Kardinal Ruini verteidigt Benedikt XVI. gegen Vorwürfe nach Gutachten
Der frühere langjährige Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Camillo Ruini (90), hat den emeritierten Papst Benedikt XVI. in Schutz genommen. Die Vorwürfe seien "paradox und fundamental ungerecht", zitiert ihn die Zeitung "Il Foglio" (Donnerstag). Es sei doch bekannt, was Joseph Ratzinger zuerst als Kardinal, dann als Papst und selbst noch als Emeritus getan habe, um "die Plage der Pädophilie von Klerikern auszurotten".
Es gebe seit Jahren in Deutschland einen breiten Strom an Widerspruch gegen die theologischen, pastoralen und geistlichen Orientierungen des ehemaligen Papstes, so Ruini weiter. "Ein derartiges Klima ermöglicht Anschuldigungen, für die es andernorts kaum Raum gäbe", zitiert das Blatt den Kardinal weiter. Im Übrigen glaube er den Äußerungen Benedikts, der eine "Person großer Demut und Ernsthaftigkeit" sei. Wenn sein Gewissen ihm Anlass gegeben hätte, so Ruini, hätte er die Ämter als Präfekt der Glaubenskongregation und als Papst nicht angenommen.
Das vergangene Woche vorgestellte Münchner Missbrauchsgutachten wirft Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. in seiner Zeit als Münchner Erzbischof (1977-1982) in vier Fällen fehlerhaftes Verhalten vor. Benedikt verfasste eine 82-seitige Stellungnahme zum Gutachten, korrigierte aber wenig später eine zentrale Aussage. Am Mittwoch hatte auch der Vatikan den emeritierten Papst verteidigt. – Ruini galt einst als einer der politisch wie innerkirchlich einflussreichsten Kirchenmänner Italiens. Von 1991 bis 2008 war er Kardinalvikar für das Bistum Rom, bis 2007 auch Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz. (tmg/KNA)