Auch neue Studie sieht kein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch Gottesdienstbesuch

Bätzing und Bedford-Strohm: Sichere Schutzkonzepte an Ostern

Veröffentlicht am 01.04.2021 um 10:51 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Kassel/Marburg ‐ Präsenzgottesdienste an Ostern können "mit einem Höchstmaß an Vorsicht und unter strikter Einhaltung aller Sicherheits- und Hygienekonzepte" stattfinden: Das betonen die Spitzen der beiden großen Kirchen in Deutschland. Eine Studie gibt ihnen recht.

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Die Spitzen der beiden großen Kirchen in Deutschland verweisen auf einen verantwortungsvollen Umgang bei Gottesdiensten an Ostern. Trotz steigender Infektionszahlen bieten Katholiken und Protestanten Präsenzveranstaltungen an. "Ostern ist das wichtigste Fest der Christinnen und Christen. Da sind Gottesdienste nicht schmückendes Beiwerk, sondern für viele Gläubige zentraler Bestandteil des Festes", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, der Funke-Mediengruppe (Donnerstag). Gottesdienste seien in der Krise ein Zeichen gelebter Solidarität.

Der Limburger Bischof versicherte, dass die Gemeinden verantwortlich und aufmerksam mit der Situation umgingen. Es gebe viele Online-Angebote für Gottesdienste und zahlreiche Übertragungen in Fernsehen und Hörfunk. Daneben könnten Präsenzgottesdienste "mit einem Höchstmaß an Vorsicht und unter strikter Einhaltung aller Sicherheits- und Hygienekonzepte" stattfinden. Die Konzepte hätten sich nun bereits seit einem Jahr in den über 10.000 katholischen Pfarrgemeinden bundesweit bewährt. Bätzing appellierte an die Verantwortung der Gläubigen, "diese Maßnahmen uneingeschränkt einzuhalten".

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, betonte, wenn Schutzkonzepte eingehalten würden, sei es weiterhin verantwortlich, Gottesdienste auch in Präsenzform zu feiern. Angesichts steigender Infektionszahlen müsse die Vorsicht aber besonders groß sein. Als Beispiel nannte Bedford-Strohm die Regelungen in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Hier sollen Gemeinden in Regionen mit einer Inzidenz zwischen 200 und 300 intensiv prüfen, ob ein geplanter Gottesdienst tatsächlich in Präsenz verantwortbar ist. In Gegenden über der 300er-Marke würden dort alle Präsenzgottesdienste abgesagt.

Der Landesbischof regte darüber hinaus weitere Schutzmaßnahmen an: "Um die Ansteckungsgefahr zu verringern, können die an den Gottesdiensten Mitwirkenden Schnelltests machen, auch dann, wenn der Gottesdienst digital übertragen wird und ohne Gläubige im Kirchenraum stattfindet." Er gehe zudem davon aus, dass die Mehrheit der Gläubigen die Ostergottesdienste digital feiern werde und nicht in die Kirchen komme. Mit Blick auf private Treffen an den Osterfeiertagen sei es wichtig, dass alle verantwortlich handelten. "Sie müssen sich selbst ein Stoppschild hinhalten. Es ist jetzt nicht die Zeit für Umarmungen oder ausgedehnte Familientreffen", sagte der bayerische Landesbischof den Funke-Zeitungen. Bätzing sagte dazu: "Es steht mir nicht zu, über Familienbesuche zu entscheiden. Auch hier wird gelten, den behördlichen Empfehlungen zu befolgen und mit Verantwortung in den Familien Ostern zu feiern. Weniger kann da mehr sein."

Studie: Wohl kein erhöhtes Ansteckungsrisiko durch Gottesdienstbesuch

Auch laut einer aktuellen Untersuchung ist der Gottesdienstbesuch unter den gegenwärtigen Schutzkonzepten offenbar nicht mit einem erhöhten Corona-Infektionsrisiko verbunden. Zu diesem Zwischenergebnis kommt eine Studie der Philipps-Universität Marburg in Kooperation mit der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW), wie die Landeskirche am Mittwoch in Kassel mitteilte. Von Anfang Dezember bis Ende Februar hatten rund 1.500 Mitglieder aus den evangelischen Kirchenkreisen Schwalm-Eder, Kirchhain und Marburg an dieser Studie teilgenommen und sich auf Sars-CoV-2-Antikörper untersuchen lassen. Unter den getesteten Personen im Alter von 18 bis 90 Jahren seien Haupt-, Neben- und Ehrenamtliche der EKKW sowie Gottesdienstbesucher gewesen, berichtete Harald Renz, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin und Pathobiochemie, Molekulare Diagnostik an der Philipps-Universität. Bei 45 Teilnehmenden seien Antikörper gegen das Sars-CoV-2-Virus festgestellt worden, sie hätten folglich eine Infektion durchgemacht. Dies entspreche einer Seroprävalenz - diese beschreibt das Vorliegen von Antikörpern gegen das Coronavirus - von drei Prozent.

990 der getesteten Personen hatten angegeben, dass sie regelmäßig einen Gottesdienst besuchten. 24 Personen dieser Gruppe wiesen Antikörper gegen das Coronavirus auf (Seroprävalenz: 2,4 Prozent). Unter den 503 Getesteten, die angegeben hatten, nicht regelmäßig einen Gottesdienst zu besuchen, waren 21, bei denen Antikörper ermittelt wurden (Seroprävalenz: 4,2 Prozent). "Es konnte kein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit von Antikörpern zwischen Gottesdienstbesuchern und Nicht-Gottesdienstbesuchern nachgewiesen werden", sagte Renz. Es zeige sich, "dass sich die enormen Anstrengungen bei der Implementierung von Hygienekonzepten bewährt haben". Nach Abschluss der Gesamtauswertung soll die Studie veröffentlicht werden. (tmg/KNA/epd)