Standpunkt

Von wegen mutloser Papst!

Veröffentlicht am 13.02.2020 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Dem Papst fehle der Mut, echte Reformen umzusetzen, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg zum Nachsynodalen Schreiben "Querida Amazonia". Dabei handle Franziskus im gesamtkirchlichen Kontext ziemlich kühn, kommentiert Ludwig Ring-Eifel.

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Der deutsche Laien-Katholizismus ist immer für Überraschungen gut. Im Synodalen Weg hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit seinen Untergliederungen und nahestehenden Organisationen sowie Einzelpersönlichkeiten mehr Stimmen als die Deutsche Bischofskonferenz. Und Präsident Thomas Sternberg tritt dort, neben dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, als gleichberechtigter Kopf der katholischen Kirche in Deutschland auf und macht Druck für seine Reform-Agenda.

So verwundert es auch nicht, dass er auf das jüngste Papstschreiben über "Das geliebte Amazonien" ziemlich ungehalten reagierte. Sternbergs Urteil fiel in der Sache vernichtend aus: "Leider findet der Papst nicht den Mut dazu, in den seit 50 Jahren diskutierten Fragen der Weihe verheirateter Männer und der liturgischen Kompetenzen von Frauen, echte Reformen umzusetzen", so das Urteil des obersten deutschen Laien-Katholiken.

Mal abgesehen davon, dass es ein wenig schräg wirkt, wenn ein ZdK-Präsident den Papst so von oben herab kritisiert, finde ich die Unterstellung, dass es Franziskus an Courage fehlt, ebenso unsachlich wie polemisch. Ein Papst, der den Mut hatte, eine Synode zu veranstalten, bei der mit zwei Dritteln Mehrheit eine Lockerung des Zölibats (für Gebiete mit akutem Priestermangel) vorgeschlagen wurde und der dieses Dokument anschließend voller Lob an die Weltkirche weiterreicht, handelt im gesamtkirchlichen Kontext ziemlich kühn.

Wenn er versucht, die Debatte über dieses Thema weder zu verbieten noch zu befeuern, tut er das einzige, was ein Kirchenoberhaupt tun kann, wenn er Veränderungen ermöglichen und gleichzeitig "den Laden zusammenzuhalten" will. Das sollte man im Blick haben, bevor man den Papst nach den sehr speziellen Maßstäben und Erwartungshorizonten der deutsch-katholischen Reformagenda beurteilt.

Von Ludwig Ring-Eifel

Der Autor

Ludwig Ring-Eifel ist Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.