Knop, Söding und Hoff veröffentlichen Impulspapier

Theologen warnen vor digitalen Filterblasen und hate speech in Kirche

Veröffentlicht am 27.08.2020 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Das Internet dürfe nicht zu einer "Projektionsfläche von Kirchenbildern werden, die mit Ausgrenzungen arbeiten": Die Theologen Gregor Maria Hoff, Julia Knop und Thomas Söding warnen, dass Filterblasen entstehen und hate speech in die Kirche einzieht.

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Die Coronakrise hat nach Ansicht der Theologen Gregor Maria Hoff, Julia Knop und Thomas Söding zu einem Digitalisierungs-Schub in der katholischen Kirche geführt. Den dadurch entstandenen Chancen stünden allerdings auch Gefahren gegenüber, warnen sie in einem jetzt veröffentlichten Impulspapier. Das Internet dürfe nicht zu einer "Projektionsfläche von Kirchenbildern werden, die mit Ausgrenzungen arbeiten". Es gelte, die Gefahr zu bannen, "dass Filterblasen entstehen und hate speech in die Kirche einzieht".

Gleichzeitig fordern die Theologen, weiterhin abseits der virtuellen Welt Räume der Begegnung etwa für ökonomisch schwache, gesundheitlich angegriffene, einsame und alte Menschen offen zu halten. Die im Kampf gegen Corona bedingten Einschränkungen von Grundrechten wie der Religions- und Versammlungsfreiheit dürften nicht zum Dauerzustand werden. "Die öffentliche Präsenz der Kirche ist ihrem Auftrag geschuldet."

Grundlage für die weiteren Beratungen beim Synodalen Weg

Das Impulspapier soll eine Grundlage für die weiteren Beratungen beim Synodalen Weg liefern. Wegen der Corona-Pandemie wurde die ursprünglich vorgesehene zweite Vollversammlung der Initiative verschoben. Stattdessen sind für den 4. September Regionalkonferenzen an fünf verschiedenen Orten mit jeweils rund 50 Teilnehmern geplant. Die Regionalkonferenzen können keine Beschlüsse fassen. In ihnen geht es um eine Vertiefung der bisherigen Debatten unter besonderer Berücksichtigung der Erfahrungen aus dem Kampf gegen Corona.

Am Vormittag wollen die Synodalen über die aus der Pandemie resultierenden Herausforderungen für den Reformdialog sprechen. Am Nachmittag steht ein Austausch über zwei der vier Foren auf der Agenda, die inhaltliche Vorarbeiten für die Synodalversammlungen leisten sollen. Konkret geht es um die beiden Foren zur Rolle von Frauen in der Kirche und zur Sexualmoral. Beide Arbeitsgruppen haben ihrerseits einen Stand der Zwischenarbeiten auf der Homepage des Synodalen Wegs veröffentlicht.

Die beiden anderen Foren zu Macht und Gewaltenteilung sowie priesterlicher Lebensform werden ihre Überlegungen spätestens auf der nächsten Synodalversammlung vom 2. bis 4. Februar 2021 in Frankfurt vorstellen. Von den Veranstaltern hieß es, man sei zuversichtlich, dass diese Versammlung auch unter den durch die Pandemie veränderten Bedingungen stattfinden könne.

In ihrem Reformdialog auf dem Synodalen Weg wollen die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist, nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Die Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Wegen der Corona-Pandemie wird der Synodale Weg allerdings nach derzeitigem Planungsstand nicht im Oktober 2021, sondern im Februar 2022 enden. Oberstes Organ des Synodalen Wegs ist die Synodalversammlung, die zu Beginn des Jahres erstmals in Frankfurt tagte. Sie zählt 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. (tmg/KNA)