Stars, Investoren und Kritiker streiten über Einfluss und Werte

Gebetsapp Hallow zwischen Glauben, Geld und Macht

Veröffentlicht am 26.12.2025 um 00:01 Uhr – Von Mario Trifunovic (KNA) – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Gebetsapp Hallow gilt als erfolgreichste religiöse App der Welt. Millioneninvestments, Superbowl-Werbung und Promi-Videos vor Weihnachten sorgen für Aufmerksamkeit – doch Datenschützer und Theologen warnen.

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Die Stars Mark Wahlberg, Jonathan Roumie und Gwen Stefani gehören zu den prominenten Unterstützern der katholischen Gebetsapp Hallow. Große Aufmerksamkeit erhielt die App 2024, als sie während der Halbzeitshow des NFL-Superbowls beworben wurde – ein kostspieliger Auftritt beim medialen Großereignis. Im Jahr 2025 folgte vor Weihnachten eine weitere Marketingkampagne: Prominente veröffentlichten während der Adventszeit Kurzvideos, mit denen sie zur Nutzung der App aufriefen. Auch Influencer aus Deutschland und Kirchenvertreter werben immer wieder für die App.

Hallow bietet Bibeltexte, Gebete und spirituelle Inhalte, die Nutzerinnen und Nutzer im Glauben unterstützen sollen. Für zahlende Premium-Nutzer gibt es zusätzliche Funktionen wie personalisierte Gebete und Meditationen sowie die Möglichkeit, Inhalte mit anderen Gläubigen zu teilen. Beobachter vergleichen das Konzept mit Spotify oder Tiktok.

Investoren und politische Verbindungen

Die Betreiber bezeichnen Hallow als "erfolgreichste Gebetsapp der Welt". Zu den Investoren zählt unter anderem der Paypal-Mitgründer Peter Thiel. Thiel hatte den Facebook-Mutterkonzern Meta Anfang 2022 verlassen, um sich verstärkt politischen Aktivitäten zu widmen und Politiker zu unterstützen, die dem Kurs von Donald Trump nahestehen, darunter der heutige US-Vizepräsident JD Vance.

Gemeinsam mit weiteren Geldgebern investierte Thiel laut einem Bericht der "New York Times" rund 40 Millionen US-Dollar in Hallow. Dies löste insbesondere mit Blick auf den Datenschutz Kritik aus. Eine Untersuchung des Portals Buzzfeed aus dem Jahr 2022 zeigte, dass Hallow damals Benutzerdaten an Geschäftspartner für gezielte Werbung weitergeben konnte. In den Datenschutzbestimmungen hieß es zudem, dass Informationen nach eigenem Ermessen auch an Regierungen, Strafverfolgungsbehörden oder private Parteien übermittelt werden könnten. Seit 2024 gelten neue Datenschutzrichtlinien. Private und sensible personenbezogene Daten dürfen nur noch an den Dienstanbieter selbst sowie an vom Nutzer autorisierte Dritte weitergegeben werden.

Sensible Nutzerdaten und politische Nutzung

Auch Experten der Mozilla Foundation bestätigten damals, dass neben persönlichen Angaben unter anderem Gebetszeiten und Tagebucheinträge erfasst wurden. Vor diesem Hintergrund bezeichnete das Portal Vox Thiel bereits 2020 als "Datensammler-König". Thiel hatte schon 2016 im Umfeld der Trump-Regierung staatliche Datenanalyseaufträge im Umfang von rund 1,5 Milliarden US-Dollar erhalten.

Wie sensibel solche Daten sein können, zeigte ein Bericht des "Wall Street Journal" aus dem Jahr 2019. Demnach nutzte die konservative Interessengruppe Catholic Vote bei den US-Senatswahlen 2018 Daten aus religiösen Apps, um Personen zu identifizieren, die innerhalb von 60 Tagen mindestens zweimal eine katholische Kirche besucht hatten. Diese Nutzer erhielten einen sogenannten "Religionsintensitätswert". Rund 600.000 Menschen wurden daraufhin gezielt mit Wahlwerbung angesprochen. Unterstützt wurde der republikanische Kandidat Josh Hawley, während seine demokratische Gegnerin Claire McCaskill als "antikatholisch" dargestellt wurde. Hawley gewann die Wahl.

Die Gebetsapp "Hallow" in den US-Medien
Bild: ©Montage: katholisch.de (Archivbild)

Viel diskutiert: Die Gebetsapp "Hallow" in den US-Medien

Ob und in welchem Umfang Daten religiöser Apps bei der US-Präsidentschaftswahl 2024 eine Rolle spielten, lässt sich nicht belegen. Festmachen lässt sich bislang nur der wachsende Einfluss des US-amerikanischen Rechtskatholizismus.

Kritik an politischer und religiöser Vermischung

Kritiker werfen Hallow unter anderem vor, eine neue Form konservativer, anti-woker Frömmigkeit zu fördern, die mit diesem Einfluss einhergehe. Ähnlich wie in der Politik der Trump-Administration sehen Beobachter wie der Theologe Massimo Faggioli eine problematische Vermischung von Religion, Politik und Kommerzialisierung. Faggioli zweifelte im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Ich bin mir nicht sicher, ob das dem christlichen Glauben langfristig guttut."

Die Gründer von Hallow gelten dabei als politisch konservativ. Mitgründer Alex Jones sagte Buzzfeed, man stehe uneingeschränkt hinter der Lehre der katholischen Kirche, insbesondere hinter deren Pro-Life-Position. Diese Haltung entspreche auch der Linie der US-amerikanischen Bischofskonferenz, für die der Kampf gegen Schwangerschaftsabbrüche oberste Priorität habe. Das Bekenntnis zur katholischen Lehre der App-Macher schließt auch die Verurteilung gelebter Homosexualität ein. Das rief zuletzt weitere Kritiker auf den Plan.

Kritik an Stefani

So traf die Kritik nicht nur die Hallow-Macher, sondern auch die Frontfrau der Rockband No Doubt, Gwen Stefani. Sie hatte in einem Kurzclip Werbung für die Gebetsapp gemacht. Laut einem Bericht von Buzzfeed reagierten Stefanis Fans enttäuscht, denn viele Fans aus der LGBTQ+-Community fühlten sich durch die Verbindung ihres Idols zu der App verraten. Die englische Abkürzung LGBTQ+ steht vor allem für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren. In Anspielung auf Gwens Song "Don't Speak" von 1995 hieß es in den Kommentaren: "Gwen-DON'T SPEAK".

Von Mario Trifunovic (KNA)