Bayerns wohl größte Pfingstfeier dank Ausnahmegenehmigung

Landrat erlaubt Pfingstmesse in Maria Vesperbild mit 350 Menschen

Veröffentlicht am 30.05.2020 um 12:02 Uhr – Lesedauer: 

Ziemetshausen ‐ Eigentlich dürfen in Bayern an Freiluft-Gottesdiensten aufgrund der Corona-Pandemie höchstens 50 Personen teilnehmen. Doch im Wallfahrtsort Maria Vesperbild sind nun am Pfingstsonntag bis zu 350 Gläubige erlaubt. Das hat verschiedene Gründe.

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Im Pilgerzentrum Maria Vesperbild bei Ziemetshausen in Mittelschwaben wird am Sonntag das vermutlich größte kirchliche Pfingstfest in Bayern stattfinden. Der zuständige Günzburger Landrat Hans Reichhart (CSU) hat eine Ausnahmegenehmigung erteilt, wie er am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte. Demnach dürfen bis zu 350 Gläubige an dem Gottesdienst teilnehmen. Sie müssten sich größtenteils vor der Kirche vor Bildschirmen verteilen, Abstandsregeln einhalten und Mundschutz tragen.

Eigentlich dürfen in Bayern derzeit maximal 50 Personen Freiluft-Gottesdiensten beiwohnen. Reichhart begründete seine Entscheidung damit, dass er einen "Gleichlauf" haben wolle. In seinem Landkreis habe es zuletzt schon diverse Demonstrationen für die Meinungsfreiheit gegeben, für die im Stadtpark von Krumbach seien 370 Teilnehmer genehmigt worden. "Eine Demonstration des Glaubens soll dahinter nicht zurückstehen", so Reichhart. Demonstrations- und Religionsfreiheit seien schließlich "gleichrangige Grundrechte".

Auch eine kleine Prozession ist erlaubt

Der CSU-Politiker führte ferner an, er habe jüngst auch Ausnahmegenehmigungen für muslimische Feiern mit einigen Dutzend Teilnehmern zum Ende des Fastenmonats Ramadan erteilt. Auch in dieser Hinsicht gelte nun das Prinzip der Gleichbehandlung.

Eine Ausnahme soll es in Vesperbild auch hinsichtlich der in Bayern zu Pfingsten und Fronleichnam weithin abgesagten Prozessionen geben. Reichhart erklärte dazu, die traditionelle Lichterprozession werde aber kleiner als sonst ausfallen: "Sie wird nicht wie üblich über die Straße führen, das wird nur ein kleiner Umzug zur Mariengrotte sein."

Angst, dass Maria Vesperbild zum Corona-Hotspot werden könnte, habe er nicht, fügte der Landrat an. Wenn die Sicherheitsauflagen eingehalten würden, passiere nichts, das zeigten ja auch die Demos für die Meinungsfreiheit. Er selbst werde am Pfingstsonntag in Vesperbild sein. "Ich war die letzten Jahre immer da." Pfingsten sei für Katholiken wie ihn ein Hochfest.

Erwin Reichart
Bild: ©KNA/Christopher Beschnitt (Archivbild)

Die Pfingstfeier in Maria Vesperbild solle in der Corona-Krise "den Gläubigen öffentlich Mut machen", hofft Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart. Er hatte die Ausnahmegenehmigung angeregt.

Die Ausnahmegenehmigung kam Reichhart zufolge nach einer Anfrage des Vesperbilder Wallfahrtsdirektors Erwin Reichart zustande. Dieser sagte der KNA, die Vesperbilder Pfingstfeier solle in der Corona-Krise "den Gläubigen öffentlich Mut machen", die "Leute sollen aus der Traurigkeit herauskommen können". Dass am Sonntag mehr als 350 Menschen kommen könnten – Anmeldungen gibt es nicht –, hält Reichart für unrealistisch. Die Menschen seien derzeit noch sehr zögerlich. Im Falle des Falles müsse die für die Ordnung zuständige Freiwillige Feuerwehr die Leute fernhalten oder wegschicken. 2019 waren noch einige Hundert Gläubige angereist.

Der Wallfahrtsdirektor dankte nun nicht nur dem Landrat für sein Entgegenkommen, sondern auch Augsburgs ernanntem Bischof Bertram Meier. Dass dieser gegen das große Pfingstfest keine Einwände habe, sei eine Ehre und ein Vertrauensbeweis. "Wir sind beschenkt worden."

Bischof Meier dankt allen, die für Gottesdienste Opfer bringen

Bertram Meier teilte der KNA mit: "Der Landrat hat als praktizierender Katholik in einem Gespräch mit mir daran erinnert, dass es schade wäre, wenn Anti-Corona-Demonstrationen mit mehreren Hundert Menschen möglich sind, aber eine 'Glaubensdemonstration' wie die Lichterprozession in Maria Vesperbild ausfallen müsste. Daher haben weder ich noch mein Ständiger Vertreter die Ausnahme genehmigt, sondern wir dulden sie, nachdem wir davon erfahren haben."

Meier betonte, er danke allen, die Opfer brächten, um ihre Gottesdienste und liturgischen Feiern innerhalb der geltenden Vorgaben abzuhalten. "Wir hoffen, dass es durch religiöse Versammlungen in unserem Bistum keinen Corona-Hotspot gibt, denn ich möchte nicht als 'Corona-Bischof' in die Augsburger Kirchengeschichte eingehen."

Geplant ist in Maria Vesperbild am Pfingstsonntag nun ein Pontifikalamt mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Es soll um 19 Uhr in der Wallfahrtskirche beginnen. Deren frisch renovierter Turm übrigens, teilte Wallfahrtsdirektor Reichart noch mit, werde rechtzeitig zum Pfingstfest enthüllt, "so dass die goldfunkelnde Turmzwiebel nun hoffnungsfroh in die Dunkelheit dieser Zeit hineinleuchtet". (KNA)