Es gebe heute schon an vielen Orten ein vertrauensvolles Miteinander

Bischof Meier mit Blick auf Zukunft der Ökumene optimistisch

Veröffentlicht am 05.11.2025 um 10:49 Uhr – Lesedauer: 

Augsburg ‐ Bischof Bertram Meier sieht die Ökumene auf einem guten Weg: Der gemeinsame Blick auf Christus wiege stärker als trennende Fragen; auch das Papstamt sei kein Hindernis mehr. Als Kind habe er die evangelische Kirche aber langweilig gefunden.

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Der Augsburger Bischof Bertram Meier zeigt sich mit Blick auf die weitere Zukunft der Ökumene optimistisch. Der gemeinsame Blick auf Jesus Christus sei stärker "als alles, was an Trennung zwischen den Kirchen vorhanden ist", sagte Meier jetzt in einem Interview des Nachrichtenmagazins "katholisch1.tv". Er glaube, "wir brauchen einander und wenn wir als jeweilige Konfession immer mehr auf Christus schauen, dann rücken wir auch selber wieder mehr zusammen". Aus einem Gegeneinander der Konfessionen sei heute schon "ein Nebeneinander und an vielen Orten auch ein harmonisches, vertrauensvolles Miteinander" geworden. Gleichwohl betonte der Bischof, das Christus sich eine einzige Kirche gewünscht habe.

Papstamt ist kein "Spaltpilz" mehr

Das Papstamt sieht Meier, der auch Mitglied der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist, nicht als unüberwindbares Hindernis für den Fortgang der Ökumene. Das Amt sei kein "Spaltpilz" mehr, vielmehr gebe es "viele ökumenische Dialoge zum Petrusdienst". Er denke, so der Augsburger Oberhirte, dass man künftig auch darüber diskutieren müsse, wie der Primat des Papstes ausgeübt werde. "Da sind wir gerade in einer ganz interessanten Diskussion."

Er glaube zudem, so Meier, dass das gemeinsame christliche Zeugnis in den kommenden Jahren noch wichtiger werde. "Wir werden nur dann punkten können auch in unserer Gesellschaft, auch in der säkularen Gesellschaft, wenn wir als Zeuginnen und Zeugen des Glaubens noch enger zusammenstehen. Und das ist für mich Ökumene."

Ökumene "mit der Muttermilch aufgesogen"

Wertschätzend äußerte sich Meier in dem Interview auch über Martin Luther. Dieser habe gemeinsam mit anderen Reformatoren die Aufgabe einer gewissen Korrektur der römisch-katholischen Kirche gehabt. "Es gab genug Missstände. Es gab auch Dinge, die mit dem Evangelium nicht vereinbar waren, bis in einen Ablasshandel, als könnte man sich den Himmel verdienen, auch mit Geld." Angesichts solcher Dinge habe es eine Gestalt wie Luther gebraucht, der seinen Finger in die Wunden gelegt habe.

Mit Blick auf seinen eigenen Lebensweg erzählte Meier, dass er die Ökumene "mit der Muttermilch aufgesogen" habe. Schließlich sei er angesichts einer katholischen Mutter und eines evangelischen Vaters in einem konfessionsverbindenden Elternhaus aufgewachsen. Hin und wieder, so der Bischof, sei er als Kind auch in die evangelische Kirche mitgegangen. "Mir war es aber in der evangelischen Kirche zu langweilig, zu wortlastig. Und in der katholischen Kirche hat man viel, viel mehr Musik, mehr Glanz, mehr Liturgie, man konnte auch mehr tun." So sei er seit seiner Erstkommunionzeit bereits "eifriger Ministrant" gewesen und auch dadurch "voll reingewachsen in die katholische Kirche". (stz)