Logistische Herausforderungen für Franziskus-Bestattung

Ewige Stadt im Ausnahmezustand: Rom im Zeichen des Papst-Abschieds

Veröffentlicht am 24.04.2025 um 15:26 Uhr – Von Sabine Kleyboldt (KNA) – Lesedauer: 5 MINUTEN

Rom ‐ Stirbt ein Papst, ist enorm viel zu organisieren. Geschieht es in einer Zeit, in der ohnehin viele Besucher in Rom sind, ist die Herausforderung umso größer. Und dann ist da auch noch die Sache mit der Überführung quer durch die Ewige Stadt.

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Während im Petersdom Zehntausende am Sarg des verstorbenen Papstes vorbeiziehen, dringt von draußen lautstarkes Hämmern in die Basilika. Denn seit dem Tod von Franziskus am Ostermontag, bereitet sich der Vatikan auf die Trauerfeier am Samstag vor. Und die gesamte Ewige Stadt scheint im Ausnahmezustand.

Auf dem Petersplatz stehen schon die Tribünen, auf denen am Samstag Trump, Steinmeier und Co. Platz nehmen werden. Rund um den Vatikan versuchen zahllose Sicherheitskräfte und Freiwillige, die Menschenmassen zu dirigieren, die noch am offenen Sarg Abschied von Franziskus nehmen wollen. Dazu bleibt der Petersdom derzeit fast rund um die Uhr geöffnet. Mobile Toiletten, Krankenwagen und Zivilschutzfahrzeuge stehen parat. Wer es am Samstag nicht bis auf den Petersplatz schafft, kann der Feier via Großbildschirm auf der Via della Conciliazione folgen, ebenso auf der zum Heiligen Jahr neu angelegten Piazza Pia nahe der Engelsburg.

"Man sollte sich sehr rechtzeitig anstellen!"

Jenseits der Engelsbrücke im Deutschen Pilgerzentrum haben Direktor Christian Böck und seine Mitarbeiterinnen alle Hände voll zu tun. "Wir werden überrannt mit Anfragen, wie lange man zum Beispiel im Moment am Petersdom anstehen muss und wie die Trauerfeier ablaufen wird", berichtet der Priester, der eine Gedenk-Ecke mit Kondolenzbuch unter dem schwarz-beflorten Porträt des Papstes eingerichtet hat. "Wir stehen in Kontakt mit der Präfektur des Päpstlichen Hauses, aber viele Detailfragen sind noch offen." Immerhin so viel kann er über den Abschied von Franziskus am Samstag sagen: "Man braucht keine Karten, jeder kann kommen – aber man sollte sich sehr rechtzeitig anstellen!"

Pfarrer Christian Böck, Direktor des Deutschen Pilgerzentrums in Rom, vor dem Kondolenzbuch für Papst Franziskus
Bild: ©KNA/Sabine Kleyboldt

"Wir werden überrannt mit Anfragen", sagt Pfarrer Christian Böck. Er ist Direktor des Deutschen Pilgerzentrums in Rom. Man stehe im Kontakt mit der Präfektur des Päpstlichen Hauses – viele Detailfragen seien aber nach wie vor offen.

Dazu wird Alan aus Malta wohl keine Gelegenheit mehr haben. Er steht in der Vatikanischen Buchhandlung LEV auf dem Petersplatz, wo sich die Menschen an den Regalen mit Büchern, Ansichtskarten und Rosenkränzen drängeln. Alan will die im Frühjahr erschienene Papst-Autobiografie "Hoffe" kaufen. "Ich bin am Montag angekommen und immer noch überwältigt von der Nachricht seines Todes", sagt der junge Mann. Seinen Aufenthalt zur Trauerfeier am Samstag zu verlängern, war nicht möglich. "Das Hotel ist dann voll ausgebucht, außerdem haben sie die Preise nochmals erhöht."

Über den Ladentisch gehen viele der Bücher von Franziskus, aber auch Rosenkränze, Postkarten oder die Segensbögen zum Heiligen Jahr, versehen mit der Faksimile-Unterschrift des Papstes. An den Schaltern des Vatikanischen Postamts nebenan sind Papst-Briefmarken der Renner. Eine kleine Reisegruppe aus Münster schickt Postkarten an Freunde zu Hause. "Das sind doch schöne Briefmarken", zeigt einer stolz auf Postwertzeichen mit dem Konterfei von Franziskus. Seinen Tod bedauern sie, doch immerhin sei er 88 Jahre alt geworden. Ihre Führung durch den Petersdom am Samstag und durch die Vatikanischen Museen am Sonntag ist jedenfalls jetzt Makulatur.

Über 100.000 Jugendliche für Carlo-Acutis-Heiligsprechung

Im angrenzenden Souvenirladen prangt das Bild des Mannes in Weiß neben dem Foto eines Jungen im roten Polohemd: Carlo Acutis (1991–2006), als "Cyberapostel" verehrter junger Italiener, hätte am Sonntag heiliggesprochen werden sollen. Der Tod des Papstes hat eine Verschiebung notwendig gemacht. Dennoch sind besonders viele Jugendliche zum Heilig-Jahr-Treffen der Teenager angereist, über 100.000 sollen es sein, die mit Sonderzügen und Bussen aus aller Welt eintreffen. "Ganz normal auf Klassenfahrt" sind dagegen Katharina, Cindy und Isabel aus Vechta, alle 20 Jahre alt und angehende Erzieherinnen. Ihre Schule wird am Samstag mit einer Delegation von 200 Leuten an der Trauerfeier teilnehmen, berichten sie, während sie römisches Frühlingswetter genießen.

Ein besonderer Wunsch von Franziskus wird die Organisatoren am Samstag vor logistische Herausforderungen stellen: Auf welchem Weg gelangen seine sterblichen Überreste vom Petersdom zu seiner Begräbnisstätte in der Kirche Santa Maria Maggiore am römischen Hauptbahnhof? "Ich könnte mir vorstellen, dass der Leichenwagen über den Corso Vittorio Emmanuele fahren wird", meint Pfarrer Böck – und sieht in der Situation einen Vorteil: "Dann kann man sich an die Straße stellen und einen Blick auf den Sarg erhaschen. Das würde ich allen empfehlen, nicht nur aus Neugierde, sondern mit einem Vaterunser im Herzen und auf den Lippen."

Von Sabine Kleyboldt (KNA)