Wie sich die deutschen Diözesanausgaben des neuen Gotteslobs unterscheiden

Vielstimmiger Gesang

Veröffentlicht am 31.10.2013 um 00:00 Uhr – Lesedauer: 
Deutschland

Bonn ‐ Gotteslob ist nicht gleich Gotteslob: Wenn das neue Gesangbuch ab dem 1. Advent in den Gemeinden Deutschlands nach und nach eingeführt wird, dann singen und beten die Gläubigen aus 20 verschiedenen Ausgaben. Katholisch.de hat sich stichprobenartig in einigen Bistümern umgehört, erklärt regionale Besonderheiten und informiert, welche Ausgaben von der Verspätung in der Drucklegung betroffen sind.

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Hohenzollernbrüche, Kölner Dom, Eucharistischer Kongress, Prozession, Flagge
Bild: ©KNA

Hohenzollernbrücke und Kölner Dom während des Eucharistischen Kongresses.

Erzbistum Köln

Auch das Erzbistum Köln ist von den Papierproblemen betroffen, was die Auslieferung des neuen Gebet- und Gesangbuchs in das neue Jahr verschieben wird. Der diözesane Eigenanteil zeichnet sich Bistumsangaben zufolge durch "viel Lokalkolorit" aus. So finden sich ihm Texte und Melodien von historischen Persönlichkeiten, die aus dem Erzbistum stammen oder in besonderer Weise damit verbunden sind – darunter der Kirchenlehrer Thomas von Aquin, der Jesuit und Dichter Friedrich Spee oder die Märtyrerin Edith Stein.

Dazu kommen Lieder von zeitgenössischen Musikern und Autoren, zum Beispiel Domkantor Oliver Sperling und Christoph Biskupek, Pfarrer in Erkrath (Kreis Mettmann). Für den Kirchenmusikdirektor im Erzbistum Köln, Richard Mailänder, steht daher fest: Der Eigenanteil des Bistums ist eine "musikalische Visitenkarte". (meu)

Blick auf das Dach des Aachener Doms.
Bild: ©picture alliance/CHROMORANGE / Monika Wirth

Das Wort Dom ist eine Verkürzung des Lateinischen "domus dei" ("Haus Gottes"). Zwar ist Dom der deutsche Ausdruck für eine Bischofskirche, allerdings hat längst nicht jeder Dom einen Bischof als Hausherrn. Andere Kirchen tragen den Titel aufgrund historischer Umstände oder wegen ihrer Größe. Der auf dem Bild zu sehende Aachener Dom wurde erst Jahrhunderte nach seiner Erbauung zu einem solchen. Bereits Karl der Große ließ um 790 die Kirche anlegen, die sich im Lauf der Zeit weiter entwickelte. Das heutige Bistum Aachen besteht hingegen erst seit 1930.

Bistum Aachen

Keine Probleme mit der Auslieferung meldet dagegen das Bistum Aachen. Pünktlich zum ersten Advent werden die Gemeinden zwischen Krefeld, Aachen und der nördlichen Eifel damit versorgt sein. Michael Hoppe, Kirchenmusikreferent des Bistums, erklärt: "Wir haben uns daran orientiert, was in unserem Bistum, in unseren Gottesdiensten eingesetzt wird. Dafür haben wir mehrere tausend Lieder geprüft und mit den Listen des Stammteils abgeglichen."

Entstanden ist ein Eigenanteil mit 150 Liedern auf 300 Seiten – eine Mischung aus traditionellen und neuen Stücken – sowie verschiedenen Textelementen. Diese wiederum beinhalten etwa die Geschichte des Bistums Aachen, Glaubenszeugnisse aus der NS-Zeit oder ein Partnerschaftsgebet mit der Kirche Kolumbiens, mit der die Diözese seit mehr als 50 Jahren verbunden ist. Entstanden ist der Diözesanteil übrigens in Kooperation mit dem Bistum Lüttich für dessen deutschsprachigen Teil in Ostbelgien. Die Lütticher Ausgabe unterscheidet sich unter anderem durch die Geschichte des Bistums Lüttich und eigene Gebete. (meu)

