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Bibel und Rassismus? Glaube.Leben.

Vor Gott sind wir alle gleich, und dennoch spiegelt unser Alltag oft ein anderes Bild: Rassismus ist mal mehr, mal weniger offensichtlich, aber stets gegenwärtig. Christian Olding zeigt auf, wie die Bibel uns helfen kann, gegen das Problem anzugehen.

Video: © Alpha Entertainment

Ich bin nicht schwarz. Ich gehöre zu den privilegierten Weißen, die von einem System profitieren, das mir ganz unverdiente Vorteile zukommen lässt. Ich bin Teil des Problems. Und ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich auch ganz unbewusst von Vorurteilen heimgesucht werde, die andere herabsetzen. Und ich merke an diesen Punkten immer wieder, wie sehr ich auf die Perspektive der Bibel angewiesen bin, die so anders ist als das, was bei uns gesellschaftliche Realität ist.

Gleich zu Beginn stellt die Bibel die Ebenbildlichkeit Gottes aller Menschen fest. Und die jüdische Tradition leitet aus der Erzählung, dass wir Menschen allesamt auf Adam und Eva zurückgehen ab, dass keiner sich über den anderen erheben kann. Wir Menschen sollten also einander auf Augenhöhe begegnen, wir allesamt. Im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes, wird davon berichtet, dass Gott einst die Menschen aus allen Ländern, Sprachen und Nationen zusammenrufen und vor seinem Thron versammeln wird. Trotz aller Gemeinsamkeiten bleibt die Unterschiedlichkeit zwischen den Menschen gewahrt. Die Unterschiede zwischen uns machen unsere Einmaligkeit gerade aus. Das ist manchmal anstrengend, aber das gehört mit dazu.

Das Christentum weist zudem mit aller Nachdrücklichkeit darauf hin, dass unsere eigentliche Identität nicht darin liegt, wen wir lieben, woher wir kommen, welche Sprache wir sprechen, sondern dass wir in Jesus Christus zu einer neuen Familie zusammengefügt sind. Paulus formuliert deswegen im Galaterbrief, dass es nicht interessiert ob wir Juden oder Griechen, Sklaven, Freie, Männer oder Frauen sind. Sondern in Christus sind wir alle eins. Und im Jakobusbrief macht er nochmals deutlich, dass vor Gott die klassischen Rangunterschiede und sozialen Ordnungen unseres Miteinanders nicht interessieren. Und dass wir uns deswegen im Umgang miteinander davon auch niemals blenden lassen dürfen. Und wer möchte bitte behaupten, dass Ablehnung, Rassismus und Vorurteile dem christlichen Grundgebot der Nächstenliebe entsprechen. Wer bitte möchte auf diese Art und Weise selbst behandelt werden? Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Rassismus setzt das in keinster Weise um.

Inzwischen allerdings äußert sich Hass nicht immer nur in physischer Gewalt. Wir haben viel kreativere und subtilere Wege gefunden, dem anderen zu signalisieren, es wäre besser ihn würde es nicht geben. Aber weil Jesus schon darum wusste, mahnt er an, dass bereits derjenige ein Mörder ist, der seinen Bruder im Herzen ablehnt. Rassismus ist am Ende nicht nur eine Form der Menschenfeindlichkeit, sondern auch eine Feindschaft gegen Gott. Denn die große Vision des Himmels besagt, dass wir am Ende eh zusammen alle gemeinsam an einem Tisch sitzen werden, um miteinander zu feiern. Wenn das die große Vision und die große Ziellinie ist, dann sollten wir hier und jetzt schon damit beginnen. Rassismus ist damit am Ende auch eine Frage der Perspektive, wie ich diese Welt und wie ich die Menschen sehe. Es ist ein geistlicher Kampf. Und in diesem Kampf mahnt die Bibel immer wieder an, dass wir die Gottesebenbildlichkeit des Menschen immer wieder neu zur Geltung und zum Ausdruck bringen müssen.

Im Video-Format "Glaube.Leben." beantwortet Christian Olding Fragen, die sich jeder irgendwann einmal stellt. Die katholisch.de-Serie will Orientierung für das eigene Leben mit dem Glauben geben. Aus seiner persönlichen und beruflichen Erfahrung heraus nimmt Pfarrer Olding den Zuschauer an die Hand. Dabei bedient er sich in gewohnter Manier klarer Worte und Bilder. Jeden ersten Dienstag im Monat erscheint eine neue Folge auf katholisch.de und in unserem YouTube-Kanal.