Wegen Coronavirus: Lourdes schließt Pilgerbecken
Das Marienheiligtum Lourdes schließt aufgrund des Coronavirus die Badebecken für Pilger. Seit Anfang vergangener Woche habe man einen Krisenstab um den Wallfahrtsrektor gebildet, wie am Wochenende auf der Webseite des Pilgerorts mitgeteilt wurde. Die erste Sorge gelte immer der Sicherheit der Pilger. Der Wallfahrtsbetrieb werde aber nicht eingestellt, außerdem bestehe weiterhin die Möglichkeit, das Quellwasser aus den Brunnen zu trinken.
Der Auftakt der Pilgersaison am Palmsonntag, 5. April, sei nicht in Gefahr, heißt es in der Mitteilung. Auf Anweisung der Regierung wurden in Frankreich alle Versammlung von mehr als 5000 Personen abgesagt. Für Lourdes stelle dies allerdings keine Einschränkung dar, da das Heiligtum über ausreichend große Kapazitäten an Räumen für Gottesdienste und Versammlungen verfüge. Man halte genügend Schutzausrüstung vor und habe Verfahren für den Sicherheitsdienst entwickelt, um Ansteckungen zu erkennen und zu vermeiden. Der Krisenstab stehe in ständigem Kontakt mit den staatlichen Gesundheitsbehörden. Ihm gehören unter anderem der Rektor sowie der Wallfahrtsarzt an. Die Mitteilung schließt mit einer Aufforderung zum Gebet: "Wir laden alle ein, für die Pilger zu beten, damit die Angst nicht über die Vernunft siegt. Vertrauen wir Unserer Lieben Frau von Lourdes und bewahren wir die Hoffnung."
Baden im Quellwasser geht auf Marienerscheinung zurück
“Komm, trink aus dem Brunnen und wasche dich darin”, soll Maria Bernadette bei einer Erscheinung aufgefordert haben. Auf diese Worte geht die Tradition der Becken zurück, in denen Pilger in Quellwasser aus der Erscheinungsgrotte baden können. Das Heiligtum selbst weist darauf hin, dass auf die Fürsprache Mariens viele Heilungen erfolgt seien, das Quellwasser selbst aber weder gesegnet noch wundertätig sei. Bereits Bernadette hatte gesagt, dass das Wasser ohne den Glauben keine Kraft hat.
Lourdes ist der drittgrößte Marienwallfahrtsort der Welt und der größte Europas. Jedes Jahr pilgern etwa 6 Millionen Menschen in die kleine Pyrenäenstadt. Im Jahr 1858 erschien dort der 14-jährigen Bernadette Soubirous die Gottesmutter 18-mal und stellte sich ihr als die "Unbefleckte Empfängnis" vor. Am Erscheinungsort, der Grotte von Massabielle, entdeckte Bernadette im Auftrag Marias die heute weltberühmte Heilquelle. Die Badebecken für Pilger waren zuletzt 2018 geschlossen, als weite Teile des Heiligtums durch das Hochwasser des Flusses Gave de Pau überschwemmt waren.
Unterdessen fordert eine Online-Petition, die Bäder wieder zu öffnen. Zu den Erstunterzeichnern der Petition "Riaprite Lourdes" ("Öffnet Lourdes wieder") gehören der ehemalige Nuntius Erzbischof Carlo Maria Viganò und der ehemalige Vatikanbank-Chef Ettore Gotti Tedeschi. Darin heißt es, dass Katholiken weltweit "schockiert und empört" seien. Noch nie sei es in den Becken zu einer Ansteckung gekommen. Auch wenn man in Lourdes im selben Becken wie ein Corona-Infizierter baden würde, könne es zu keiner Ansteckung kommen, "denn die Becken sind keine Orte der Sünde, sondern des Glaubens". Es sei Glaube, nicht die Medizin, die Wunder ermöglichten. Wer befürchte, dass von den Becken in Lourdes eine Ansteckungsgefahr ausgeht, "leugnet die Kraft Gottes und die Zusage Unserer Lieben Frau und damit die Bedeutung von Lourdes". Bisher haben knapp über 1000 Menschen die Petition unterschrieben. (fxn)
4. März 2020, 13.40 Uhr: Ergänzt um Petition.