Woelki erinnert an Verpflichtung eines Kardinals, nicht politisch zu wählen

Kardinal Marx: Papst muss Menschen zusammenführen können

Veröffentlicht am 22.04.2025 um 11:52 Uhr – Lesedauer: 5 MINUTEN

Bonn ‐ Unter den drei deutschen Papstwählern sind die Kardinäle Reinhard Marx und Rainer Maria Woelki. Beide machen sich Gedanken über das Profil eines neuen Pontifex. Und der emeritierte Wiener Kardinal Schönborn erzählt eine Franziskus-Anekdote.

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Bei der Wahl des künftigen Papstes spielt es nach Aussage des Münchner Kardinals Reinhard Marx keine Rolle, von welchem Kontinent dieser kommt und welche Sprache er spricht. Es gehe um eine Person, die verbinden und Menschen zusammenführen könne, sagte Marx am Montagabend im ZDF-"heute journal". Zugleich solle diese auch geistlich geprägt sein und vom Evangelium her kommen. Marx ist neben Rainer Maria Woelki und Gerhard Ludwig Müller einer der drei deutschen Kardinäle, die beim anstehenden Konklave wahlbrechtigt sind.

"Wir brauchen keinen Funktionär, wir brauchen keinen Manager, wir brauchen jemanden, der das, was den Kern des christlichen Glaubens ausmacht, auch wirklich zur Sprache bringen kann – und zwar weltweit", erläuterte der Kardinal die Kriterien. Gerade in Zeiten, wo große Weltorganisationen attackiert würden und nationale Interessen sowie Polarisierungen überhand nähmen, werde deutlich, dass die katholische Kirche eine ziemlich einmalige Institution sei. Die Menschen sehnten sich nach einer Stimme, die dass Interesse aller Menschen auf einen Punkt bringe.

Frieden für alle

In der Sondersendung "BR 24 extra" des BR-Fernsehens sagte Marx, derzeit sei spürbar, dass in Bezug auf einen neuen Papst eine Stimme gesucht werde, die die ganze Menschheitsfamilie im Blick habe. "Und die Frieden für alle fordert". Deswegen hoffe er auf einen Papst, der dies wie Franziskus, aber auf seine eigene Art, zur Sprache bringen könne, erklärte der Kardinal.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki erinnerte am Montag im WDR-Fernsehen daran, dass Franziskus stets an der Seite der Armen und Schwachen gestanden habe. Deswegen sei es wichtig, dass auch der neue Papst ein Herz für die Menschen haben müsse. Er müsse "das fortführen, was Franziskus begonnen hat und er muss der Kirche ein Stück Orientierung und Stabilität geben". Woelki unterstrich mit Blick auf die bevorstehende Papstwahl die Verpflichtung für einen Kardinal, nicht politisch zu wählen, "sondern denjenigen, den er vor dem Angesicht Gottes als Kandidaten am besten und geeignetsten hält".

Bild: ©Kathpress/Paul Wuthe (Archivbild)

Der frühere Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, gilt als Vertrauter des verstorbenen Franziskus.

Im ARD-Morgenmagazin am Dienstag sagte Woelki, er habe nach seiner damals verordneten Auszeit weiterhin Rückhalt von Papst Franziskus bekommen. Nach seiner Rückkehr ins Amt als Erzbischof von Köln habe es noch ein paar persönliche Treffen zwischen ihm und dem Papst gegeben. Er habe ihm dabei gesagt: "Haben Sie Mut, gehen Sie voran, machen Sie Ihre Arbeit. Ich stehe ganz zu Ihnen und ganz hinter Ihnen." Der Papst hatte dem Kölner Kardinal wegen dessen Umgang mit der Missbrauchsaufarbeitung im Jahr 2021 eine mehrmonatige Auszeit verordnet sowie ein Rücktrittsgesuch verlangt. Dieses blieb jedoch unbeantwortet.

Für das Papstamt für 1,4 Milliarden Katholiken weltweit hält der Wiener Kardinal Christoph Schönborn grundsätzlich niemanden geeignet. Es sei für jeden eine Überforderung, sagte Schönborn (80), selbst über Jahrzehnte ein Papstkandidat und seit kurzem im Ruhestand, dem ORF zum Tod von Papst Franziskus am Ostermontag. Neben einem tiefen Glauben müsse der künftige Papst aber zweifellos die Gabe haben, die weltweite katholische Kirche angesichts einer unglaublichen Vielfalt zu verbinden. Auch müsse er über die Grenzen der eigenen Kirche hinausschauen.

Mit Blick auf Franziskus sagte Schönborn: "Dieser Mann hat so viel bewegt - jetzt mit 88 Jahren darf man abtreten. Er hat uns großartige Wege geöffnet." Und der Kardinal freute sich auch mit seinem Chef: "Er durfte zu Ostern sterben. Bitte - was ist für einen Christen schöner? Wir glauben ja an die Auferstehung." Traurig sei er, weil Franziskus "uns fehlt; glücklich bin ich, weil er heimgekehrt ist".

Hinten im kleinen Fiat

Schönborn erzählte in dem Interview auch eine persönliche Anekdote: "Ich treffe ihn am Gang im Gästehaus Santa Marta, und er fragt: 'Wo wollen Sie hin?" - 'Zur Sitzung des Synodenrates.'" Daraufhin nahm ihn der Papst mit hinunter in die Garage - "und wir steigen in den kleinen Fiat ein. Er sitzt vorn neben dem Fahrer; ich sitze hinten, und los geht die Fahrt."

Zur Überraschung der Schweizergardisten fahre der Wagen dann aus dem Vatikan hinaus, so Schönborn - denn die Sitzung fand außerhalb des Vatikans statt. "Und ich habe mir gedacht", so der auswärtige Kardinal, "vielleicht geht er ja auch zu dieser Sitzung". Aber nein – " "er bringt mich dorthin; und wie wir ankommen, sagt er, es hat ihm Spaß gemacht, ein bisschen auszubüxen aus dem Vatikan". Er habe ihn, Schönborn, verabschiedet und sei dann wieder zurückgefahren. "Das war Franziskus, wie er leibt und lebt." (mal/KNA)