Nordbistümer

Das Erzbistum Hamburg und die beiden weiteren zu seiner Kirchenprovinz gehörenden Bistümer Osnabrück und Hildesheim erhalten eine einheitliche Ausgabe des neuen Gotteslobs. Das Erzbistum Hamburg ist noch jung: Erst 1995 entstand es mit der Zusammenlegung ehemals ost- und westdeutsche Territorien – und in diesem Zuge wurde auch ein eigener diözesaner Anteil für das Gesangbuch erarbeitet. "Deswegen war ein Teil der Vorarbeit für das jetzt anstehende Buch schon geleistet", erklärt Manfred Nielen, Pressesprecher des Erzbistums.

Für den Eigenanteil haben sich die Diözesen unter anderem einige Titel aus dem Bereich "Neues Geistliches Lied" ausgesucht, die nicht in dem Stammteil aufgenommen worden sind. "Das sind zum Teil ja schon echte Evergreens“ begründet Martin Tigges, Diözesankirchenmusikdirektor in Osnabrück, den Schritt. Als Beispiele nennt er "Wo Menschen sich vergessen" und "Danke für diesen guten Morgen". Zudem sind aus jeder der drei Diözesen regionale Lieder in das Gotteslob gewandert. Und es gibt noch eine weitere Besonderheit. "Einige Lieder sind mit einem Text, aber zwei Melodien abgedruckt". So habe der Klang der Version von "Deinem Heiland, Deinem Lehrer", die im Bistum Hildesheim gesungen wird, mit der Melodie des Liedes in den anderen beiden Diözesen nicht sehr viel gemein.

Von den Problemen beim Druck sind die Nordbistümer nicht betroffen und können ab dem 1. Advent Lieder aus dem neuen Gotteslob singen. (gho)

Ein Bauzaun und andere Absperrungen stehen vor der Kirche
Bild: ©KNA

Eine Baustelle vor der Hedwigskathedrale in Berlin.

Östliche Bistümer

In den östlichen Diözesen erscheint das neue Gotteslob mit einem gemeinsamen Regionalanhang Ost für die Bistümer Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Magdeburg und Berlin. Für den Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki "überwindet es damit ein Relikt der Teilung, sei es, dass noch alte Gesangbücher aus DDR-Zeiten in manchen Gemeinden in Benutzung waren, sei es, dass das offizielle Gotteslob für das Erzbistum Berlin noch vor der Wende herauskam", so der Erzbischof von Berlin. Von der Ostsee bis zum Thüringer Wald wird also demnächst aus ein und demselben Gotteslob gesungen.

Allerdings noch nicht ab dem 1. Advent, denn auch bei der Ausgabe für Ostdeutschland wurde zum Teil zu dünnes Papier verwendet: "Sie wird jetzt auch neu gedruckt und wir warten sehnsüchtig", sagt Stefan Förner, Pressesprecher des Erzbistums Berlin. Auch in dieser Ausgabe des Gotteslob gibt es viel Ortsspezifisches zu entdecken: "Der Regionalteil für die Ostbistümer deckt ein weites Gebiet ab, deshalb sind zum Beispiel auch Lieder für die unterschiedlichen Bistumspatrone darin enthalten, etwa Benno oder Elisabeth", erklärt Förner. Die beiden genannten Heiligen sind die Patrone der Diözesen Dresden-Meißen und Erfurt. (mog/gho)

Bistum Eichstätt

Bewährtes übernehmen, Neues behutsam integrieren – das war das Leitmotiv bei der Entwicklung des diözesanen Eigenteils im Bistum Eichstätt. Entstanden ist nach Angaben von Diözesanreferent Werner Hentschel ein Eigenteil, der den Menschen die liturgische Sprache wieder näherbringen möchte. Als einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt nennt Hentschel die Aufnahme von neuem geistlichem Liedgut und von kindgerechten Liedern. Außerdem enthalte der neue Eigenteil – der auch mit Hilfe einer Umfrage in den Pfarrgemeinden der Diözese konzipiert wurde – im Unterschied zum alten Gotteslob "mehr Lieder fürs Gemüt".

