Umsetzungsphase der Weltsynode: Wie es mit dem Prozess weitergeht
Dass das Thema Synodalität allgemein und besonders das Projekt Weltsynode dem verstorbenen Papst Franziskus am Herzen lagen, ist kein Geheimnis. Bemerkenswert war sein Entschluss, auf ein nachsynodales Schreiben zu verzichten und das Abschlussdokument im vergangenen Oktober ohne Änderungen anzunehmen. Noch aus dem Krankenbett heraus segnete Franziskus den weiteren Fahrplan für die Umsetzungsphase der Weltsynode ab – und sorgte somit dafür, dass der Prozess mit dem Abschlussdokument nicht endet. Das von seinem Synoden-Generalsekretär Kardinal Mario Grech angekündigte Schreiben mit genaueren Angaben zur Methodik sollte Franziskus aber nicht mehr erleben.
Mit etwas mehr als einem Monat Verspätung wurde dieses Dokument nun am Montag veröffentlicht – approbiert von Franziskus' Nachfolger Leo XIV. Es ist eine erste synodale Richtungsentscheidung des neuen Kirchenoberhaupts. Und Leo XIV. hat sich dazu entschlossen, den Weg seines Vorgängers fortzusetzen. So bleibt es beim angedachten Zeitplan: Bis Ende Dezember 2026 sollen die Ergebnisse der Weltsynode in den Ortskirchen umgesetzt und erprobt werden. Die Ergebnisse dieser Phase werden dann zunächst auf Bistums-, dann auf Bischofskonferenz und schließlich auf kontinentaler Ebene bewertet werden. Den Abschluss des Prozesses bildet eine "allgemeine kirchliche Versammlung" im Oktober 2028.
Einheit der Kirche im Auge behalten
In den Einleitungsworten der nun veröffentlichten "Skizzen für die Umsetzungsphase der Synode 2025-2028" nimmt Kardinal Grech Bezug auf das erste Treffen von Papst Leo XIV. mit dem Synodensekretariat Ende Juni. Darin habe er die Synodenverantwortlichen dazu ermutigt, weiterzumachen. "Es geht darum, die Einheit der Kirche im Auge zu behalten, indem 'die Aufnahme in den verschiedenen kirchlichen Kontexten harmonisiert wird', ohne die Verantwortung der einzelnen Ortskirchen zu schmälern." Obwohl diese Vorgabe noch von Franziskus stammt, hat Leo XIV. bereits deutlich gemacht, dass er es als eine seiner Kernaufgaben sieht, die Einheit der Kirche zu fördern.
Die Etappen der Umsetzungsphase der Weltsynode in der Übersicht
Juni 2025 – Dezember 2026: Umsetzungswege in den Ortskirchen und ihren Gruppierungen
24. – 26. Oktober 2025: Jubiläum der Synodenteams und Beteilungsgremien im Heiligen Jahr
erstes Halbjahr 2027: Evaluationsversammlungen in den Diözesen und Eparchien
zweites Halbjahr 2027: Evaluationsversammlungen in den nationalen und internationalen Bischofskonferenzen, in den hierarchischen Strukturen der Ostkirchen und in anderen kirchlichen Gruppierungen
erstes Quartal 2028: kontinentale Versammlungen zur Evaluation
Juni 2028: Veröffentlichung des Instrumentum laboris für die Arbeit der Kirchlichen Versammlung im Oktober 2028
Oktober 2028: Feier der Kirchlichen Versammlung im Vatikan
Das Synodensekretariat betont aber, dass sich aus der Umsetzung des Schlussdokuments durchaus unterschiedliche Entscheidungen und Formen ergeben können. So benennt das neue Papier Spannungen und Polaritäten, die bereits im Abschlussdokument der Weltsynode angedeutet werden, etwa zwischen der Ortskirche und der Weltkirche, der Teilhabe aller und der Autorität weniger oder dem gemeinsamen Priestertum und dem Amtspriestertum. "Der Weg nach vorn besteht nicht darin, eine unmögliche Regelung anzustreben, die die Spannungen zum Vorteil eines der beiden Pole aufhebt." Dazu brauche es "lokale Experimente", beispielweise bei kirchlichen Diensten, Entscheidungsprozessen oder Beteiligungsgremien. "Die einzelnen Kirchen sind aufgefordert, von ihnen Gebrauch zu machen."
Diözesanbischöfe in der Verantwortung
Das Ziel der Umsetzungsphase sei es, "die Schritte der Umkehr der Kultur, der Beziehungen und der kirchlichen Praktiken und folglich der Reform der Strukturen und Institutionen zu erkennen". Es sei Aufgabe der Ortskirchen, hier geeignete Wege der Umsetzung zu finden.
