Nach Entscheidung zu Heße

Kirchenrechtler Schüller: Papst wird im Fall Woelki "schnell handeln"

Veröffentlicht am 16.09.2021 um 11:16 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ Nach der Klärung im Fall Heße rechnet Kirchenrechtler Thomas Schüller auch mit einer baldigen Entscheidung des Papstes zu Kardinal Woelki. Doch wie wird die ausfallen? Er äußert sich zudem zu den Weihbischöfen Schwaderlapp und Puff.

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Nach der Mitteilung des Vatikan, den Hamburger Erzbischof Stefan Heße im Amt zu belassen, rechnet der Münsteraner Theologe Thomas Schüller auch mit einer baldigen Entscheidung des Papstes zu Kardinal Woelki. "Er wird jetzt schnell handeln", sagte der Kirchenrechtler der "Kölnischen Rundschau" (Donnerstag). Eine Prognose zur Entscheidung aus Rom wolle er aber nicht abgeben.

Laut Schüller sind im Fall Woelki nicht einzelne Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche zu bewerten, die der Kardinal eingeräumt hatte. Vielmehr gehe es um eine pastorale Frage, ob ein Erzbischof, gegen den sich ein großer Teil der Geistlichen und Laien der Erzdiözese gewandt hat, noch zehn bis 15 Jahre lang gedeihlich arbeiten könne, so der Kirchenrechtler.

Unterschiede zu Schwaderlapp und Puff

Die Entscheidung im Fall Heße habe er genauso erwartet, erklärte Schüller. "Der Papst hält sich an die katholische Systemlogik: Heße hat Fehler gemacht, sie aber demütig eingestanden. Der reuige Sünder bekommt eine zweite Chance." Ihm sei aber bewusst, dass dies für die Betroffenen ein Schlag ins Gesicht sei, sagte der Theologe.

Etwas anders liegen die Verhältnisse aus Schüllers Sicht aber bei den ebenfalls beurlaubten Kölner Weihbischöfen Dominikus Schwaderlapp und Ansgar Puff. Bei Schwaderlapp sei zu beachten, dass er seine Fehler als Stellvertreter des Bischofs begangen habe und nicht wie Heße in den meisten Fällen als Hauptabteilungsleiter. "Die Entscheidung über ihn könnte anders ausfallen", meinte Schüller. Dass hingegen Puff sein Amt wegen eines einzelnen Fehlers in acht Monaten als Personalchef verliere, könne er sich nicht vorstellen. Auch hier gehe der Kirchenrechtler von einer Entscheidung noch in diesem Monat aus, "nach meinen Informationen in den nächsten Wochen".

Papst Franziskus hatte am Mittwoch Stefan Heße ein halbes Jahr nach dessen Rücktrittsangebot als Hamburger Erzbischof im Amt belassen. Der Vatikan begründete, Heße habe "seine in der Vergangenheit begangenen Fehler in Demut anerkannt" und nicht die "Absicht" gehabt, Missbrauch zu vertuschen. Unter anderen das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kritisierte die Entscheidung. (tmg/KNA)