Franziskus gibt auf Rückreise aus Afrika "fliegende Pressekonferenz"

Über den Islam, das Klima und ein kirchliches Dilemma

Veröffentlicht am 01.12.2015 um 09:40 Uhr – Lesedauer: 
Papstreise

Rom ‐ Sie sind bei Papstreisen wie eine Art Zugabe: Die fliegenden Pressekonferenzen von Franziskus. Auch auf dem Rückweg aus Afrika gab er wieder eine. Diesmal ging es um die Klimakonferenz in Paris, das Verhältnis zum Islam und um Kondome.

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Am Vorabend des Weltaidstages sagte der Papst, die Frage, ob der Gebrauch von Kondomen zur Vermeidung von HIV-Infektionen erlaubt werden solle, stelle die Kirche vor ein "Dilemma". Es gelte, das Gebot der Enthaltsamkeit gegen das Verbot des Tötens abzuwägen. Es gehe darum, "das Leben zu verteidigen, oder den Geschlechtsverkehr, aus dem das Leben kommt".

Bibel-Gleichnis als Antwort

Eine konkrete Antwort auf die Frage, ob die Kirche angesichts der hohen HIV-Infektionsraten in Afrika ihre Haltung ändern sollte, gab der Papst nicht. Er antwortete mit einem Bibel-Gleichnis. Jesus sei einmal gefragt worden, ob es zulässig sei, am Sabbat Menschen zu heilen. "Es ist eine Pflicht, zu heilen", sagte Franziskus. Doch erst wenn alle geheilt seien und es keine Ungerechtigkeiten gebe, könne man über den Sabbat reden. Es gebe aber größere Probleme wie soziale Ungleichheit, Hunger und Kriege.

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Die Benutzung künstlicher Verhütungsmittel ist nach katholischer Lehre untersagt. Papst Paul VI. (1963-1978) sprach das Verbot 1968 in seiner Enzyklika "Humanae Vitae" aus. Diese Entscheidung ist bis heute auch innerkirchlich umstritten. Bereits Benedikt XVI. hatte in einem 2010 erschienenen Interview-Buch mit Blick auf Aids gesagt, eine Verwendung von Kondomen könne in begründeten Einzelfällen das kleinere Übel sein.

Über den Kontinent Afrika sagte Franziskus auf seiner Rückreise, dieser sei nach wie vor "Opfer" auswärtiger Mächte. Sie hätten es nur auf die großen Reichtümer abgesehen und seien nicht an einer Entwicklung der einheimischen Bevölkerung interessiert. Afrika sei heute wie früher "ein Märtyrer der Ausbeutung".

Hoffnungen setzt Franziskus auf den gestern eröffneten Klimagipfel in Paris. Er sei sich nicht sicher, dass die Teilnehmer etwas erreichten, aber er vertraue darauf, "denn sie sind guten Willens". Er selbst bete für ein gutes Ergebnis. Bislang hätten solche Weltklima-Konferenzen allerdings nur wenig gebracht. Für das Pariser Gipfeltreffen gelte "jetzt oder nie".  Der Vatikan ist mit einer eigenen Delegation vertreten, die von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin geleitet wird. In seiner im Juni erschienenen Umweltenzyklika "Laudato si" ruft Franziskus zum Kampf gegen den Klimawandel auf.

Linktipp: Papstreisen

Als Oberhaupt der katholischen Kirche absolviert Papst Franziskus regelmäßig Reisen innerhalb Italiens und in andere Länder. Diese Themenseite bündelt die Berichterstattung von katholisch.de zu den Reisen des Heiligen Vaters.

Ein weiteres Thema der Pressekonferenz waren die jüngsten islamistischen Terroranschläge in der französischen Hauptstadt. Vor diesem Hintergrund wandte sich Franziskus gegen eine pauschale Verurteilung des Islam. Der Fundamentalismus sei eine "Krankheit, die es in allen Religionen gibt". Man könne nicht eine ganze Religion für verkehrt erklären, nur weil es "zu einem bestimmten Zeitpunkt der Geschichte einige oder viele fundamentalistische Gruppen gegeben hat".

Franziskus: Auch Christen führten Religionskriege

Auch Christen hätten Religionskriege geführt. Als Beispiele nannte Franziskus den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und die Bartholomäusnacht in Frankreich 1572. Es seien auch nicht Muslime gewesen, die 1527 Rom plünderten, sondern christliche Soldaten von Kaiser Karl V. Franziskus hatte am Montag die größte Moschee von Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik, besucht. Insgesamt sechs Tage hatte er Kenia, Uganda und der Zentralafrikanischen Republik verbracht. (gho/KNA/dpa)