Franziskus hofft auf "wahrhaftigeren" Glauben nach der Corona-Krise

Papst: Wer nur aus Gewohnheit in Kirche kommt, bleibt besser zu Hause

Veröffentlicht am 31.10.2020 um 14:04 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Papst Franziskus sieht ausbleibende Kirchenbesucher während der Corona-Pandemie zwiegespalten. Der Pontifex äußerte sich auch zu einem weiteren Problem: Korruption im Vatikan. "Ich hatte etliche Dinge zu ändern, und etliche weitere werden sich bald ändern."

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Der Papst äußert sich zwiegespalten über ausbleibende Kirchenbesucher in Zeiten der Corona-Pandemie. Ein Bischof habe ihm erzählt, dass etliche Menschen sich "abgewöhnt" hätten, in die Kirche zu gehen, sagte Franziskus der italienischen Nachrichtenagentur Adnkronos (Freitag). Solche Berichte bereiteten ihm "Unbehagen".

Wenn diese Leute nur aus Gewohnheit in die Kirche gekommen seien, dann sei es "besser, wenn sie zu Hause bleiben", so der Papst. Er betonte: "Es ist der Heilige Geist, der die Menschen ruft." Er hoffe nach der harten Prüfung durch die Corona-Krise und nach all dem Leid auf "wahrhaftigere, authentischere" Christen.

Papst Franziskus kündigte außerdem weitere Maßnahmen gegen Korruption im Vatikan an und räumte ein, dass es sich um ein tief sitzendes Problem handele. Kritik gegen seine Person bedeute keinen grundsätzlichen Widerstand. "Ich glaube nicht, dass es auch nur eine einzige Person hier drinnen oder außerhalb gibt, die dagegen wäre, das Unkraut der Korruption auszurotten", so der Papst vor dem Hintergrund einer Finanzaffäre, die auch hohe Kurienkreise erfasst.

„Der Herr wird einmal sagen, ob ich das gut oder schlecht gemacht habe. Ehrlich gesagt bin ich nicht sehr optimistisch, aber ich vertraue auf Gott und auf die Menschen, die Gott treu sind.“

—  Zitat: Papst Franziskus

Korruption sei eine "stets wiederkehrende Geschichte", sagte Franziskus. "Sie wiederholt sich, dann kommt jemand, der durchputzt und Ordnung schafft, aber dann geht es von vorne los", sagte Franziskus. Er sehe sich dazu gerufen, den Kampf dagegen zu führen. "Der Herr wird einmal sagen, ob ich das gut oder schlecht gemacht habe. Ehrlich gesagt bin ich nicht sehr optimistisch, aber ich vertraue auf Gott und auf die Menschen, die Gott treu sind", so der Papst.

Er verwies darauf, dass Benedikt XVI. ihm 2013 bei seinem Amtsantritt gesammelte Unterlagen über Problemfälle übergeben habe; sein Vorgänger habe die betreffenden Personen entfernt. "Ich habe lediglich die Aussagen von Papst Benedikt aufgenommen und seine Arbeit fortgeführt", sagte Franziskus.

Kleine aber konkrete Schritte nötig

Für das Vorgehen gegen Korruption im Vatikan habe er keine besondere Strategie. "Das Schema ist banal, einfach: vorwärtsgehen und nicht stehenbleiben." Nötig seien "kleine, aber konkrete Schritte". Franziskus erinnerte an Reformen der Vatikanjustiz in den vergangenen Jahren. Es seien "Positionen und Widerstände" zu beseitigen gewesen, Ermittlungen in den Vatikanfinanzen unternommen und die Leitung der Vatikanbank IOR erneuert worden. "Ich hatte etliche Dinge zu ändern, und etliche weitere werden sich bald ändern", sagte er.

Franziskus betonte, Kritik sei für ihn vor allem Anlass zur Selbstprüfung; er stecke sie aber nicht leicht weg. Kritische Äußerungen gefielen niemandem, "vor allem, wenn es Schläge ins Gesicht sind" oder wenn sie in bösartiger Absicht geäußert würden. (cbr/KNA)