Verliert das Reformprojekt Synodaler Weg an Schwung?
Immerhin: Der Synodale Weg ist auch in der Yellow Press angekommen. Ihn mache es "einigermaßen fassungslos, dass der Vatikan den deutschen Katholiken die Fortsetzung des Synodalen Wegs verweigert", ließ CDU-Chef Friedrich Merz im "Bunte"-Interview verlauten. Der Politiker spielte damit auf die jüngste Erklärung aus Rom an. Darin heißt es, der Dialogprozess zu Kirchenreformen sei "nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten".
Rund vier Wochen vor der nächsten Vollversammlung des Synodalen Wegs in Frankfurt gewann damit die Diskussion darüber, was die Initiative leisten kann und was nicht, neu an Schärfe. Umgehend stellten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, und die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, klar, dass die Kirche in Deutschland keinen "Sonderweg" gehe. Zugleich beklagten die beiden Präsidenten des Synodalen Wegs, dass es fast zwei Jahre nach dem Start immer noch nicht gelungen sei, wie gewünscht direkt mit den Verantwortlichen im Vatikan zu sprechen.
Weltkirche-Bischof Meier blickt skeptisch auf Richtung der Debatten
Einer mit entsprechenden Kontakten ist der Augsburger Bischof Bertram Meier. Doch der Weltkirche-Beauftragte der Bischofskonferenz, der selbst lange im Vatikan arbeitete, blickt eher skeptisch auf die Richtung, die die Debatten beim Synodalen Weg genommen haben. Im Interview des Portals katholisch.de bezeichnete er es als legitim, "dass wir in Deutschland Themen behandeln, die uns – vor allem nach dem chronischen Missbrauchsskandal – hautnah betreffen". Aber er hält es für problematisch, vor der von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode, die im Oktober 2023 in Rom geplant ist, mit Synodenbeschlüssen auf nationaler Ebene weltkirchlich Fakten setzen zu wollen.
Meier: Habe meinen kirchenpolitischen Standpunkt nicht geändert
In der Vergangenheit hat sich Bischof Bertram Meier immer wieder kritisch zum Synodalen Weg geäußert. Im katholisch.de-Interview erläutert der Augsburger Oberhirte, welche Gefahren er beim Reformprozess der deutschen Kirche sieht – und warum er sich auch als Bischof der Petrusbrüder bezeichnet.
In ihrem am Freitag für die Weltsynode veröffentlichten Stimmungsbild der deutschen Katholiken nutzen die Bischöfe die Gelegenheit, im Vatikan auf 5 von 13 Seiten noch einmal für den Synodalen Weg zu werben. Zugleich zeigt sich, dass die zentralen Themen des Dialogs – Macht, Rolle der Frauen, Sexualmoral und priesterliche Lebensform – viele der Katholiken umtreiben, die sich an der Umfrage für den Bericht beteiligten. Die Bischofskonferenz räumt aber auch ein: "Die Synodalversammlungen finden ein breites Echo in der kirchlichen und außerkirchlichen Öffentlichkeit, die Resonanz in den Gemeinden ist hingegen eher gering."
Eine schwierige Gemengelage: Die Basis wird kaum erreicht. Die Fachwelt ist gespalten, was die Erfolgsaussichten des Projekts mit Blick auf tatsächliche Reformen anbelangt. Während sich etwa die Erfurter Theologin Julia Knop bei den Salzburger Hochschulwochen dafür stark machte, den Synodalen Weg weiterzugehen, halten die meisten Kirchenrechtler wie Norbert Lüdecke das Vorhaben bereits jetzt für gescheitert. Denn echte Veränderungen könnten nach Lage der Dinge nur von Rom aus erfolgen.
Neun Dokumente stehen in zweiter Lesung auf der Agenda
Unterdessen feilen die Synodalen an Papieren, die sie auf ihrer Versammlung vom 8. bis 10. September beraten wollen. Bislang stehen neun Dokumente in Zweiter Lesung auf der Agenda und könnten endgültig verabschiedet werden. Das Spektrum reicht von Lockerungen bei der verpflichtenden Ehelosigkeit von Priestern, dem Zölibat, bis hin zu einem dauerhaften aus Bischöfe und Laien gebildeten Synodalen Rat in der katholischen Kirche in Deutschland.
Manche Forderungen sind jahrzehntealt und wurden schon auf der Würzburger Synode 1968 erhoben – ohne, dass der Vatikan reagiert hätte. Das stellt hohe Anforderungen an die theologische Substanz der auf der Synodalversammlung zu beratenden Papiere, um aus dem argumentativen Kreisverkehr herauszukommen. Bislang wirkt es nicht so, als wolle der Vatikan dem Ruf nach konkreten Reformen aus Deutschland nachgeben.