Theologie – das modernste Studienfach der Welt

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Die Anzahl der Studiengänge in Deutschland steigt rapide. Viele zielen auf eine frühe Spezialisierung. Für junge Menschen wirkt das attraktiv: Ein Studium mit einem klaren Fokus erleichtert später die Stellensuche – oder nicht?
Ein Studium dauert drei Jahre, mit einem Master sogar fünf oder sechs. Gleichzeitig verändern sich die Anforderungen der Arbeitswelt immer schneller: Was vor wenigen Semestern mühsam erlernt wurde, erledigt heute die KI. Umso trendiger das Studienfach klingt, desto gefährlicher: Der Wandel ist viel zu schnell, als er sich in Studienplänen abbilden ließe.
Studierende der Theologie lernen, philosophisch, historisch, ethisch, juristisch, sozialwissenschaftlich, ästhetisch, pädagogisch und sprachwissenschaftlich zu denken – und mit den Unterschieden dieser Zugänge zur Wirklichkeit zurechtzukommen. Vielleicht ist das alte Studienfach Theologie das modernste der Welt: weil es nicht für den Trend der nächsten fünf Jahre ausbildet, sondern die Kompetenzen schult, mit den Trends der nächsten fünfzig Jahre umzugehen.
Die Zahl unserer Studierenden mit dem Berufsziel Pastoral oder Schule ist zu klein geworden, um darauf eine zukunftsfähige Fakultät zu stützen. Wir als Tübinger Fakultät machen aktuell junge Menschen mit Stickern und Bierdeckeln auf unsere neue Instagram-Seite "Theologie & Du" aufmerksam. Dort wollen wir sie für ein Studium an unserer Fakultät mit ihren ganz unterschiedlichen Charakteren begeistern. Und für unsere Studierenden schaffen wir über Praktikumsangebote außerhalb von Pastoral und Schule eine Sichtbarkeit für alternative Berufswege.
Natürlich wollen und werden wir weiterhin für die klassischen Berufsfelder ausbilden – aber wir brauchen mehr Studierende mit anderen Berufszielen! Junge Menschen für die Theologie zu begeistern, sollte möglich sein – denn unser "Produkt" ist gut und wird immer besser: Umso schneller sich berufliche Spezialisierungen verändern, desto mehr sind Generalist*innen gefragt. Wie auch immer der Arbeitsmarkt der Zukunft aussehen wird – wer Theologie studiert hat, wird gut darauf vorbereitet sein.
Der Autor
Simon Linder arbeitet als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Universität Tübingen. Er ist promovierter Katholischer Theologe und hat einen Studienabschluss in Allgemeiner Rhetorik. Aktuell forscht er zum Thema "Assistierter Suizid".
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.