Wie München-Freising, so ist auch Eichstätt von den Papierproblemen bei der Produktion des neuen Gotteslobs betroffen. Zwar sei der Diözese kein materieller Schaden entstanden, "allerdings leiden auch wir unter der Zeitverzögerung bei der Auslieferung", so Hentschel. Derzeit sei noch nicht klar, wann die Ausgaben für das Bistum Eichstätt gedruckt würden. Im schlimmsten Fall, so der Diözesanreferent, könne sich die Auslieferung bis Ostern verzögern. (stz)

Bild: ©Jörg Hackemann/Fotolia.com

Die Skyline von München.

Erzbistum München-Freising

Mit einem Unikat wartet der Eigenteil des Erzbistums München und Freising auf: In ihm findet sich erstmals die Bayernhymne "Gott mit dir, du Land der Bayern". Das Lied, dessen Text Züge eines Gebets aufweist, werde auch bei kirchlichen Anlässen gerne gesungen, so die Pressestelle der Erzdiözese. Zudem sei die Aufnahme der Hymne in den diözesanen Eigenteil "ein persönliches Anliegen" von Kardinal Reinhard Marx, dem Erzbischof von München und Freising, gewesen.

Das Erzbistum ist derweil auch von den Problemen mit der Papierqualität und den Verzögerungen bei der Auslieferung des neuen Gotteslobes betroffen. Das Gesangbuch wird dort erst zu Ostern 2014 erscheinen. (stz)

Südwesten: Freiburg und Rottenburg-Stuttgart

"Es ist Tradition, dass wir beim diözesanen Teil des Gotteslobes mit dem Bistum Rottenburg-Stuttgart zusammenarbeiten", sagt Meinrad Walter vom Amt für Kirchenmusik des Erzbistums Freiburg. Das heißt: Die beiden Bistumsanhänge sind – wie schon beim alten Buch von 1975 – identisch. Anders als viele andere Bistümer habe man "nicht nur einen eigenen Musik-, sondern auch einen eigenen Textteil entwickelt", so Walter. Neben alten, regionalen Liedern sei vor allem auf neue Akzente wert gelegt worden. Dazu gehöre auch das Neue Geistliche Lied, das den Verantwortlichen in Freiburg und Rottenburg-Stuttgart im Stammteil des Gotteslobs unterrepräsentiert schien.

Inhaltlich stehe vor allem Maria, die Mutter Gottes, als Patronin des Erzbistums Freiburg im Mittelpunkt des diözesanen Eigenteils, so Bistumssprecher Robert Eberle. Dazu gehöre die Marienandacht genauso wie Marienlieder. "Ein weiterer inhaltlicher Schwerpunkt sind die Konstanzer Vespern", erklärt Meinrad Walter. Sie gingen auf das Bistum Konstanz zurück, aus dem später die Diözesen Freiburg und Rottenburg-Stuttgart entstanden seien. Die Lieder seien gut singbar, ihre Texte "religiös aufgeklärt sowie manchmal etwas naturfromm", beschreibt der Kirchenmusiker die Vespern.

Was die beiden Ausgaben des Gotteslobes allerdings unterscheidet, ist ihr Erscheinungstermin. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart laufe „alles nach Plan“, bestätigt Sprecherin Manuela Pfann. Das Gesangbuch werde dort ohne Druck- oder Papierfehler pünktlich am 1. Advent erscheinen. Im Erzbistum Freiburg sei die Versorgung hingegen erst zum 19. Januar 2014 sichergestellt, so Sprecher Robert Eberle. (bod)

Dossier

Seit über zehn Jahren arbeiten die Deutschen Bischöfe am neuen Gotteslob. Der bundesweite Stammteil wird von Liedern und Gebeten ergänzt, die die Besonderheiten der jeweiligen Bistümer widerspiegeln. Katholisch.de stellt in fortlaufender Serie alles Wissenswerte rund um das Buch zusammen, das vielen Gläubigen ein enger Begleiter ist.