Standpunkt

Mut zum Aufstand – Was uns der 1. August lehren kann

Veröffentlicht am 01.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Friederike Frücht – Lesedauer: 

Bonn ‐ Vor 81 Jahren begann der Warschauer Aufstand, bei dem sich Tausende Polen gegen das NS-Regime erhoben. Was das mit uns zu tun hat? Und mit der Kirche? Friederike Frücht sieht durchaus Parallelen, denn auch in der Kirche brauche es "Aufständische".

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Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand. Tausende mutige Menschen leisteten Widerstand gegen die deutsche Besatzung. Der Aufstand scheiterte – doch bis heute steht er in Polen für den Freiheitswillen und die Würde des Volkes.

Was hat das mit uns zu tun? Mit Kirche? Mit Glauben?

Sehr viel. Denn auch heute braucht es Mut zum Aufstehen. Nicht mit Waffen, sondern mit Worten. Nicht gegen Feinde von außen, sondern gegen lähmende Strukturen, gegen Angst und Gleichgültigkeit. Die Kirche braucht einen inneren Aufstand. Einen Aufstand gegen das schleppende, lückenhafte und für viele Betroffene enttäuschende Aufarbeiten von Missbrauch. Gegen das Aushalten ungerechter Machtverhältnisse. Und nicht zuletzt gegen die Abwertung von Frauen und queeren Menschen.

Glaube sollte nie ruhig und bequem sein. Jesus ist aufgestanden – gegen religiöse Enge, gegen soziale Kälte, gegen Menschenverachtung. Er setzte sich vor allem für die Schwächsten der Gesellschaft ein, für die Würde aller Menschen, für Gleichheit und Gerechtigkeit. Warum fällt uns das heute bisweilen so schwer?

Vielleicht, weil wir Angst haben, etwas zu verlieren: Sicherheit, Zugehörigkeit, Ansehen. Doch der Warschauer Aufstand erinnert uns daran, dass echter Mut nicht aus Stärke, sondern aus Überzeugung entsteht. Und aus Liebe zum Leben und den Menschen.

Ich wünsche mir mehr "Aufständische" in unserer Kirche: Menschen, die aufstehen und sagen, was nicht mehr geht. Menschen, die für etwas stehen! Menschen, die bleiben – aber nicht schweigen. Menschen, die ihr Glauben darin stärkt, unbequem zu sein. Vielleicht beginnen solche Aufstände nicht mit einem Knall, sondern mit einem Satz. Einem Nein. Einem Trotzdem. Einem Jetzt erst recht!

Und vielleicht ist der 1. August ein guter Tag, damit anzufangen.

Stellungnahme der Autorin

Nachdem es einige kritische Rückmeldungen/Anfragen zu ihrem Kommentar gab, hat die Autorin Friederike Frücht der Redaktion eine Stellungnahme zukommen lassen:

Der 1. August diente mir als Anlass, über Mut und notwendige Veränderungen nachzudenken. Mein Anliegen war es, den Begriff des "Aufstandes" im übertragenen Sinn aufzugreifen – als Ausdruck von Widerspruch und Aufbruch. Dabei ging es mir ausdrücklich nicht darum, die Zeit des Nationalsozialismus zu relativieren oder heutige kirchliche Amtsträger mit damaligen Akteuren gleichzusetzen. Der historische Bezug versteht sich als Impuls zur Reflexion – nicht als direkte Parallele. Sollten sich dennoch Menschen durch meinen Text verletzt oder angegriffen gefühlt haben, bitte ich dafür um Entschuldigung.

Friederike Frücht, 2. August 2025

Von Friederike Frücht

Die Autorin

Friederike Frücht leitet die Abteilung Kommunikation der kfd und ist Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift Junia.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.