirche von Jerusalem beten für seine Seele", so der Patriarch. Es sei von bemerkenswerter Symbolkraft, dass Gott ihn ausgerechnet zur Osterzeit zu sich gerufen habe.
Als Lateinischer Patriarch von Jerusalem repräsentiert Pizzaballa seit 2020 die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. 2023 nahm ihn der Papst ins Kardinalskollegium auf. (mal/KNA)