Wie gehe ich mit Versuchung um? Glaube.Leben.
Versuchungen gehören zu unserem Leben unweigerlich dazu. Da hilft auch kein Bedauern und kein Klagen, zumal sie gute Verbündete in uns selbst haben. Unsere Sehnsucht nach Glück und einem erfüllten Leben und auch unsere Melancholie und Trauer, die wir allzu oft zu betäuben versuchen. Deshalb lohnt sich die Frage, wie wir uns aufstellen sollten, um diesen Versuchungen geschickt und gut zu begegnen. In unserem Leben warten immer wieder Herausforderungen auf uns. Dass wir Dinge miteinander in Einklang bringen müssen wie Genießen und Verzichten, wie unseren Hang zur Macht und unsere Fähigkeit zur Unterordnung. Und die Versuchung Jesu in der Wüste zeigt, dass wir durchaus dazu in der Lage sind, diese Herausforderung zu meistern.
Diese Geschichte zeigt aber eben auch, dass Versuchungen zeit unseres Lebens ein Thema bleiben werden. Es geht darum, unsere inneren Regungen und Empfindungen zu klären, ob sie uns mehr zu Gott und unseren Mitmenschen und damit auch zu uns selbst hinbringen, oder ob sie uns von alldem wegziehen. Wir müssen unseren Empfindungen einen Namen geben, wir müssen sie aufdecken, sie handhabbar machen. Und wir müssen dann schauen, ob wir ihnen nachgeben wollen, oder ob wir uns bewusst entscheiden, anders zu handeln. Damit wir am Ende nicht nur unseren ersten Impulsen und Regungen unterworfen sind. Denn manchmal versuchen wir Dinge auf der Sachebene zu klären, die ihren eigentlichen Ursprung allerdings in Beziehungsproblemen haben. Und dann braucht es am Ende eine Klarheit und eine entschiedene Haltung dazu. Darüber hinaus hat die christliche Tradition einige weitere Empfehlungen, die uns helfen sollen im Umgang mit Versuchungen.
Eine erste Sache ist die ehrliche Haltung und die Offenheit gegenüber unseren eigenen Schwachstellen. Das mögen wir nicht so gerne, weil diese Dinge nicht immer unserem eigenen Selbstbild entsprechen. Und weil wir diese Dinge auch gerne vor anderen verbergen und uns nämlich sonst fragen, ob wir noch liebenswert sind und ob Menschen auch weiterhin etwas mit uns zu tun haben möchten. Aber nur, wenn wir hier wirklich radikal offen sind, haben wir eine Möglichkeit, Dinge im Blick zu behalten, wo sonst Versuchungen viel zu schnell und unnötig zum Thema werden. Ein weiterer Punkt hat damit zu tun, dass wir unsere erste Liebe immer wieder in den Blick nehmen müssen. Das gilt sowohl für Beziehungen als auch für Dinge, die wir einst mit Feuereifer angefangen haben und die dann irgendwann drohen, im Alltagstrott unterzugehen. Auch da gilt es immer wieder Kurskorrekturen vorzunehmen. Für unsere zwischenmenschlichen, wichtigen und tragenden Beziehungen genauso wie für unsere Arbeitsvorhaben, die uns innerlich erfüllen.
Eine Sache betont das Christentum immer wieder mit Nachdruck: Es gilt Versuchungen klar und entschieden zu begegnen und keine faulen Kompromisse einzugehen. Und zwar nicht aus der eigenen Überlegenheit heraus zu sagen "Ich schaffe das", sondern im Vertrauen "Du schaffst das, Gott schafft das mit mir zusammen". Denn am Ende gilt es nicht, sich zu matern, wenn es wieder einmal danebengegangen ist, sondern am Ende geht es auch darum, ein grundlegendes Vertrauen hochzuhalten. Auch wenn unser Herz uns verurteilt, Gott wird uns niemals verurteilen. Das ist eine der grundlegenden christlichen Überzeugungen. Gott will, dass wir leben, nicht dass wir zugrunde gehen. Aber nicht, weil wir so gut sind, sondern weil es mit seiner Hilfe gelingen kann.
Im Video-Format "Glaube.Leben." beantwortet Christian Olding Fragen, die sich jeder irgendwann einmal stellt. Die katholisch.de-Serie will Orientierung für das eigene Leben mit dem Glauben geben. Aus seiner persönlichen und beruflichen Erfahrung heraus nimmt Pfarrer Olding den Zuschauer an die Hand. Dabei bedient er sich in gewohnter Manier klarer Worte und Bilder. Jeden Monat erscheint eine neue Folge auf katholisch.de und in unserem YouTube-Kanal.