Standpunkt

Eine Papst-WG ist eine gute Idee – und eine Chance

Veröffentlicht am 27.08.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Dem Umzug in den Apostolischen Palast soll Papst Leo XIV. Medienberichten zufolge nicht allein unternehmen: Mehrere Ordensbrüder sollen dort eine Gemeinschaft mit ihm bilden. Das könnte eine Chance für Reformen sein, kommentiert Christoph Brüwer.

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Bald ist es so weit: Wenn man den Berichten der italienischen Zeitung "La Repubblica" glaubt, soll Papst Leo XIV. in wenigen Wochen in den Apostolischen Palast einziehen – aber nicht allein. Drei Augustiner sollen mit dem Ordensmann künftig eine kleine klösterliche Gemeinschaft in den päpstlichen Gemächern bilden. Da Leo XIV. in seiner kurzen Amtszeit bereits mehrfach die Augustiner-Gemeinschaft in Rom besucht hat, wäre dieser Schritt nicht weiter verwunderlich. Und eine Papst-WG wäre eine gute Idee.

Denn an der Spitze der Weltkirche kann es einsam werden. Für Leos Vorgänger Franziskus war das der Grund, warum er nach seiner Wahl im Gästehaus Santa Marta blieb. Die Rückbindung an eine Gemeinschaft kann dabei auch dem Kirchenoberhaupt helfen, sich nicht bloß mit einem Hofstaat aus Ja-Sagern zu umgeben, sondern sich ganz konkret im Alltag um Kompromisse zu bemühen und sich hin und wieder "unterzuordnen".

Es überrascht also nicht wirklich, dass ein Ordensmann als Papst nach Gemeinschaft sucht. Für den Großteil der Diözesanpriester ist solch eine Form der Gemeinschaft aber kaum umsetzbar. Auch wenn es manche Konzepte gibt, drohen Individualismus und Einsamkeit angesichts immer größer werdender pastoraler Räume und rückläufiger Priesterzahlen hierzulande zu Problemen zu werden. Blickt man etwa auf das Amazonas-Gebiet, scheint Deutschland dagegen sogar noch in einer rosigen Situation.

Vielleicht helfen die Erfahrungen in der vatikanischen WG dem Papst also dabei, sich noch einmal grundsätzlich mit der zölibatären Lebensform des Priesters auseinanderzusetzen. Die Aufhebung des priesterlichen Pflichtzölibats etwa könnte hier Abhilfe schaffen.

Die Weltsynode hat dieses Thema in ihrem Abschlusspapier nicht aufgegriffen. Der Reformdruck in diesem Bereich ist aber groß – nicht nur aus deutscher Perspektive. "Die Tür zu dieser Diskussion ist nicht geschlossen", betonte jüngst auch Kardinal Reinhard Marx. "Ich glaube nicht, dass Papst Leo da völlig festgelegt ist. Er hat Basiserfahrung, gerade aus Lateinamerika."

Von Christoph Brüwer

Der Autor

Christoph Brüwer ist Redakteur bei katholisch.de.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.