Online-Konferenz: Woelki räumt Fehler bei Missbrauchsaufarbeitung ein
Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat in einer Wortmeldung bei der Online-Konferenz des Synodalen Wegs Fehler bei der Aufarbeitung von Missbrauch in seinem Erzbistum eingeräumt. Er selbst trage die Verantwortung dafür, dass viel Vertrauen verloren gegangen sei, so Woelki am Donnerstag bei dem Digital-Treffen. Es tue ihm Leid, dass Betroffene dadurch erneut traumatisiert wurden. Woelki erneuerte die Zusage, dass er Aufklärung und Aufarbeitung wolle. Im Erzbistum Köln werde man persönliche und systemische Verantwortlichkeiten klar benennen.
"Wir werden das erste Gutachten, das wir nicht veröffentlicht haben, zur Einsicht freigeben, erst den Betroffenen, dann auch Journalisten und allen anderen, die das möchten", so Woelki weiter. "Wir werden mit dem zweiten Gutachten, von dem wir uns erhoffen, dass es rechtssicher ist, weiterarbeiten." Mehrere Teilnehmer der Konferenz hatten Woelki zuvor in Wortmeldungen kritisiert. Vereinzelt erhielt er aber auch Zuspruch. ZdK-Vizepräsidentin Karin Kortmann dankte Woelki für sein neues Aufklärungs-Versprechen und sagte, die Synodalen würden den Kardinal beim Wort nehmen.
Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, hatte zuvor darüber berichtet, wie sich die Strukturen zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche weiterentwickelt haben. Ackermann sprach davon, dass in den Bistümern stärker Betroffene und Fachleute beteiligt werden sollen. Die entsprechenden interdisziplinär besetzten Kommissionen sollen sich auch untereinander austauschen und mit Fachberatungsstellen vor Ort kooperieren.
Fortentwickelt wurde demnach das Verfahren zur Anerkennung des Leids von Betroffenen. Die Bischöfe einigten sich auch auf eine Standardisierung zur Führung der Personalakten von Klerikern, also Priester und Diakone. Eine weitere Selbstverpflichtung, der die Kirche laut Ackermann nachkommt, ist die kontinuierliche Information der Öffentlichkeit über weitere Schritte.
Betroffene wollen sich bei Reformprozess einbringen
Anschließend äußerten sich die drei Sprecher des von der Bischofskonferenz eingerichteten Betroffenenbeirats, Johannes Norpoth, Kai Moritz und Johanna Beck. Sie betonten, der Synodale Weg dürfe nicht weiter auf die Stimme der Betroffenen verzichten.
"Mit Betroffenen zu reden ist vorteilhafter und empathischer, als über sie zu reden", so Norpoth, der mehr Engagement bei der Aufarbeitung anmahnte. Auch die Stimme der Laien sei mitunter zu selten wahrnehmbar gewesen.
Moritz warf die Frage auf, wann Änderungen im kirchlichen Verfahrensrecht erfolgten, "die Überlebende vom Objekt zur handelnden Person machen". Man werde sich im Synodalen Weg einbringen, so Moritz. "Wir wollen mutig sein, wir wollen mit ihnen mutig sein."
Beck forderte, Machtstrukturen zu hinterfragen. Diese hätten den Schutz von Tätern und der Institution viel zu lange über den Schutz der Opfer gestellt. Sie zeigte sich erfreut darüber, dass das Präsidium des Synodalen Wegs beschlossen habe, den Betroffenenbeirat nun "offiziell und kontinuierlich" beim Synodalen Weg einzubinden.
Von den 229 Synodalen hatten sich 221 zu dem coronabedingt gewählten Format angemeldet, das sind 96,5 Prozent. Die Synodalversammlung ist das höchste beschlussfassende Gremium des Synodalen Wegs. Auf der virtuellen Konferenz wollen die vier Foren des Synodalen Wegs Einblick in ihre Arbeiten geben. Sie widmen sich den Inhalten des Reformdialogs: Macht, priesterliche Lebensform, Sexualmoral und Rolle der Frauen. (rom/KNA)