Gottesdienste auf Sonn- und Feiertage beschränken

Bischof Overbeck: Kirchliche Kontakte aufs Nötigste reduzieren

Veröffentlicht am 14.12.2020 um 09:52 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ "Ich bin mir sehr bewusst, dass eine breite Öffentlichkeit sehr kritisch auf die Möglichkeiten der Religionsgemeinschaften blickt, unter bestimmten Bedingungen weiterhin Gottesdienste feiern zu dürfen", sagt Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck.

  • Teilen:

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck empfiehlt, alle nicht zwingend notwendigen Kontakte im kirchlichen Leben weiter zu reduzieren. Die öffentlichen Gottesdienste sollten möglichst auf die Sonn- und Feiertage beschränkt werden, sagte er am Sonntag nach Beratungen mit dem Krisenstab in seinem Bistum. "Ich bin mir sehr bewusst, dass eine breite Öffentlichkeit sehr kritisch auf die Möglichkeiten der Religionsgemeinschaften blickt, unter bestimmten Bedingungen weiterhin Gottesdienste feiern zu dürfen", ergänzte der Ruhrbischof: "Wir sollten deshalb sehr sorgsam und sensibel an den kommenden Feiertagen von dieser Möglichkeit Gebrauch machen."

Daher empfiehlt er den Pfarreien und Gemeinden unter anderem, auf die Feier der werktäglichen Gottesdienste weitgehend zu verzichten. Begräbnisfeiern sollten vorerst nur auf dem Friedhof stattfinden, Tauffeiern nach Möglichkeit auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Außerdem legte er allen Gruppen, Vereinen und Verbänden dringend nahe, auf Zusammenkünfte vorerst zu verzichten. "Wir haben immer gewusst, dass das Weihnachtsfest in diesem Jahr nicht wie gewohnt gefeiert werden kann", so der Bischof weiter. Aber auch angesichts der neuerlichen Verschärfung der vielen Einschränkungen falle das Weihnachtsfest nicht aus. "Wir glauben fest und zuversichtlich daran, dass Gott uns Menschen nahe ist - gerade in schwierigsten Zeiten".

Gerade dort, wo Menschlichkeit und Solidarität gelebt werde, könne Gott konkret erfahrbar sein. Darum gelte es jetzt, all diejenigen nicht aus dem Blick zu verlieren, die unter Einsamkeit zu leiden haben, die in Quarantäne aushalten müssen und die schwer erkrankt sind. Ganz besonders aber verdienten all diejenigen Respekt und Anerkennung, die in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und -diensten weit über die Grenzen ihrer Kraft hinaus im Einsatz sind für andere Menschen. Overbeck begrüßte zugleich die neuen Bund-Länder-Vereinbarungen zu weiteren Corona-Einschränkungen. "Die hohe Zahl der Todesfälle durch Corona kann uns nicht kalt lassen", sagte er und verwies zugleich auf die steigende Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser: "Jetzt gilt es, Leben zu schützen und unsere Kliniken nicht noch mehr zu überlasten."

Politiker raten von Gottesdienstbesuch an Weihnachten ab

Unterdessen rieten die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, Michael Kretschmer und Reiner Haseloff (beide CDU), davon ab, an Weihnachten in die Kirche zu gehen. Kretschmer sagte MDR Aktuell am Montag, jeder müsse Kontakte reduzieren. "Das ist für viele Menschen bitter. Aber wir tun es für unsere nächsten Angehörigen." Dies gelte es, zu schützen. Kretschmer betonte, dass er den Weihnachtsgottesdienst in diesem Jahr erstmals nicht besuchen werde. Er wolle "seinen Beitrag leisten, Kontakte zu vermeiden." Auch Jesus und Maria seien in der Heiligen Nacht alleine gewesen. "Wenn man ein frommer Christ sein möchte, und das Thema für einen selbst sehr wichtig ist, dann muss man dazu nicht in die Kirche gehen."

Auch Sachsen-Anhalts Regierungschef Haseloff verzichtet in diesem Jahr darauf, Weihnachten einen Gottesdienst zu besuchen. Seine Frau und er hätten sich entschieden, "die Mitternachtsmesse vom Papst im Fernsehen anzusehen und dann irgendwann in der Weihnachtszeit - an einem Werktag, wenn nicht so viele Besucher da sind - einen Gottesdienst zu besuchen."

Kanzleramtsminister Helge Braun spach sich angesichts der Corona-Pandemie für Online-Gottesdienste zu Weihnachten aus. "Wir müssen leider eben auch auf Möglichkeiten zur Kontaktreduzierung bei Gottesdiensten zurückgreifen", sagte der CDU-Politiker am Montag im rbb-Inforadio. Er verwies dazu auf Beratungen, die am heutigen Montag im Innenministerium mit Vertretern der Religionsgemeinschaften stattfinden sollen. "Man muss das gut vorbereiten und wirklich nur das tun, was verantwortbar ist." Allerdings sei die Religionsfreiheit ein geschütztes Grundrecht und Weihnachten im christlichen Sinne nicht irgendein Fest, betonte Braun. (tmg/KNA)