Absage von Märkten und Firmenfeiern – Und wie wird es zu Hause?

Noch 75 Tage bis zum Fest: Weihnachten mit Corona wird anders

Veröffentlicht am 11.10.2020 um 09:45 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Weihnachten – das Fest der Familie, der Geselligkeit, der Liebe – wird mit Corona anders ablaufen. Ohne Weihnachtsmarkt und Firmenfeier? Mit der Großfamilie unterm Christbaum? Noch sind 75 Tage, dann weihnachtet es – nur wie?

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In 75 Tagen ist Weihnachten. Lebkuchen und Spekulatius reihen sich seit Wochen schon verführerisch in den Supermarktregalen aneinander. Die ersten Geschäfte haben die Weihnachtsdekoration auch schon in die Schaufenster geräumt. Doch Corona dämpft die frühe Vorfreude auf das Fest der Geburt Christi. Denn viele Einschränkungen sind auf Grund der sprunghaft steigenden Infektionszahlen zu erwarten.

So sprach sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach für diesmal scharf gegen Weihnachtsmärkte aus. "Ich halte es für unvertretbar, in diesem Jahr Weihnachtsmärkte zu erlauben", sagte er der "Rheinischen Post" (Samstag). "Wer bei diesem Infektionsgeschehen dort Glühwein trinken geht, riskiert an Heiligabend einen Krankenhausaufenthalt." Es gebe kaum ein Hygienekonzept, mit dem man genug Sicherheitsabstand an den Ständen gewährleisten könne, so der SPD-Politiker.

Kaum Weihnachtsfeiern bei Deutschlands Großunternehmen

Dresden, Bonn, Köln, Dachau – quer durch die Republik wurden Märkte schon abgesagt. Hamburg und München halten noch an ihnen fest, natürlich mit strengen Hygienekonzepten, wie reduziertem Alkoholkonsum, Einbahnstraßen, Maskenpflicht und Sitzplätzen. Aber ob diese Vorkehrungen auch noch bis zum Start der Adventssaison reichen? "Die Behörden könnten Weihnachtsmärkte außerdem nicht ausreichend kontrollieren", so Lauterbach.

Neben der geselligen Runde an der Glühweinbude müssen die Deutschen teils wohl auch ohne die betriebliche Weihnachtssause auskommen. Wie die "Welt am Sonntag" ermittelte, verzichten Deutschlands Großunternehmen in diesem Jahr auf große, zentrale Weihnachtsfeiern. Demnach hat mehr als die Hälfte der Dax-30-Unternehmen die Präsenzveranstaltungen bereits abgesagt, darunter Bayer, Daimler und die Deutsche Bank.

Unscharfe Szene Weihnachtsmarkt
Bild: ©Peter Atkins/Fotolia.com

Dresden, Bonn, Köln, Dachau – quer durch die Republik wurden Weihnachtsmärkte schon abgesagt.

Besonders weit reichen der Umfrage zufolge die Einschränkungen beim Volkswagen-Konzern und dem Versicherer Allianz. Beide wollen ihren Mitarbeitern empfehlen, von einer Teilnahme an extern veranstalteten Weihnachtsfeiern abzusehen. Dazu zählen auch Feiern im privaten Kreis. Konzerne wie Heidelberg Cement, BASF, Merck und Henkel haben hingegen noch nicht entschieden, ob sie Weihnachtsfeiern zum Ende des ersten Corona-Jahres zulassen werden.

Deutschlands Wirte hoffen unterdessen auf solche Treffen. "Die Advents- und Weihnachtszeit gehört für die Gastronomen und Hoteliers zu den wichtigsten Wochen des Jahres", sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Ingrid Hartges, der "Welt am Sonntag". Sie forderte von den Kommunen, Feiern in Zelten oder unter freiem Himmel zu ermöglichen. "So können Outdoor-Weihnachtsmärkte mit Glühweinstand, Grill und Eisstockschießen eine Alternative zum klassischen Gänseessen sein."

Mehrheit glaubt an normales Weihnachten zu Hause

Dem Fest unterm heimischem Christbaum scheint die Pandemie aber nicht zwingend den Stecker zu ziehen. Die Mehrheit der Deutschen glaubt nämlich laut einer aktuellen Umfrage, dass das Weihnachtsfest trotz Corona wie üblich stattfinden kann. Nur 34,1 Prozent der Befragten zeigen sich "auf jeden Fall" oder "eher" besorgt, dass die familiäre Zusammenkunft an Weihnachten gefährdet sein könnte, wie die Funke Mediengruppe über die Studie berichtet. 54,7 Prozent zeigten sich demnach der Meinung, das Weihnachtsfest könne im üblichen Rahmen stattfinden - ob das mit steigenden Infektionszahlen so bleibt, bleibt abzuwarten.

In der jüngsten Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sei jedoch die Sorge vor negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Weihnachtsfest mit 41,5 Prozent am größten, hieß es. Zudem hielten Frauen (31 Prozent) ein typisches Weihnachten mit der Familie für insgesamt weniger realistisch als Männer (37). Ob Kinder im Haushalt leben oder nicht, macht hingegen kaum einen Unterschied aus, wie aus der repräsentativen Umfrage des Online-Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Mediengruppe hervorgeht. So sind der Studie zufolge 35,5 Prozent der Erwachsenen mit Kindern nur geringfügig besorgter vor Weihnachtsfeiertagen. Ob die Familien insgeheim sogar froh darüber sind, dass der grimmige Onkel oder die schnatternde Tante Corona-bedingt in diesem Jahr nicht anreisen dürfen, wurde aber nicht abgefragt.

Von Rainer Nolte (KNA)