Kardinal: Papst besorgt über Traditionalismus in Priesterausbildung
Papst Franziskus ist nach Ansicht von Kardinal João Braz de Aviz über "traditionalistische Positionen" in der Priesterausbildung besorgt. Das Kirchenoberhaupt habe ihm gegenüber seine Vorbehalte bezüglich "einer gewissen Tendenz, sich ein wenig vom Zweiten Vatikanischen Konzil zu entfernen", geäußert, sagte der Präfekt der vatikanischen Ordenskongregation am Montag bei einer Online-Veranstaltung anlässlich der 50. Auflage der "Woche des geweihten Lebens" in Spanien, wie das Magazin "Vida Nueva" berichtete. Doch gerade Priester und Ordensleute sollten sich die Lehren des II. Vaticanums zu Herzen nehmen und die "Nachfolge Jesu Christi als oberste Regel" anerkennen.
Der aus Brasilien stammende Kurienkardinal sprach sich für eine persönliche und gemeinschaftliche Bekehrung innerhalb der Kirche aus, die einem "Weg mit Jesus" Platz mache. Diese Hinwendung zu Gott sei wichtiger, "als umfassende Planungen zu machen, als originelle Ideen zu suchen oder sich auf Bräuche und Traditionen zu besinnen, die sich mit der Zeit konsolidiert haben; wichtiger, als das Charisma in theologische Tendenzen von rechts oder links zu kleiden", so Braz de Aviz. Auch innerhalb des Ordenslebens gebe es keine "größere oder kleinere Hingabe".
Der Präfekt rief alle Ordensleute dazu auf, die Bedeutung des Gehorsams angesichts der Fälle von Machtmissbrauch in kirchlichen Gemeinschaften neu herauszuarbeiten. "Wenn Autorität kein Dienst ist, wird er zu Missbrauch und kann in sexueller Form oder in Bezug auf das Gewissen auftreten." Zudem beklagte der Kardinal die Diskriminierung von Ordensfrauen in der Kirche. Es gebe "große Widerstände in vielen kirchlichen Strukturen, wenn es darum geht, Mitbestimmung zu ermöglichen". Braz de Aviz leitet seit 2011 als Präfekt die vatikanische Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens, wie die Ordenskongregation offiziell heißt. (rom)