Moraltheologin sieht moralische Pflicht zur Corona-Impfung
Die Augsburger Moraltheologin Kerstin Schlögl-Flierl sieht eine moralische Pflicht, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Da es inzwischen immer mehr Studien zu den Impfstoffen und möglichen Nebenwirkungen der Impfung gebe, würde sie jetzt "wirklich davon sprechen wollen, dass es eine moralische Pflicht gibt, sich impfen zu lassen", sagte Schlögl-Flierl am Mittwoch den "Münchner Kirchennachrichten". Damit hat die Theologin ihre Haltung zur Impfung nach eigenen Angaben in den vergangenen Monaten geändert. Zu Beginn der Corona-Pandemie habe sie zunächst lediglich davon gesprochen, dass es eine moralische Pflicht gebe, über eine Impfung nachzudenken, so die Theologin.
Schlögl-Flierl betonte, sie wünsche sich Solidarität der Älteren gegenüber den Jüngeren. Zu Beginn der Pandemie hätten Kinder und Jugendliche stark Rücksicht genommen, jetzt sei es Zeit, das zurückzugeben. "Sport, Kultur, Freunde, ich würde sagen: Wir müssen uns impfen lassen, als Erwachsene, um den Kindern ein Leben zu ermöglichen", sagte die Moraltheologin, die seit dem vergangenen Jahr auch Mitglied im Deutschen Ethikrat ist. Zudem brauche es vor allem mehr Dialog, damit kein "Kampf der Generationen" entstehe.
Mit Blick auf die Gruppe der Impfgegner forderte Schlögl-Flierl eine Versachlichung der Debatte, da diese derzeit "emotional irrsinnig aufgeladen" sei. Es sei wichtig, mögliche Impffolgen ins Verhältnis zu setzen zu den Schäden, die aus einer Infektion mit dem Coronavirus resultieren könnten. (stz)