Leos erste Auslandsreise: Gut für den Dialog der Religionen

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Die erste Auslandsreise von Leo XIV. hat in Deutschland kaum Schlagzeilen gemacht, andere Nachrichten überschatteten den Papstbesuch. Doch in der Türkei und im Libanon waren seine Auftritte bedeutende Ereignisse, nicht nur für katholische, armenische, maronitische Christen. Zwar tritt Leo XIV. weniger charismatisch auf als seine Vorgänger Franziskus und Johannes Paul II., aber er hat mit seiner Botschaft der Hoffnung und Solidarität Mut gemacht.
Realistisch betrachtet führen kurze Papstbesuche und seine Ansprachen nicht zu großen Änderungen. Nachhaltige Folgen, wie nach der ersten Polenreise von Johannes Paul II. 1979, haben sie nur selten. Sie lenken den Blick auf bestimmte Themen, bewirken jedoch oft ähnlich wenig wie die Besuche und Reden von Bundespräsidenten. Immerhin: Man erinnert sich gern an die Reden einer Autorität mit moralischem Gewicht.
Was das Kirchenoberhaupt sagt, ist vor allem symbolträchtig und signalisiert Solidarität. Ein Papstbesuch festigt die diplomatischen Beziehungen, so beim Türkei-Besuch mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Und er stärkt den interreligiösen und ökumenischen Dialog. Das war spürbar wie beim Moschee-Besuch in Istanbul und Treffen mit orthodoxen Christen, vor allem mit Patriarch Bartholomäus von der griechisch-orthodoxen Kirche von Konstantinopel.
Gleichzeitig durfte die winzige Minderheit von weniger als einem Prozent Katholiken in der Türkei, darunter viele Arbeitsmigranten, erfahren: Ihr seid nicht vergessen. Im Libanon haben rund 150.000 Menschen Leo XIV. regelrecht umjubelt. In dem von Korruption und schwerer Wirtschaftskrise gebeutelten Land sehnen sie sich nach stabilen Verhältnissen und Frieden. Das aus der Bergpredigt stammende Motto der Papstreise – –Selig, die Frieden stiften" – und die eindringlichen Aufrufe zur Versöhnung passten daher gut.
Franziskus hätte sich vermutlich klarer geäußert als sein Nachfolger. Dass sich Leo XIV. diplomatisch zurückhaltend zeigte, ohne sich zu verbiegen, muss jedoch kein Fehler sein.
Der Autor
Christof Haverkamp ist Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der katholischen Kirche in Bremen und Senderbeauftragter der katholischen Kirche bei Radio Bremen.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.