Seit Monaten streiten Kirche und Regierung

Polens Bischöfe verteidigen Religionsunterricht – Kritik an neuem Fach

Veröffentlicht am 27.08.2025 um 11:45 Uhr – Lesedauer: 

Warschau ‐ Seit Monaten gibt es Streit zwischen Polens Bischöfen und der Mitte-Links-Regierung über den Religionsunterricht. Die Bischöfe verteidigen das Schulfach erneut – und sprechen von "großem Potenzial" und einem wichtigen Beitrag zur Bildung.

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Polens Bischöfe haben erneut den Religionsunterricht an Schulen verteidigt und Kritik am neuen Fach "Gesundheitserziehung" geübt. Die vom Bildungsministerium vorgenommenen Änderungen seien rechtswidrig und ungerecht, betonte laut Nachrichtenportal "Deon.pl" (Dienstag) der Vorsitzende der Bildungskommission der Bischofskonferenz, Bischof Wojciech Osial (Łowicz), bei einer Pressekonferenz des Diözesanbischofsrates. Er erklärte, der Religionsunterricht habe "großes Potenzial" und könne einen wichtigen Beitrag zur Bildung leisten. 

Am neuen Fach "Gesundheitserziehung" äußerte Osial deutliche Kritik. Es enthalte zwar viele positive Aspekte, jedoch sehe die Kirche auch Inhalte, die "im Widerspruch zu ihrer Lehre stehen, insbesondere in Fragen der Moral und Sexualität". Deshalb appelliere er an die Eltern, genau zu überlegen, ob sie ihre Kinder zu diesem Unterricht schicken. 

Hintergrund ist ein Streit zwischen den Bischöfen und der Mitte-Links-Regierung über die geplante Halbierung der Religionsstunden. Anfang Juli erklärte das Verfassungsgericht die von der Regierung verfügte Reduzierung der Religionslehre von zwei auf eine Stunde pro Woche für verfassungswidrig. Bildungsministerin Barbara Nowacka wies das Urteil jedoch zurück, da das Parlament dem Verfassungsgericht im März 2024 die Legitimität abgesprochen hatte. 

Unabhängige Kommission gegen Missbrauch 

Zur geplanten Kommission unabhängiger Experten zur Untersuchung sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche erklärte Bischof Slawomir Oder, er habe nach knapp zwei Monaten den Diözesanbischöfen Entwürfe für Dokumente vorgelegt, die die Grundlage für die Kommission bilden sollen. Anfangs habe es viele Unsicherheiten und Fehlinformationen gegeben, bis hin zur Behauptung, die Kommission sei bereits gescheitert. 

Der von ihm geleitete Arbeitskreis befasste sich nicht mit der Gründung selbst, sondern mit der Ausarbeitung einer rechtlich einwandfreien Vorgehensweise nach Kirchen- und Zivilrecht. Erster Schritt sei ein Abkommen zwischen der Bischofskonferenz sowie den Konferenzen der Oberinnen und Oberen der Männer- und Frauenorden, auf Grundlage einer erweiterten Statutsvorlage. Da Beschlüsse der Bischofskonferenz den Bischöfen nicht aufgezwungen werden können, bleibe der Beitritt freiwillig. "Die formelle Gründung der Kommission wird daher mit der Unterzeichnung bilateraler Abkommen verbunden sein", erklärte Oder. Die Entwürfe gingen nun an die Rechtskommission; bei positiver Bewertung könne die Kommission in den nächsten Monaten offiziell entstehen. 

Zur geplanten Reform der kirchlichen Medienunternehmen, erklärte zudem ein Sprecher der Bischofskonferenz, die schwierige finanzielle Lage sei einer der Hauptgründe für die Umstrukturierung. "Wir wissen, dass der Betrieb von Medien teuer ist – das gilt auch für die von der Polnischen Bischofskonferenz gegründeten Medien", so der Sprecher. Konkrete Entscheidungen gebe es bislang jedoch nicht, außer der Feststellung, dass eine Umstrukturierung notwendig sei. Die Bischofskonferenz stand zuvor in der Kritik, sie wolle die Nachrichtenagentur "Katolicka Agencja Informacyjna" (KAI) in eine eigene neue "Mediengruppe" eingliedern und ihr die Möglichkeit einer unabhänglichen journalistischen Arbeit nehmen. Dies wiesen die Bischöfe jedoch zurück. (mtr)