Warnung vor übersteigerten Erwartungen an Synodalen Weg

Münsteraner Bischof Genn nennt Impfverweigerer "unsolidarisch"

Veröffentlicht am 20.12.2021 um 13:46 Uhr – Lesedauer: 

Münster ‐ "Für mich ist das unsolidarisch": Münsters Bischof Felix Genn kritisiert Menschen, die sich nach wie vor nicht gegen Corona impfen lassen wollen. Außerdem ruft er beim deutschen Synodalen Weg zu realistischen Erwartungen auf.

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Zum bevorstehenden Jahreswechsel hat der Münsteraner Bischof Felix Genn zu Solidarität in der Corona-Pandemie aufgerufen. Kritik übte er im neuen Podcast "kannste glauben" an Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen. "Für mich ist das unsolidarisch", so Genn. "Eine Pandemie hat viel mit Solidarität zu tun." Diese nehme er besonders bei den vielen Menschen wahr, die Rücksicht auf andere Menschen nehmen und ehrenamtlich ältere und einsame Personen unterstützen. "Das ist ein großartiges Engagement."

Mehrere deutsche Bischöfe hatten mit Nachdruck zur Corona-Impfung aufgerufen. Deutliche Worte für Impfverweigerer fand der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst: Die "Unvernünftigen und Uneinsichtigen" raubten den Kindern eine unbeschwerte Kindheit und nähmen alten Menschen die letzten Jahre. Zuletzt rief Fürst die Priester und Diakone seiner Diözese zur Impfung auf und erinnerte sie dabei an ihr bei der Weihe gegebenes Gehorsamsversprechen.

Genn: Synodaler Weg ist Lernprozess

Weiter äußerte sich Genn zur Reformdebatte Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland. Der Dialog sei ein Lernprozess. "Wir üben im Moment immer tiefer ein, aufeinander zu hören, mögliche Gegenpositionen aufzunehmen, um dann herauszufinden, was wir voneinander lernen können. Genau das meint synodal." Genn warnte mit Blick auf die Weltkirche aber vor übersteigerten Erwartungen der Deutschen an den Reformprozess. "Wir dürfen nicht den Eindruck erwecken, als wäre an unserem Wesen die Welt genesen", betonte der Bischof. "Es gilt ein kluges Maß hinzubekommen, was realistisch ist und was zunächst diskutiert werden kann und muss, damit es dann auch in einem weltkirchlichen Dialog besprochen werden kann."

Beim Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche. (tmg/KNA)