Der Stellvertreter Christi

Veröffentlicht am 12.05.2015 um 00:50 Uhr – Lesedauer: 
Vatikan

Bonn ‐ Das Papstamt ist eine Besonderheit der römisch-katholischen Kirche. Es hat seinen Ursprung in den Worten Jesu "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" und blickt auf eine lange Tradition zurück, die früher jedoch anders war als heute.

  • Teilen:

Das Papstamt ist eine Besonderheit der römisch-katholischen Kirche. Es hat seinen Ursprung in den Worten Jesu "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (Mt 16,18) im Matthäusevangelium und blickt auf eine lange Tradition zurück. Der Papst ist der oberste Hirte der römisch-katholischen Kirche und Vertreter Christi auf Erden. Er trägt die Titel: Bischof von Rom, Stellvertreter Christi, Nachfolger des Fürsten der Apostel, Höchster Pontifex der Universalkirche, Primas von Italien, Souverän des Vatikanstaates und "Servus Servorum" (lat. für Diener der Diener Gottes).

Den Titel "Patriarch des Abendlandes" legte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) im Jahr 2006 ab; Papst Franziskus setzt diese Praxis fort. In altkirchlicher Tradition ist der Papst dennoch weiterhin der Patriarch der Westkirche.

Der Titel "Papst" (vom lateinischen papa = Vater) war ursprünglich eine allgemeine Ehrenbezeichnung für Kirchenmänner und Patriarchen. Erst seit der Amtszeit Gregors I. (590-604) wird er ausschließlich für das Oberhaupt der Kirche verwendet. Einen ähnlichen Wandel durchlief die Bezeichnung "Pontifex Maximus", die seit Leo I. (440-461) dem Papst vorbehalten ist. Sie bedeutet so viel wie "oberster Brückenbauer" und wird gerne symbolisch als Brücke zwischen Kulturen, Religionen und Völkern interpretiert.

Bild: ©picture alliance/akg-images/Schoening

Die "Cathedra Petri" im Petersdom.

Oberste Gewalt im Vatikanstaat

In der Vatikanstadt steht der Papst an oberster Stelle und vereint die drei klassischen, üblicherweise geteilten Staatsgewalten auf eine Person: die Gesetzgebung (Legislative), die Rechtsprechung (Judikative) und auch die Durchsetzung des Rechts (Exekutive) liegen in seiner Hand. Hintergrund ist der Jurisdiktionsprimat: Die volle und höchste Gewalt wird demjenigen übertragen, der auf dem Stuhl Petri sitzt und somit in der Nachfolge des Petrus steht.

Diese herausragende Stellung (Jurisdiktionsprimat) ist kirchlich gewachsen und wurde auf dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 dogmatisch festgelegt. Laut dem Dogma der Unfehlbarkeit kann der Papst unter bestimmten Auflagen in Glaubens- und Sittenfragen unfehlbare Lehraussagen treffen. Spricht der Papst "ex cathedra" (wörtlich: aus dem Lehrstuhl), so gilt sein Wort als unfehlbar.

Der Papst ernennt Bischöfe und Kardinäle und beruft Konzilien ein. Auf seinen Reisen trifft er Millionen von Menschen in der ganzen Welt. Die Bischofskirche des Papstes ist die Laterankirche in Rom. Die Päpste unterschreiben nicht wie Bischöfe mit einem Kreuz vor dem Namen, sondern mit der Hinzuführung der Buchstaben PP (lat. "Pastor Pastorum" = Hirte der Hirten). (gam)

"urbi et orbi"

Die Formel "urbi et orbi" gehört zum feierlichen Segensspruch, den der Papst an Ostern und Weihnachten vom Balkon des Petersdoms erteilt. Seit vielen Jahren wird dieser Segen von Fernsehanstalten weltweit übertragen. Heutzutage verbindet das Kirchenoberhaupt damit Weihnachtsgrüße in mehr als 60 Sprachen. Die lateinischen Worte bedeuten übersetzt "der Stadt und dem Erdkreis". Damit unterstreicht die katholische Kirche ihren universalen Geltungsanspruch. Die römische Kurie verwendet die Formel auch für bestimmte Dokumente, die weltweit gelten sollen.

Konklave = Papstwahl

Zum Papst kann jeder katholisch getaufte Mann werden. Doch seit 1378 entstammen alle Päpste dem Kardinalsrang. Für den Fall des Papsttodes gibt es im Vatikan klare Verfahrensregeln und ein genaues Protokoll. Der Kardinal-Camerlengo stellt den Tod eines Papstes offiziell fest und ordnet die Versiegelung der päpstlichen Räumlichkeiten an. Für die Zeit der Sedisvakanz übernimmt er auch den Vorsitz der Sonderkongregationen zusammen mit jeweils einem durch Los bestimmten Kardinalbischof, einem Kardinalpriester und einem Kardinaldiakon. Zu den vorgeschriebenen Handlungen gehört auch das Abnehmen des Fischerrings als Symbol päpstlicher Macht. Dieser wird im Konklave offiziell zerbrochen. Den Papst wählen dürfen alle Kardinäle, die noch nicht 80 Jahre alt sind. Aber dem Konklave gehören höchstens 120 Mitglieder an. Zur Wahl schließen sich die Wahlberechtigten in der Sixtinischen Kapelle ein und sind von der Außenwelt abgeschnitten. Während des Konklaves (lat. Cum clave = abgeschlossener Raum) übernachten die Kardinäle im Domus Sanctae Marthae. Gewählt ist, wer zwei Drittel der Stimmen erhält. Das Wahlverfahren unterliegt strengen Regeln und dauert meistens mehrere Tage. Nach jedem Wahlgang werden die Stimmzettel verbrannt. Steigt schwarzer Rauch über dem Vatikan auf, ist die Wahl noch nicht entschieden. Steigt hingegen weißer Rauch auf, wurde ein neuer Papst gewählt.