DBK-Vorsitzender blickt auf die ersten 100 Tage im Amt zurück

Bischof Bätzing: Der Synodale Weg ist kraftvoll und lebendig

Veröffentlicht am 10.06.2020 um 09:48 Uhr – Lesedauer: 
EXKLUSIV

Limburg/Bonn ‐ Dass eine Pandemie die ersten 100 Tage in seinem Amt bestimmen würde, hätte der neue DBK-Vorsitzende bei seiner Wahl im März wohl nicht gedacht. Corona veränderte den Kontakt zu seinen Amtsbrüdern, löste eine Debatte um Gottesdienstverbote aus, brachte den Synodalen Weg durcheinander. Bischof Georg Bätzing blickt für katholisch.de zurück.

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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, spricht sich weiter klar für die Fortführung des Synodalen Wegs zur Erneuerung der Kirche in Deutschland aus. "Der Synodale Weg ist kraftvoll und lebendig. Er wird weitergehen, auch wenn die zweite Synodenversammlung im September nicht wie geplant in Frankfurt stattfinden kann", sagte Bätzing am Mittwoch gegenüber katholisch.de. Er setze darauf, dass es am Ende intensiver Beratungen Beschlüsse geben werde, die Veränderungen nach sich zögen. Dabei sei es wichtig, aufeinander zu hören und miteinander im Gespräch zu bleiben. "Ich bin als Vorsitzender der Bischofskonferenz nicht der Chef der Bischöfe. Meine Aufgabe ist es, zu moderieren und zusammenzuführen, damit wir gemeinsame Beschlüsse und Entschlüsse fassen können", so der DBK-Vorsitzende, der vor 100 Tagen ins Amt gewählt wurde. "In diesem Sinne will ich ein Brückenbauer sein, werde meine Positionen und Erfahrungen jedoch mit in die Beratungen einbringen."

Bätzing (59) wurde am 3. März bei der Frühjahrs-Vollversammlung der deutschen Bischöfe in Mainz zum neuen DBK-Vorsitzenden gewählt. Er folgte damit auf den Münchner Kardinal Reinhard Marx, der kurz zuvor überraschend angekündigt hatte, nach sechs Jahren nicht mehr für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen.

Corona prägte die ersten 100 Tage

Geprägt habe seine ersten 100 Tage im Amt vor allem die Corona-Pandemie, sagte Bätzing weiter. Der Lockdown mit dem Verbot, öffentlich und gemeinschaftlich Gottesdienste zu feiern, sei ein wichtiger Einschnitt in seiner bisherigen Amtszeit gewesen. "Wir mussten Entscheidungen treffen und haben auf die Empfehlungen von Wissenschaft und Politik reagiert. Dies hat nicht jeder einsehen können." Das Recht auf freie Religionsausübung sei eine Grundsäule der freien Gesellschaft, das bewahrt und beachtet werden müsse, betonte der Bischof. "Der größte Teil der Gläubigen hat das Verbot über Wochen jedoch akzeptiert, um Menschenleben zu schützen." Dennoch sei es schmerzlich gewesen, gerade über die Kar- und Ostertage, so Bätzing.

Den Bischöfen sei es wichtig, in dieser Krisenzeit bei den Menschen und öffentlich präsent zu sein, sagte der Vorsitzende weiter. "In vielen Pfarreien sind großartige Initiativen und neue Formate in der Corona-Zeit entstanden. Ich selbst mache positive Erfahrungen mit dem Streaming von Gottesdiensten." Auf den Kanälen seines Bistums habe sich eine große "Gemeinde" gebildet, die regelmäßig zusammenkomme und Eucharistie miteinander feiere. "Wir erreichen damit auch Menschen, die sonst sonntags nicht in den Gottesdienst gehen. Das finde ich toll", sagte Bätzing. Es werde noch lange dauern, bis man wieder in gewohnter Weise Gottesdienste feiern könne. Gerade auch deshalb brauche es Wege, den Gläubigen nahe zu sein und den Glauben miteinander zu teilen.

Auch viele Termine und persönliche Begegnungen, die für den Vorsitzenden zu Beginn einer Amtszeit anstünden, hätten verschoben werden müssen und würden zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt. Konferenzen und Arbeitssitzungen fänden wegen Corona per Video oder Telefonschalte statt. So habe es beispielsweise intensive Telefonate mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gegeben, sagte der Bischof.

Neuland sei zudem die Sitzung des Ständigen Rats, der Versammlung der 27 deutschen Diözesanbischöfe, gewesen. "Die Sitzung war eine Premiere in mehrfacher Weise. Wir waren mit mehr als 30 Personen digital zusammen", sagte Bätzing. "Man hat gemerkt, dass es Bischöfe gibt, die schon geübt in Videokonferenzen sind, und andere, denen dieses Tool noch fremd ist." Er sei vorab gespannt gewesen, ob die Technik funktioniere und ein guter Austausch möglich sei. "Es hat wunderbar geklappt", resümierte der DBK-Vorsitzende. Corona-bedingt nicht geklappt habe dagegen bislang ein Besuch Bätzings in Rom, um die vatikanischen Behörden kennenzulernen und persönliche Kontakte zu knüpfen. (tmg)