In der Verantwortung sieht das Papier vor allem die Diözesanbischöfe. Diese sollen die Umsetzungsphase eröffnen, Ziele, Zeiten und Methoden festlegen, ihren Verlauf begleiten und die Ergebnisse bestätigen. Priester und Diakone aber auch diözesane Laiengremien sollen dem Bischof dabei helfen, synodale Verfahren in der Diözese zu etablieren. Denn – so habe es bereits das Schlussdokument betont – solche Verfahren würden die Autorität des Bischofs nicht schmälern, sondern sogar festigen. Eine zentrale Rolle kommt hierbei auch den Synodalteams zu, die in den einzelnen Diözesen eingerichtet werden sollen – sofern dies noch nicht geschehen ist.
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Die Ortskirchen unterstützen will das Generalsekretariat der Synode. Dabei geht es aber nicht nur darum, Fragen zu beantworten und Rückmeldungen zu sammeln. Es versteht sich auch als eine Art Synodalitäts-Animateur. "Ein besonders wichtiger Punkt ist es, die Kirchen zu ermutigen, damit ihr Weg in einem synodalen Stil verläuft." Und Synodalitäts-Müdigkeit, die nach rund vier Jahren vielerorts eingekehrt sein dürfte, wollen die Verantwortlichen nicht gelten lassen: "Deshalb sind alle Kirchen aufgefordert, die Suche nach Instrumenten des Zuhörens fortzusetzen, die der Vielfalt der Kontexte, in denen die christliche Gemeinschaft lebt und wirkt, angemessen sind, ohne sich auf den Bereich der Pfarrei zu beschränken, wie es in einigen Fällen während der Phase des Zuhörens geschehen ist, sondern auch Schulen und Universitäten, Aufnahmezentren, Krankenhäuser und Gefängnisse, das digitale Umfeld usw. einzubeziehen."
Dabei sei es von "entscheidender Bedeutung", Menschen von den Rändern einzubeziehen, etwa Arme und Ausgegrenzte oder junge Menschen. "Darüber hinaus muss besonders darauf geachtet werden, denjenigen zuzuhören, die ihre Verwunderung und ihren Widerstand gegen den synodalen Prozess zum Ausdruck gebracht haben", heißt es im Text. Öffentlich traten solche Stimmen nicht zuletzt beim Vorkonklave vor der Wahl von Leo XIV. auf. Auch ihre Sichtweise dürfe nicht außer Acht gelassen werden, heißt es in den Leitlinien.
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Doch Papst Leo XIV. hat nicht bloß die Entscheidungen von Franziskus zur Fortsetzung der Weltsynode bestätigt. Eine weitere Entscheidung Leos wurde bei der Ankündigung des neuen Dokuments vom Synodensekretariat nur ganz am Rande erwähnt – und hat doch große Symbolkraft: Die von Franziskus eingerichteten Studiengruppen wurden "im Einklang mit einem synodalen Ansatz, der sich durch Transparenz und Verantwortungsbewusstsein auszeichnet, gebeten, bis Ende Juni 2025 einen kurzen Zwischenbericht beim Generalsekretariat einzureichen", heißt es in der Pressemitteilung vom vorvergangenen Montag. Und weiter: "Diese Berichte werden nach ihrem Eingang auf der Website des Generalsekretariats veröffentlicht." Schritte zu mehr Transparenz in der Kirche gehörten zu den Reformvorschlägen, die die Weltsynode in ihrem Abschlussdokument geäußert hat. Die Arbeitsgruppen behandeln auch kirchenpolitisch heikle Themen wie den Frauendiakonat.
Synodaler Weg der Weltkirche geht weiter
Den nun veröffentlichten Leitlinien ist außerdem zu entnehmen, dass es nicht bloß bei den zehn von Franziskus eingerichteten Studiengruppen bleibt. Papst Leo XIV. richtete vielmehr zwei weitere Studiengruppen zur "Liturgie in synodaler Perspektive" und zum "Status der Bischofskonferenzen, kirchlichen Versammlungen und Partikularkonzilien" ein. Dabei wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch um kirchenrechtliche und dogmatische Fragen gehen – auch, was etwa die Kompetenzen der Bischofskonferenzen angeht. Die Beschlüsse des Papstes zu den Ergebnissen aller Studiengruppen, sollen vom Synodensekretariat dann "harmonisch in den laufenden synodalen Weg integriert" werden.
Der synodale Weg der Weltkirche geht also weiter. In einer ersten Reaktion zeigte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erfreut, "weil so auch Papst Leo XIV. den synodalen Prozess und das Voranschreiten auf diesem Weg bestätigt". Und, so Bätzing weiter: "Gerne nutze ich die Gelegenheit, erneut aufzurufen, das Schlussdokument auf allen Ebenen der Kirche in unserem Land zu lesen und zu leben."
