LGBTQ-Pilgerfahrt zum Heiligen Jahr stößt auf Widerstand

Die geplante Pilgerfahrt von LGBTQ-Christen zum Heiligen Jahr in Rom sieht sich bereits im Vorfeld massiven Anfeindungen ausgesetzt. Wie Organisator Tiziano Fani Braga der Zeitung "La Repubblica" am Mittwoch berichtete, hätten Feindseligkeiten und Angriffe unmittelbar mit der Ankündigung der Wallfahrt begonnen. Auffällig sei dabei, dass diese fast ausschließlich von anonymen Internetprofilen ausgingen: "Wir zeigen unser Gesicht, sie verstecken sich", so Braga.
Die Pilgerfahrt verstehe er ausdrücklich nicht als politische Demonstration: "Wir wollen Konfrontationen und Streit vermeiden. Wir sind nicht dort, um eine Pride-Parade zu machen oder unseren Stolz zur Schau zu stellen." Ziel der Wallfahrt sei das gemeinsame Gebet. Zugleich wolle man aber auch ein kirchenpolitisches Signal aussenden: LGBTQ-Christen seien keine "Gläubigen zweiter Klasse", so Braga.
Hoffnung auf Papst Leo
Mit Blick auf den Wechsel im Papstamt sieht der Organisator Chancen wie auch Risiken. Papst Franziskus habe neue Räume für die Seelsorge von LGBTQ-Christen eröffnet. Von dessen Nachfolger Leo erwarte er nun, dass dieser die Entwicklung fortführe: "Meine Hoffnung ist, dass Leo Ordnung schafft und sagt: Diese Öffnungen müssen schwarz auf weiß festgehalten werden." Nötig seien dafür Änderungen im Katechismus oder die Einführung einer eigenen LGBTQ-Pastoral.
Anfang September organisiert der christliche Verband "La Tenda di Gionata" ("Das Zelt des Jonathan") zusammen mit weiteren Vereinigungen eine LGBTQ+-Pilgerfahrt zum Heiligen Jahr. Neben dem Gang durch die Heilige Pforte des Petersdoms planen die Organisatoren eine Abendandacht sowie eine Messe in der römischen Jesuitenkirche Il Gesù, geleitet vom stellvertretenden Vorsitzenden der Italienischen Bischofskonferenz, Francesco Savino. Teil des Programms ist außerdem die Teilnahme am Angelusgebet mit Papst Leo XIV. Ergänzend bietet der US-Jesuit und LGBTQ+-Aktivist James Martin mit seinem Netzwerk "Outreach" Veranstaltungen an. (KNA)