Timmerevers, Hanke, Neymeyr
Wer das Wappen eines Bischofs genau betrachtet, dem erzählt es eine Menge über Geschichte und Persönlichkeit des Menschen, der das Amt ausfüllt. Im zweiten Teil unserer Serie stellen wir die Wappen des Bischofs von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, das Wappen des Bischofs von Eichstätt, Gregor Maria Hanke, und das Wappen des Erfurter Bischofs Ulrich Neymeyr vor. Letztes unterscheidet sich deutlich von denen seiner Amtskollegen.
Dresden-Meißen: Bischof Heinrich Timmerevers
Goldener Heiligenschein und silbernes Fell: Das Gotteslamm mit der Osterfahne auf rotem Hintergrund (Feld 1) stammt aus dem Wappen des heutigen Bistums Dresden-Meißen und war auch schon Wappen des historischen Bistums Meißen (1539 aufgelöst). Das Lamm symbolisiert das österliche Geheimnis von Tod und Auferstehung Jesu Christi. Die drei goldenen Kugeln auf blauem Grund (Feld 2) verweisen auf Timmerevers' Geburtsort Nikolausdorf im niedersächsischen Landkreis Cloppenburg. In der Ikonographie wird der heilige Nikolaus häufig mit drei goldenen Kugeln dargestellt. Die Legende dahinter: Er soll drei mittellosen Frauen Beutel voller Gold durch die Fenster ihres Hauses geworfen haben.
Das rote Kreuz auf blauem Grund (Feld 3) steht für die liturgische Farbe des Märtyrergedenkens und die Farbe des Himmels. Es war ab 1871 die Flagge des Großherzogtums Oldenburg. Von 2001 bis 2016 war der Bischof Offizial des Bezirks Oldenburg im Bistum Münster. Die Kombination von silbernem Fisch und Schlüssel auf rotem Grund (Feld 4) steht für den heiligen Benno. Sie erinnern an das Fischwunder, bei dem der aus der Verbannung heimkehrende Bischof beim Verspeisen eines Fisches in dessen Inneren den Domschlüssel fand. Der Fisch ist überdies ein uraltes christliches Zeichen, das als Kurzform des Glaubensbekenntnisses gilt. Der Schlüssel ist ein Vollmachtssymbol, und erinnert an den Apostel Petrus. Kreuzstab und Hut mit zwölf Quasten sowie der Wahlspruch vervollständigen das Wappen. Die Worte "Suchet, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes!" stammen aus dem Kolosserbrief (Kol 3,1).
Eichstätt: Bischof Gregor Maria Hanke
Der grüne Lorbeerkranz aus silbernem Grund (Feld 1) erinnert daran, dass die Menschen unterwegs sind zu Gott. Denn Paulus deutet den Weg zu Gott als Lauf, den der Christ in der Haltung des Läufers im Stadion zurücklegen soll (1 Kor 9, 24). Während der Athlet den Siegespreis zu gewinnen sucht, muss es den Christen nach Paulus um die Erlangung des unvergänglichen Siegeskranzes gehen. Bischof Hanke wurde 1954 in der Kirche St. Jakobus des Älteren zu Elbersroth getauft. Die gelbe Jakobsmuschel auf rotem Grund (Feld 2) symbolisiert deshalb die neue Heimat der Familie Hanke nach deren Flucht aus Schlesien.
Der silberne Bischofsstab auf Rot (Feld 3) ist nicht nur das Wappenzeichen des Bistums Eichstätt. Mit diesem Symbol bekennt sich der Bischof vielmehr auch zu dem an ihn ergangenen Auftrag, Hirte zu sein. Das vierte Feld, der schwarze Adler auf silbernem Grund, steht für die Region Schlesien. Die Eltern und fünf Geschwister des Bischofs lebten vor der Vertreibung im Jahre 1946 in der Nähe von Troppau, heute Opava. Den Wahlspruch "Fides nostra victoria" (Unser Glaube ist unser Sieg) sowie die Felder des Wappens, die auf seine Herkunft deuten, hat Hanke bereits als Abt von Plankstetten in seinem Wappen geführt. Umgeben ist das Wappen mit den hierarchischen Zeichen eines Bischofs.
Erfurt: Bischof Ulrich Neymeyr
Anders als die meisten anderen Wappen der deutschen Bischöfe enthält das von Bischof Neymeyr keine Vierung. Der silberne Schlüssel auf Rot stammt aus dem Wappen der Stadt Worms, der Heimatstadt des Bischofs, in der er auch von 2000 bis 2003 als Pfarrer wirkte. Die drei Spitzen verweisen auf seine neue Wirkungsstätte Erfurt. Die beiden Wahrzeichen der Stadt, der Erfurter Dom und die Severikirche, haben jeweils drei Kirchtürme.
Das silberne, sechsspeichige "Mainzer" Rad schlägt eine Brücke zwischen den beiden Partnerstädten Mainz und Erfurt. Es kommt in beiden Wappen vor, da die Stadt Erfurt für fast 1.000 Jahre zum Erzbistum Mainz gehörte. Das Rad zeigt damit die Verbindung zwischen dem alten und dem neuen Wirkungsort des Bischofs. In Mainz hat Neymeyr bisher die meiste Zeit seines Lebens verbracht. Dort war er Pfarrer, Subregens des Priesterseminars und schließlich Weihbischof. Sein Wahlspruch für das Bischofsamt stammt aus dem Römerbrief: "Christus suscepit nos – Christus hat uns angenommen" (Röm 15,7).