Standpunkt

Wachsam sein vor der Gefahr von Rechts für den Katholizismus

Veröffentlicht am 29.09.2025 um 00:01 Uhr – Von Claudia Pfrang – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Passauer Bischof Stefan Oster warnt davor, der konservative Katholizismus könne nach rechts abdriften. Auch Claudia Pfrang mahnt: Eine Ungleichheit der Menschen widerspricht der jesuanischen Botschaft. Sie plädiert für eine klare Ausrichtung.

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Es war offensichtlich Bischof Stefan Oster ein Anliegen, anlässlich der Gedenkfeier für Charlie Kirk nicht nur auf Grenzen nach links hinzuweisen, sondern auch darauf, dass der konservative Katholizismus nach rechts abzudriften droht.

Es ist wichtig, dass die deutschen Bischöfe immer wieder betonen, dass völkischer Nationalismus und Christentum unvereinbar sind. Dennoch wächst auch unter Christen die Zustimmung zu in großen Teilen rechtsextremen Parteien. Nicht selten sprechen Rechtspopulisten davon, man müsse wieder Recht und Ordnung schaffen und sich gegen die sogenannten "Wokeness", gegen die Selbstbestimmung und Gleichberechtigung der Frau und queeren Personen, gegen Einwanderung und gegen den Islam positionieren. Die Theologin Angelika Strube weist schon lange auf eine Konvergenz von radikal rechten Positionen mit theologisch traditionalistischen und antimodernistischen Haltungen hin. Fundamentalistische Überlegungen gehen einher mit einem alleinigen Wahrheitsanspruch und einem Denken, das die eigene Religion für überlegen über andere hält. Dies korreliert wiederum mit erhöhter Vorurteilsneigung. Und wer in einem Bereich zu Ungleichwertigkeitsdenken tendiert, tut dies häufig auch in einem anderen.

Auf eine brandgefährliche Entwicklung sichtbar in den USA weist die Innsbrucker Theologin Michaela Quast-Neulinger hin: "Was wir erleben, ist eine Verschmelzung von Ideologien im christlichen Nationalismus, der sich verbündet mit einem entgrenzten Kapitalismus." Der US-Theologe Massimo Faggioli beobachtet in Europa einen weiteren Schritt "in der ideologischen Neugestaltung der Beziehung zwischen Katholizismus und Politik". Hier gilt es wachsam zu sein vor integralistischen Strömungen in den eigenen Reihen – sei es von Laien oder Klerikern, die nach mittelalterlichem Vorbild zu einem konfessionell geprägten Staat zurückkehren wollen. Wer nicht Christ ist, hat in einem solchen Modell nicht die gleichen Rechte. Dies widerspricht der jesuanischen Botschaft. Der Versuchung, durch einen "kulturellen Katholizismus" wieder eine Bedeutung in Gesellschaft und Politik zu erreichen, muss frühzeitig und mutig entgegengetreten werden durch eine radikale Orientierung an der Botschaft Jesu, der immer auf der Seite der Ausgegrenzten stand.

Von Claudia Pfrang

Die Autorin

Claudia Pfrang ist promovierte Pastoraltheologin und Direktorin der Domberg-Akademie der Erzdiözese München und Freising.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.