Theologisch? Bitte nicht!
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
"Das kurze Video über die Beichte, das wir letztes Mal verwendet haben? Das war schon sehr theologisch!" Sätze wie diese hört man ungern, wenn man als angehende Theologin an einer Besprechung zur Planung der Firmvorbereitung teilnimmt. Offenkundig steht das Adjektiv "theologisch" hier für etwas Negatives. Genauso hätte der Sprecher "abstrakt" oder "unverständlich" sagen können. Dabei entstammte der Clip der Reihe "Katholisch für Anfänger" und spielt damit in einer ganz anderen Verständlichkeits-Liga als Karl Rahners "Grundkurs des Glaubens".
Leider ist die beschriebene Episode kein Einzelfall. Woran liegt das? Eine große Rolle spielt das noch immer vorherrschende Bild dieser Wissenschaft. Theologie, das ist abgehoben, weltfremd, verstaubt. Während man bei jedem anderen Thema selbstverständlich einen Experten befragt, schreckt man davor zurück, den Theologen hinzuzuziehen: Wird er nicht wieder eine zementierte Meinung präsentieren, die uralt und viel zu kompliziert ist?
Wer sich ernsthaft auf Theologie einlässt, wird feststellen, dass sie genau das Gegenteil ist. Sie bietet keine vorgefertigten Antworten, sondern regt zum Denken an. Nirgends sind Glauben und Zweifeln so nah beieinander wie bei jemandem, der tagtäglich neu zu denken versucht, wie man sich einen Gott vorstellen kann, der da ist und zugleich entzogen, der rettet und oft nicht eingreift, der Wunderbares schafft und Unerklärliches.
Zum Glück wurde die Meldung, in Deutschland sollen von 19 katholisch-theologischen Fakultäten auf Dauer nur noch vier oder fünf übrigbeleiben, mittlerweile dementiert. An den sinkenden Studentenzahlen und den drohenden Konsequenzen ändert das jedoch nichts. Das inzwischen salonfähig gewordene Theologie-Bashing, in das sich gerne auch der Papst persönlich einreiht, wird diese Situation sicher nicht verbessern. Denn nicht die Theologie ist das Problem, sondern ihr Verschwinden. Nur die wissenschaftliche Durchdringung kann den Glauben davor bewahren, zur Ideologie zu werden.