Dogmatikerin Knop: Synodaler Weg ist Vordenker für Weltkirche
Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop sieht den Synodalen Weg für die Weltkirche als Vordenker darüber, was es heiße, "heute Kirche zu sein". In ihrem Vortrag zu Beginn der Salzburger Hochschulwochen sagte die Theologin am Montag, dass man das schon daran erkenne, dass die Rückläufe des vom Papst initiierten weltweiten synodalen Prozesses eben jene Themen aufgreifen, die auch den Synodalen Weg bewegten "und die lange Zeit Tabu waren in der Kirche: die Amtsfrage, die Machtfrage, die Sexualmoral und das Frauenthema". Der Vorwurf, die deutsche Kirche gehe einen Sonderweg, sei daher "in der Sache nicht gerechtfertigt", so Knop. Ein nationalkirchlicher Alleingang werde durch den Synodalen Weg nicht angestrebt.
Die aktuellen Konflikte in der Kirche erklärte Knop mit unterschiedlichen Blicken auf den Missbrauchsskandal: Die einen verstünden Missbrauch und Vertuschung durch Kleriker als grundlegendes Problem, das im kirchlichen System angelegt sei. Sie forderten daher, dieses System zu erneuern. Die anderen hingegen sähen nicht einen Zusammenhang, sondern einen Widerspruch von Missbrauch zum kirchlichen Selbstverständnis. Um Missbrauch vorzubeugen, müsse daher die Lehre vertieft und bewahrt werden. Beide Seiten nähmen sich gegenseitig als Verschärfung des Problems wahr.
Vatikan-Schreiben redundant und überflüssig
Die jüngste Kritik aus dem Vatikan am Synodalen Weg wies Knop erneut zurück. Das Schreiben sei "redundant" und letztlich überflüssig, da der Synodale Weg von Anfang an in seiner Satzung festgehalten habe, dass die Beschlüsse der Synodalversammlung von sich aus keine Rechtswirkung entfallen und die Vollmacht von Bischöfen und Bischofskonferenz unangetastet bleibt. Das sei ein notwendiges Zugeständnis gewesen, um die Bischöfe dazu zu bewegen, den Synodalen Weg mitzutragen, so die Dogmatikerin.
In den vergangenen Wochen wurden erste Rückmeldungen zum weltweiten Synodalen Prozess von verschiedenen Bistümern und Bischofskonferenzen veröffentlicht. So forderten die Luxemburger Katholiken Änderungen bei Sexualmoral und Zölibat, Belgiens Katholiken sprachen sich für das Frauenpriestertum aus, in England und Wales forderten die Gläubigen eine inklusive Kirche, in Barcelona sprachen sich die Gläubigen für eine Debatte über die Weihe von Frauen zu Priesterinnen und eine Aufhebung des Pflichtzölibats aus. Das australische Plenarkonzil entschied sich für einen Kompromissantrag zur Weihe von Diakoninnen, nachdem zuvor ein Plädoyer für die Weihe mit der Stimmenmehrheit der Bischöfe abgelehnt wurde. Außerdem wollen sich rund 2.000 afrikanische Ordensfrauen aus zehn Ländern mit einem eigenen Dokument in den weltweiten synodalen Prozess einbringen. Sie wollen darin ihrer Forderung nach einer gerechten Teilhabe von Ordensfrauen an der Kirche Ausdruck verleihen, teilte das Hilfswerk missio Aachen in der vergangenen Woche mit. (fxn)