Standpunkt

Für mehr Solidarität zwischen den Generationen

Veröffentlicht am 14.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Michael Böhnke – Lesedauer: 

Bonn ‐ Niedrigere Renten, höheres Renteneintrittsalter, "Boomer-Soli": Zur Reform der Rente gibt es viele Ideen. Doch mehr Gerechtigkeit versprechen sie kaum, so Michael Böhnke. Er macht einen anderen Vorschlag für mehr Solidarität zwischen Jung und Alt.

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Es gehört zum politischen Handwerk, Risiken in die Zukunft zu verlagern und allfällige Lasten der kommenden Generation aufzubürden. Neben dem Klimawandel betrifft das auch die Renten. Bis Ende des Jahres soll der Bundestag ein Gesetz für stabile Renten und eine höhere Mütterrente beschließen. Weitere Reformschritte sollen folgen. Eine Kommission soll bis Anfang 2027 Vorschläge erarbeiten, wie es mit der Rente weitergehen kann. Im Gespräch sind die Absenkung der Renten, die Anhebung des Renteneintrittsalters, die Einbeziehung Selbständiger und Beamter in die gesetzliche Rente, ein "Boomer-Soli" für die Bezieher von Alterseinkünften, sowie die Begrenzung der Verbeamtungen.

Doch lässt sich so Generationengerechtigkeit herstellen? Ich meine: Eher nicht. Gefordert ist ein Ansatz, durch den die Solidarität zwischen den Generationen gefördert wird. Und der sieht anders aus. Er berücksichtigt die spezifischen Belastungen, die für die unterschiedlichen Lebensphasen typisch sind. Für viele Alte ist es die Armut, für viele Junge die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Um das Risiko der Altersarmut zu senken, braucht es verlässliche Renten. Um das Risiko der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf zu minimieren, braucht es einen verlässlichen Ganztagsbetrieb von Schulen und Kindergärten.

Würden Strukturen geschaffen, die es Pensionären und Rentnern ermöglichten, zur Gewährleistung eines verlässlichen Ganztagsbetriebes in Schulen und Kindergärten – auch während der Ferienzeiten – beizutragen, wäre vielen jungen Familien geholfen. Pensionäre und Rentner sollten ortsnah und mit der gebotenen Flexibilität in Kitas und Schulen einspringen können, wenn wegen Personalmangel mal wieder Not am Mann ist. Ich bin sicher, nicht wenige wären bereit, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Für junge Eltern, für Alleinerziehende, für Arbeitgeber, Schul- und Kitaleitungen wäre damit ein großes Problem gelöst. Die Bereitschaft älterer Menschen, sich zu engagieren, kann meines Erachtens vorausgesetzt, sie muss strukturell ermöglicht und angefordert werden. Die Kirchen als Träger zahlreicher Kitas und Schulen könnten durch eine entsprechende Initiative einen Beitrag zur Solidarität zwischen den Generationen leisten.      

Von Michael Böhnke

Der Autor

Michael Böhnke ist emeritierter Professor für systematische Theologie an der Bergischen Universität Wuppertal. Außerdem ist er Ethik-Beauftragter des Deutschen Leichtathletikverbands.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.