Hagenkord kritisiert Kardinal Müller: Das ist nicht Kirche
Der Jesuit Bernd Hagenkord hat deutliche Kritik an den jüngsten Aussagen von Kardinal Gerhard Ludwig Müller zum Synodalen Weg geäußert. "Wer den Synodalen Weg mit dem Ermächtigungsgesetz der Nazis von 1933 vergleicht, hat entweder keine Ahnung von Geschichte oder handelt mutwillig jegliche Debatte vergiftend", schrieb Hagenkord, der einer der Geistlichen Begleiter des Reformprozesses ist, am Dienstag in seinem Blog. Müllers Aussagen seien geschichtsvergessen, menschenverachtend und vergifteten den Diskurs. "Das ist keine Kritik mehr. Das ist der Versuch zu desavouieren, und das auch noch mit inakzeptablen Mitteln. Das ist nicht Kirche", erklärte der langjährige Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan/Vatican News, der inzwischen in München für seinen Orden tätig ist.
Müller hatte am Dienstag die Entscheidungsfindung beim Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland mit dem Ermächtigungsgesetz des Deutschen Reichstags vom 24. März 1933 verglichen. "In einem suizidartigen Prozess hat die Mehrheit entschieden, dass ihre Entscheidungen gültig sind, auch wenn sie der katholischen Lehre widersprechen", sagte der frühere Präfekt der römischen Glaubenskongregation dem kanadischen Portal LifeSiteNews. Müller ergänzte wörtlich: "So war es, als die Weimarer Verfassung durch das Ermächtigungsgesetz aufgehoben wurde. Eine selbsternannte Versammlung, die weder von Gott noch von dem Volk autorisiert ist, das sie vertreten soll, hebt die Verfassung der Kirche göttlichen Rechts auf, die auf dem Wort Gottes in Schrift und Überlieferung beruht."
Hagenkord betonte, bei Nazi-Vergleichen von Christen gegen Christen höre es auf: "Da muss man sagen 'Es reicht!'." Der Jesuit verwahrte sich zudem dagegen, Müllers Aussagen als konservativ zu bezeichnen: "Das ist nicht konservativ, bewahrend. Das ist zerstörerisch, und das ist das genaue Gegenteil von bewahren." Der 51-Jährige betonte zugleich, dass der Synodale Weg Kritik von innen und außen brauche. "Auch wenn es nicht allen passt, was etwa die Bischöfe Woelki und Oster beitragen, es sind wichtige Stimmen, die dazu gehören. Aber das Ganze hat Grenzen. Eine Grenze heißt Gerhard Ludwig Müller", so Hagenkord. (stz)