Maske oder Eigenverantwortung: Deutsche Bistümer und die Corona-Welle
Die steigenden Corona-Infektionszahlen haben bundesweit strengere Auflagen zur Folge. Auch die Kirchen zeigen sich alarmiert. Eine einheitliche Regelung für ganz Deutschland, wie sie Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jüngst erneut gefordert hat, ist jedoch nicht in Sicht. Das Maske-Tragen kommt aber wieder häufiger, auch in der Kirche.
In Bayern sind bisher keine Infektionen mit dem Coronavirus in einem katholischen oder evangelischen Gottesdienst bekannt geworden. Das bestätigten Sprecher der beiden großen Kirchen am Mittwoch auf KNA-Anfrage. Der Leiter des Katholischen Büros Bayern, Lorenz Wolf, sagte, er wüsste nicht, dass die Teilnahme an einem katholischen Gottesdienst im Freistaat zu einer Ansteckung geführt hätte. Der Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche sagte, auch ihm sei kein solcher Fall in seiner Kirche bekannt. "Wir sind da sehr vorsichtig", so Wolf. Offenbar sind die kirchlichen Hygienekonzepte effektiv.
Der Geistliche fügte hinzu, er rechne nicht mit Einschränkungen des kirchlichen Lebens in Bayern. Er gehe davon aus, dass das lokal geregelt werde wie derzeit im Berchtesgadener Land. Dort gelten seit Dienstag verschärfte Ausgangsbeschränkungen. Gottesdienste sind erlaubt, aber die Pfarrheime geschlossen und Veranstaltungen abgesagt.
Weniger Teilnehmer und Kontakterfassung
Auch das Nachbarbundesland Baden-Württemberg verschärfte die Corona-Bestimmungen zu den Gottesdiensten. So gilt seit Dienstag für religiöse Veranstaltungen im Freien eine Begrenzung auf 500 und bei Beerdigungen auf 100 Personen. Kontaktdaten der Teilnehmer müssen erfasst werden, heißt es. Zuvor hatte auch Hessen reagiert. Dort gilt künftig eine Maskenpflicht in Kirchen, wenn vor Ort der Wert der Neuinfektionen innerhalb einer Woche 50 pro 100.000 Einwohner übersteigt.
Ähnlich reagierte das Saarland. Ab einem Inzidenzwert von 50 seien "Gottesdienste und gemeinsame Gebete unter freiem Himmel, in Kirchen, Moscheen, Synagogen sowie in sonstigen Räumlichkeiten" nur erlaubt, wenn eine Mund-Nasen-Bedeckung während des Gebets oder Gottesdienstes getragen wird", so die aktualisierte Verordnung.
In Teilen Nordrhein-Westfalens müssen Kirchgänger ab einer Inzidenz von 35 eine Maske während des Gottesdienstes tragen. Das Erzbistum Paderborn und das Bistum Münster haben ihre Gemeinden entsprechend informiert. Das Bistum Aachen empfehle bereits seit Anfang Mai einen Mund-Nase-Schutz im Gottesdienst, so eine Sprecherin. Verpflichtend ist eine Maske aber noch nicht.
Gesonderte Maßnahmen für Gottesdienste
Die neue NRW-Schutzverordnung gilt seit Samstag. Sie regelt, dass Kirchen und Religionsgemeinschaften die Erfordernisse berücksichtigen müssen, die sich aus erhöhten Inzidenzwerten ergeben. Ein Wert ab 35 Infektionen auf 100.000 Einwohner bedeutet für Besucher von Veranstaltungen in geschlossenen Räumen, dass sie eigentlich eine Maske auch am Platz tragen müssen. Gottesdienste unterlägen gesonderten Maßgaben, so das Bistum Aachen.
Das Land Niedersachsen macht den Religionen keine Auflagen hinsichtlich von Corona-Vorschriften. Hier genießen die Kirchen nach Worten des Leiters des Katholischen Büros Niedersachsen, Felix Bernard, "größtmögliche Freiheit". Aus den Bistümern Osnabrück und Hildesheim liegen derzeit keine Änderungen der Gottesdienst-Konzepte vor
Für die Hamburger ändert sich laut dem dortigen Katholischen Büro erstmal wenig. Derzeit gebe es keine Signale aus der Senatskanzlei, dass mit schärferen Maßnahmen zu rechnen sei, sagte Leiter Stephan Dreyer der KNA. In der Hansestadt setzt man weiter auf Eigenverantwortung.
Im Bistum Osnabrück planen die Gemeinden eine Ausweitung der Gottesdienste an Weihnachten. So soll es im Osnabrücker Dom aber auch anderswo mehr Messen geben, wie die Bistumszeitung "Kirchenbote" Osnabrück berichtete. Die Bochumer Religionssoziologin Anna Neumaier sieht in einem Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen auch Chancen für die Kirche. "Krisenzeiten sind Zeiten, in denen jetzt religiöse Tradition zur Hochform auflaufen könnte", sagte die Wissenschaftlerin am Zentrum für angewandte Pastoralforschung (ZAP) dem Kölner Online-Portal domradio.de.