Aschermittwoch to go: Zwischen Buße und Leibesübungen
Herrschaften – man weiß doch gar nicht mehr, wo einem der Kopf steht! War es diese Woche oder letzte Woche, in der Martin Schulz die SPD quasi im Alleingang zerlegte? Auf jeden Fall hat der bedauernswerte "Mann mit den Haaren im Gesicht" seinen politischen Aschermittwoch vorgezogen. Auch dank engagierter "Parteifreunde" wie Sigmar Gabriel. Auftrumpfen konnten nach den tollen Tagen dagegen andere. Zum Beispiel Markus Söder.
In Passau beschwor der künftige oberste Gaudibursch der Bayern christliche Werte. Ein Bekenntnis zur christlichen Prägung will Söder in der Landesverfassung verankern. Auf Bundesebene gelang es der CSU, bei den Koalitionsgesprächen ein Heimatministerium herauszuverhandeln. Zugleich machen sich die Christlich-Sozialen unter anderem für Grenzkontrollen und eine konsequente Abschiebung abgelehnter Asylbewerber stark. Merke: Heimat gilt nicht für jeden. Stattdessen sollen die Menschen mehr Kreuze tragen, forderte Söder. Aber bitte: Jeder nur ein Kreuz!
Abschalten sollte man und schaltet doch immer wieder ein. Zum Beispiel bei Olympia. Ist ja auch wirklich ganz schön knorke, was sie da in Pyeongchang für Leistungen abliefern. Garantiert dopingfrei natürlich. Diplomaten aus aller Welt zeigen sich derweil beseelt über zarte Gesten der Annäherung zwischen Nord- und Südkorea. So wie Melchor Sanchez de Toca, seines Zeichens Sportbeauftragter des Vatikan. Die Wettkämpfe könnten als "Spiele des Friedens" in die Geschichte eingehen, meint der Untersekretär des Päpstlichen Kulturrates.
Da bleiben Fragen offen. Könnte es nicht sein, dass sich der nordkoreanische Diktator Kim Jong-un in sein speckiges Fäustchen lacht, weil er wieder einmal die Weltöffentlichkeit an der Nase herumführt, dieweil in seinem Land die Menschen hungern und die Waffenarsenale sich weiter füllen? Und könnte es nicht auch sein, dass diese Wettkämpfe wie alle ihre vorherigen Auflagen als Hochamt des Kommerzes in die Geschichte eingehen? Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Insofern wollen wir uns dem frommen Wunsche de Tocas gerne anschließen.
Auch in einer anderen Angelegenheit liegen wir auf einer Wellenlänge mit dem aus Spanien stammenden Geistlichen. Eine eigene Olympia-Mannschaft des Vatikan werde es nicht geben, bekräftigte de Toca im "Osservatore Romano". Schon allein aus ästhetischen Gesichtspunkten eine sehr würdige Entscheidung. Denn die Wurstpellen, in die sich beispielsweise Bobfahrer zwängen müssen, sind auch so schon eine Beleidigung für das Auge. Und Biathlon-Bischöfe mit Schießgewehr auf dem Buckel scheinen uns ebenfalls nur schwer vorstellbar.
Möge die Jugend der Welt unter sich bleiben – auch wenn sich von den Älteren immer wieder lernen lässt. Etwa von der französischen Schwester André Randon, die soeben ihren 114. Geburtstag feierte. Es sei "schmerzhaft, mitzuerleben, dass die Menschen nicht in Eintracht leben können", bilanzierte die betagte Dame. Und gab zum Schluss der SPD und allen anderen noch einen guten Tipp mit auf den Weg: "Liebt euch anstatt euch zu hassen!" So sei es.