Wer sind die Sternsinger?
"Kinder helfen Kindern" oder "Segen bringen, Segen sein": So einfach und kurz könnte die Aktion Dreikönigssingen zusammengefasst werden. Kinder, die sich als Könige verkleiden, ziehen in der Zeit um den Dreikönigstag am 6. Januar von Haus zu Haus und segnen es. Doch das ist nicht alles. Die Sternsinger sammeln Spenden für Kinder in Not. Organisiert wird die "Aktion Dreikönigssingen" in Deutschland vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ).
Der Brauch des Sternsingens ist Hunderte Jahre alt. Er geht auf die biblischen Sterndeuter aus dem Morgenland zurück, die "aus dem Osten nach Jerusalem (Mt 2,1)" kamen, um Jesus zu huldigen: "Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar (Mt 2,10)." Bereits in der frühen Kirche nahm man an, dass es sich aufgrund der Anzahl an Geschenken um drei Sterndeuter handeln müsse. Der Kirchenlehrer Tertullian stellte Zusammenhänge zu Psalm 72 her. Dort heißt es, dass die Könige von Tarschisch und den Inseln, von Scheba und Saba dem Herrn ihre Gaben bringen. In der späteren Geschichte des Christentums – ab dem 6. Jahrhundert – wurden die Sterndeuter zu Königen.
Steht C+M+B für Caspar Melchior und Balthasar?
Mittlerweile sind bundesweit jedes Jahr Hunderttausende Sternsinger im Einsatz. Sie segnen nicht nur Wohnhäuser, sondern besuchen zum Beispiel auch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Der Segen "20*C+M+B+20", den die Könige mit Kreide an die Haustür schreiben, steht nicht etwa für die Namen der Könige "Caspar, Melchior und Balthasar". Das ist die lateinische Abkürzung für "Christus mansionem benedicat", was auf Deutsch "Christus segne dieses Haus" heißt. Der Stern steht für den Stern von Bethlehem, dem die Sterndeuter auf dem Weg zur Krippe gefolgt sind. Die drei Kreuze sind Zeichen für den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Die Zahlen zeigen das jeweilige Jahr an.
Das Sternsingen vor dem Hintergrund des Spendensammelns entstand aber erst 1000 Jahre später, im 16. Jahrhundert. Als Könige verkleidet zogen Jungen und Männer von Haus zu Haus, erzählten von der Geburt Jesu und baten um Gaben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts soll der Brauch aber in Vergessenheit geraten sein. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition wiederbelebt. Doch dieses Mal mit ganz anderem Charakter: Kinder wurden offiziell als Sternsinger ausgesandt, um Spenden für die Dritte Welt zu sammeln. In Deutschland griff das Kindermissionswerkt die Aktion wieder auf. Das Ziel: Kindern in Not zu helfen. 1961 kam mit dem BDKJ ein weiterer Partner hinzu. International ist die Sternsingeraktion mittlerweile die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Seit dem Start der Aktion wurden über eine Milliarde Euro für Hilfsprojekte weltweit gesammelt.
Das Sternsingen ist seit 2015 auch offiziell etwas ganz Besonderes: Im Dezember des Jahres wurde es in das immaterielle Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen. Kardinal Reinhard Marx bezeichnete die Aktion in diesem Zusammenhang als "christliche Nächstenliebe mit benachteiligten Kindern in der Welt" und die Auszeichnung als besondere Würdigung des Ehrenamtes. Das immaterielle Weltkulturerbe umfasst lebendige Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Seit 2003 unterstützt die Unesco Schutz und Erhalt der ausgezeichneten Kulturformen.
Doch das Sternsingen ist mehr als schönes Brauchtum: Über 70.000 Projekte hat es in den vergangenen Jahren unterstützt. Grundsätzlich dürfen die kleinen Sternsinger nämlich keine persönlichen Spenden annehmen. Das gesammelte Geld geht zu 100 Prozent an das Kindermissionswerk. Damit die Kinder nicht komplett leer ausgehen, bekommen sie üblicherweise Süßigkeiten geschenkt.
Hintergrund: Sternsingeraktion
In diesem Jahr findet die 61. Sternsingeraktion statt. Bundesweit wird sie in Altötting unter dem Motto „Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit!“ eröffnet.Der Artikel wurde am 4. Januar 2020 aktualisiert.