Die Vereinten Nationen befürchten, dass im Nahen Osten ein regionaler Krieg "immer näher rückt". Und "Die Zeit" titelt in dieser Woche: "Stell dir vor, es ist Krieg..." Man braucht nicht der Kriegsgeneration angehören, um sich ausmalen zu können, wie sich das Flüchtlingselend nochmals dramatisch zuspitzen würde, wenn das Blutvergießen im Irak und Syrien nicht gestoppt werden kann.
Fast täglich erreichen uns schockierende Nachrichten von den europäischen Grenzen. Flüchtlinge sterben, weil es keinen sicheren Zugang zum europäischen Asylsystem gibt. Hilfesuchende berichten von Bedrohungen auf ihrem beschwerlichen Weg, von Schikanen und Gefängnissen in den Ländern, in denen sie Schutz suchen, erzählen von sterbenden Kindern, Familienangehörigen und Freunden.
Es werden immer wieder neu Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Deutschland ist stark genug sie aufzunehmen. Wir brauchen humanitäre Aufnahmemöglichkeiten, einen Geist des Willkommens und den Respekt vor der Menschenwürde der Hilfesuchenden. Der Berliner Kardinal gedenkt am heutigen Weltflüchtlingstag in einem Gottesdienst derer, die auf der Flucht umgekommen sind. Und er wird eine Liberalisierung der Asylpolitik fordern. Was wäre, wenn alle Pfarreien in Deutschland ab sofort für drei Jahre ihre Pfarrheime als Notunterkunft zur Verfügung stellten, wenn die Gemeindemitglieder sich um ihre Gäste kümmerten, und auch bereit wären, gegebenenfalls auf den nächsten Gemeindekarneval zu verzichten? Wäre das naiv?
Von Joachim Opahle