Katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen hält an Christmetten fest
Während fast alle evangelischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen wegen der Corona-Pandemie auf öffentliche Weihnachtsgottesdienste verzichten, hält die katholische Kirche weiterhin an den Feiern fest. Die Staatskanzlei habe versichert, dass Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) öffentliche Gottesdienste nicht insgesamt in Frage stelle, hieß es am Montag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) aus dem Katholischen Büro in Düsseldorf. Er gehe davon aus, dass es in allen fünf NRW-Bistümern neben alternativen Angeboten, wie etwa Onlinegottesdiensten, auch Präsenzgottesdienste geben werde, sagte Leiter Antonius Hamers. Die Menschen könnten in Eigenverantwortung zwischen den Formaten wählen.
Laschet hatte im "Tagesspiegel am Sonntag" angekündigt, noch einmal mit den Kirchen wegen öffentlicher Weihnachtsgottesdienste sprechen zu wollen. Angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen zeigte er sich skeptisch, ob die Feiern tatsächlich in der bisher geplanten Form stattfinden können. Hamers sagte der KNA, er habe mit Blick auf das Interview Kontakt mit der Staatskanzlei gehabt und "in Absprache mit den fünf Bistümern erklärt, dass ein genereller Verzicht auf Präsenzgottesdienste für uns nicht in Frage kommt".
Nur Bistum Essen stellt Pfarreien die Feier von Präsenzgottesdiensten frei
Unter den Bischöfen hat bislang allein Essens Oberhirte Franz-Josef Overbeck seinen Pfarreien freigestellt, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten. Nach Informationen des "Neuen Ruhr-Wort" (Sonntag) haben bereits mehr als die Hälfte der 42 Pfarreien zwischen Duisburg, Bochum und dem märkischen Sauerland ihre Feiern abgesagt. Die übrigen Bistümer Köln, Aachen, Paderborn und Münster wollen Feiern mit Besuchern anbieten.
In den evangelischen Landeskirchen in NRW hingegen werden beinahe alle öffentlichen Gottesdienste entfallen. 80 bis 90 Prozent der Feiern im Rheinland seien abgesagt, erklärte der Beauftragte der Evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung, Rüdiger Schuch, auf KNA-Anfrage. In Westfalen und Lippe liege der Anteil noch höher. Dort fänden nur vereinzelt Präsenz-Gottesdienste statt, darunter ökumenische Feiern, die bereits lange geplant gewesen seien. Auch Schuch verwies auf alternative Formate wie Online-, Fernseh- und Radiogottesdienste. Zudem seien die Kirchen über Weihnachten als Orte der Stille geöffnet.
Laut aktueller Corona-Schutzverordnung des Landes NRW sind öffentliche Gottesdienste mit Auflagen grundsätzlich möglich. Nach wie vor gelten der Mindestabstand und die Maskenpflicht auch am Platz. Hinzu kommen weitere Regeln. So muss das Ordnungsamt informiert werden und die Gemeinde darf nicht singen. NRW war während des ersten Lockdown das einzige Bundesland, das öffentliche Gottesdienste nicht generell untersagt hatte. Stattdessen hatten die Kirchen von sich aus auf die Feiern verzichtet.
Unterdessen bekräftigte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) ihren Wunsch nach vorsichtigen und "besonnenen Weihnachten" in Familien und Kirchen. "Um unser aller Gesundheit willen erfordert es von uns ein gehöriges Maß an Solidarität, Selbstdisziplin, Verzicht und Bereitschaft, in Sorge und Verantwortung füreinander in diesem Jahr das Weihnachtsfest anders zu feiern, als wir es gewohnt sind", sagte Familienbischof Heiner Koch am Montag. "Gleichzeitig betone ich, dass der Schutz des Menschen und seines Lebens vor allem steht", ergänzte der Vorsitzende der DBK-Kommission Ehe und Familie.
Daher seien Hygienekonzepte und Schutzmaßnahmen genau einzuhalten. Dabei sei es ihm "ein Herzensanliegen, dass alle Gläubigen, die an einem Gottesdienst an den Weihnachtsfeiertagen teilnehmen möchten, dies auch tun können". Aber je besser alle in diesem Jahr "die von der Pandemie bestimmte Realität ernstnehmen und wir uns disziplinieren", umso größer sei die Chance, im nächsten Jahr zu den liebgewordenen Traditionen zurückkehren zu können.
Auch für ihn als Priester und Bischof sei es schwierig, damit umzugehen, an den Weihnachtstagen nicht in gewohnter Weise mit den Gläubigen Gottesdienst feiern zu können, betonte der Berliner Erzbischof weiter. Doch die Corona-Pandemie mache diesmal eine Begrenzung aller Kontakte nötig.
Koch verwies darauf, dass überall veränderte Formate für Gottesdienste an den Weihnachtsfeiertagen geplant seien, um alle Sicherheitsmaßnahmen einhalten zu können: "Für diese Kreativität bin ich sehr dankbar." Christen sollten sich nicht entmutigen lassen und trotz aller Einschränkungen auf die Gnade des Weihnachtsfestes vertrauen: "Gott ist Mensch geworden und hat sich auf die Freuden und Beschwernisse des Menschseins eingelassen - zu unser aller Heil."
Gesundheitspolitiker Lauterbach kritisiert Kirchen
Zudem kritisierte der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach den Beitrag der Kirchen zur Bekämpfung des Coronavirus als unzureichend. "Ich habe leider den Eindruck, dass von den Konfessionen bisher nicht so viele praktische Vorschläge gekommen sind, wie sie zur Eindämmung des Virus beitragen können", sagte der Epidemiologe den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag): "Da habe ich von den Kirchen leider wenig Hilfreiches gehört."
Lauterbach appellierte an die Kirchen, "Weihnachten an den Eingängen zu den Gotteshäusern FFP2-Masken" zu verteilen. Dann müssten die älteren Leute nicht zu den Apotheken laufen. Dort bekommen Menschen ab 60 Jahren sowie Risikopatienten derzeit drei FFP2-Schutzmasken unentgeltlich.
Der Gesundheitspolitiker rief die Bürger zugleich dazu auf, an den Festtagen "allergrößte Vorsicht" walten zu lassen. "Wir müssen jetzt schon mit sehr vollen Krankenhäusern rechnen. Daher appelliere ich dringend, mit einer möglichst kleinen Gruppe zu feiern und dabei die Maske aufzusetzen - so unangenehm das ist", sagte er. "Ich weiß, dass sich viele Leute daran nicht halten werden, aber das ist falsch." (rom/KNA)