Fellay: Dieser Kardinal wollte unsere Exkommunikation
Der traditionalistische Bischof Bernard Fellay blickt weiterhin optimistisch auf die Einigungsgespräche der Piusbruderschaft mit dem Vatikan. "Die Versöhnung wird kommen", sagte er im Interview mit der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag). Papst Franziskus stelle sich persönlich gegen jene, die eine Einigung verhindern wollten. Dazu zählte Fellay insbesondere den ehemaligen Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller. Dieser habe "unsere Exkommunikation erreichen wollen", so der Bischof.
Die Kirche sei in der Frage einer Einigung mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. "unglaublich zerrissen", beobachtete Fellay. Auch "die deutschen Bischöfe wollen uns überhaupt nicht". Der Papst stehe dabei zwischen den Fronten. Schwere Vorwürfe erhob Fellay insbesondere gegenüber Müller, der eine bereits in Aussicht stehende Einigung durch persönliche Intervention verhindert habe.
Fellay: "Hier wirkt der Teufel"
Im vergangenen Jahr habe ein Einigungsdokument vorgelegen, mit dem beide Seiten einverstanden gewesen seien, erklärte Fellay. Der damalige Präfekt der Glaubenskongregation habe jedoch später entschieden, den Text noch einmal zu überarbeiten, um den Piusbrüdern eine deutlichere Annahme des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) abzuringen. "Zunächst eröffnete man uns Diskussionswege, dann versperrte man sie. Was verlangt man wirklich von uns? Hier wirkt der Teufel", kritisierte Fellay das Vorgehen.
Der Bischof äußerte sich anlässlich des 30. Jahrestags seiner Bischofsweihe im Jahr 1988. Die vom Papst nicht genehmigte Weihe von Fellay und drei weiteren Bischöfen durch den Gründer der Bruderschaft, Erzbischof Marcel Lefebvre, führte zur Exkommunikation der Beteiligten und damit zum endgültigen Bruch der Piusbrüder mit Rom. Im Jahr 2009 hob der damalige Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der Bischöfe auf. In den laufenden Einigungsverhandlungen zwischen der Priesterbruderschaft St. Pius X. und dem Vatikan geht es im Kern um die Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Fellay sagte nun, die Bruderschaft habe "nie gesagt, dass das Konzil direkt häretische Aussagen gemacht habe". Vielmehr hätten die Reformen des Konzils lediglich den "Schutzwall gegen den Irrtum entfernt". Einer der größten Kritikpunkte der Piusbrüder ist dabei die neue Form der heiligen Messe. Dazu sagte Fellay nun, dass "nicht jede neue Messe direkt ein Skandal" sei. Auch würde die Bruderschaft nicht behaupten, dass alle Messen in der neuen Form ungültig seien. Es sei, so der Bischof, jedoch "zu unterscheiden zwischen gültig und gut".
Laut dem Generaloberen hatten die Verhandlungspartner des Vatikan der Bruderschaft zuletzt Kompromissbereitschaft in den hauptsächlich strittigen Fragen signalisiert. Dies betrifft neben der Liturgie auch die Aussagen des Konzils über die Religionsfreiheit und die Ökumene. Die Traditionalisten lehnen diese unter Verweis auf den tradierten Anspruch der katholischen Kirche ab, einziger Weg zum Heil zu sein.
Zum Jahrestag legte Fellay noch einmal seine Sicht auf den Vorgang dar, der zur unerlaubten Bischofsweihe führte. Demnach habe der damalige Papst Johannes Paul II. (1978-2005) der Bruderschaft im Jahr 1988 zwar bereits die Erlaubnis zu einer solchen Weihe zugesagt. Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., habe als Präfekt der Glaubenskongregation jedoch dem gewünschten Weihetermin nicht zustimmen wollen, wohinter Lefebvre ein Kalkül vermutet habe, erklärte nun Fellay. "Wenn Kardinal Ratzinger uns verstanden hätte, hätte er nicht so gehandelt", so der Traditionalist.
Benedikt: Einigung wäre bereits 1988 möglich gewesen
Wie die "Tagespost" mitteilte, habe der emeritierte Papst Benedikt XVI. auf Anfrage erklärt, sich nicht an Details der damaligen Vorgänge zu erinnern. Als Präfekt der Glaubenskongregation sei er für die Terminfindung nicht zuständig gewesen. Aus seiner Sicht sei die Einigung bereits im Jahr 1988 zustande gekommen, hätte sich Lefebvre an die Absprache gehalten. (kim)