Beide leiteten Kommission für Statut der Synodalkonferenz

Overbeck und Kreuter-Kirchhof über Satzung: Geht nicht ohne Vertrauen

Veröffentlicht am 24.11.2025 um 00:01 Uhr – Von Christoph Brüwer – Lesedauer: 

Fulda ‐ Sie haben die Beratungen und Debatten über die Gestaltung der Satzung für die Synodalkonferenz maßgeblich gestaltet: Charlotte Kreuter-Kirchhof und Bischof Franz-Josef Overbeck. Im katholisch.de-Interview sprechen sie über römische Eingaben, Synodalität und die Botschaft an die Weltkirche.

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Als die Satzung der Synodalkonferenz einstimmig beschlossen wurde, war die Erleichterung bei Charlotte Kreuter-Kirchhof und Bischof Franz-Josef Overbeck beinahe greifbar. Als Präsidenten der Satzungskommission des Synodalen Ausschusses war es ihre Aufgabe, das Statut zu entwickeln und konsensfähig zu machen. Im katholisch.de-Interview sprechen sie über die historische Entscheidung.

Frage: Bischof Overbeck, Frau Kreuter-Kirchhof, die Satzung für die Synodalkonferenz wurde in Fulda einstimmig verabschiedet. Wie groß ist der Stein, der Ihnen vom Herzen fällt?

Kreuter-Kirchhof: Ich bin sehr froh über den einstimmigen Beschluss der Satzung. Ein langer synodaler Weg hat zu einem guten Ergebnis für unsere Kirche in Deutschland geführt.

Overbeck: Am Anfang war nicht zu erwarten, dass es einstimmig zu einem guten Ergebnis und am Ende auch zu einer so guten Positionierung zur Entwicklung von Synodalität kommen würde. Das war sehr viel Arbeit – aber die hat sich gelohnt.

Frage: Es gibt noch ein paar Hürden, die die Satzung nehmen muss: die Vollversammlungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) und der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) sowie die Approbation des Vatikans. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass die Zustimmung da ähnlich ausfällt?

Overbeck: Die meisten unserer Diözesanbischöfe waren in Fulda dabei und haben zugestimmt. Von daher hoffe ich, dass wir auch mit den Bischöfen, die noch andere Wege gehen, gut zusammenkommen. Dasselbe hoffe ich auch für das ZdK. Ich habe schon viele Gespräche mit den römischen Stellen geführt und dort sind wir ebenso gute Wege gegangen – vor allem bei den beiden Teilen der Synode zur Synodalität unter Papst Franziskus in den vergangenen beiden Jahren. Von daher bin ich guter Hoffnung.

Kreuter-Kirchhof: Auch ich bin voller Zuversicht. Die Verabschiedung der Satzung war ein wichtiger Schritt. Der Weg aber geht nun weiter. Das Vertrauen, das in den vergangenen Jahren gewachsen ist, bildet hierfür die Grundlage.

Ein silbernes Kreuz
Bild: ©KNA/Julia Steinbrecht (Symbolbild)

"Ich erlebe vor allem, dass sehr viel Vertrauen gewachsen ist. Dieses Vertrauen trägt uns, auch wenn manchmal schwierige Fragen zu entscheiden sind", sagt Charlotte Kreuter-Kirchhof zum Verlauf des Synodalen Wegs.

Frage: Was ist der Kern, den Sie aus der langen Debatte mitnehmen?

Overbeck: Synodalität ist auf der einen Seite eine Geistes- und Glaubenshaltung und braucht auf der anderen Seite eine gesunde Struktur. Aus beidem zusammen entsteht eine synodale Kultur, in der Verantwortung gemeinsam wahrgenommen wird...

Kreuter-Kirchhof: … und Teil dieser Kultur ist der offene Austausch und das Ringen um eine gute Lösung, um so gemeinsam einen Konsens zu finden. Dass die Satzung am Ende einstimmig verabschiedet wurde, ist Ausdruck dieses Prozesses.

Frage: In der Debatte ging es auch um das Thema Vertrauen, das mitunter strapaziert und teilweise auch verletzt wurde. Beschäftigt es Sie, dass das nach sechs Jahren Synodaler Weg noch immer ein Thema ist?

Kreuter-Kirchhof: Ich erlebe vor allem, dass sehr viel Vertrauen gewachsen ist. Dieses Vertrauen trägt uns, auch wenn manchmal schwierige Fragen zu entscheiden sind. Im Synodalen Ausschuss ist dieses vertrauensvolle Miteinander weitergewachsen.

Overbeck: Kirche kann ohne Vertrauen nicht bestehen – nicht nur ohne das Vertrauen auf Gott, sondern auch ohne das Vertrauen ineinander und in die Weise, wie wir das gemeinsame Leben auf Erden gestalten. Dieses Vertrauen muss immer wieder neu gewonnen werden. Das ist und bleibt ein Prozess.

„Mit dieser Entwicklung können wir also zeigen, dass das Zweite Vatikanische Konzil in eine neue Rezeptionsphase gekommen ist, in der es nochmal neu um das Vertrauen aller geht und um eine partizipative Struktur.“

—  Zitat: Bischof Franz-Josef Overbeck

Frage: Gerade um das Thema Finanzen wurden intensiv debattiert. Ist das, was hier beschlossen wurde, aus Ihrer Sicht revolutionär?

Kreuter-Kirchhof: Dies ist nicht revolutionär, sondern synodal. Die Entscheidungen, die wir zum Finanzmandat der Synodalkonferenz getroffen haben, zeigen, dass auch in diesem Bereich künftig Bischöfe und weitere Gläubige gemeinsam beraten und gemeinsam beschließen. Dies gilt für das Miteinander in der Synodalkonferenz der katholischen Kirche in Deutschland insgesamt.

Overbeck: Es ist ein deutlicher Ausdruck dafür, dass Verantwortung in der Kirche in unterschiedlicher Weise wahrgenommen wird – aber letztlich immer von allen gemeinsam und nicht allein. Es gibt schon solche Verantwortungsstrukturen, die intensiviert werden. Und das ist ein Segen.

Frage: Immer wieder wurde bei der Sitzung des Synodalen Ausschusses betont, dass der Vatikan die Satzung der Synodalkonferenz als beispielhaft für die Weltkirche betrachtet und deswegen auch daran mitgearbeitet hat. Was ist aus Ihrer Sicht die Botschaft, die hier vom Synodalen Ausschuss ausgeht – auch in Richtung Weltkirche?

Overbeck: Wir sind auf alle Impulse eingegangen, die von Rom ausgegangen sind. Das hängt wesentlich mit der Synodalität zusammen, die – ausgehend von Papst Franziskus – die Weltkirche auf allen Ebenen beschäftigt. Mit dieser Entwicklung können wir also zeigen, dass das Zweite Vatikanische Konzil in eine neue Rezeptionsphase gekommen ist, in der es nochmal neu um das Vertrauen aller geht und um eine partizipative Struktur.

Kreuter-Kirchhof: Wir sind Teil der Weltkirche. Das war im Synodalen Ausschuss von Anfang an allen bewusst. Gerade auch in dieser weltkirchlichen Perspektive haben wir im Synodalen Ausschuss gemeinsam beraten. Deshalb ist es für uns so wichtig, dass die Satzung in einem so guten Dialog mit Rom besprochen und weiterentwickelt werden konnte.

Von Christoph Brüwer