Vizepräsident sieht mögliche Folgen des Synodalen Wegs in anderen Ländern

Theologe Söding: Deutsche Kirchenreformer wollen weltweit lernen

Veröffentlicht am 29.09.2022 um 13:39 Uhr – Lesedauer: 

Leipzig ‐ "Seien Sie sicher, dass wir in Deutschland aufmerksam beobachten, was in anderen Kontinenten und Nationen vor sich geht", sagt der Vizepräsident des Synodalen Wegs, Thomas Söding. Andersherum könne der deutsche Reformprozess weltweite Folgen haben.

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Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland kann nach den Worten seines Vizepräsidenten Thomas Söding auch weltweite Folgen haben. Beim Synodalen Weg entstünden keine internationalen Mustervorlagen, "vielleicht aber Anregungen für andere Ortskirchen, passgenaue Lösungen für das eigene Land zu entwickeln", sagte der Theologe am Donnerstag bei einer Hybrid-Tagung des internationalen Hilfswerks missio und der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. Zugleich betonte Söding: "Seien Sie sicher, dass wir in Deutschland aufmerksam beobachten, was in anderen Kontinenten und Nationen vor sich geht: Wir wollen lernen."

Bei den Themen, die weltkirchliche Bedeutung haben, bringe der Synodale Weg Voten in den synodalen Prozess der ganzen katholischen Kirche im Rahmen der Weltsynode ein, so Söding. Synodalität sei kein Selbstzweck: "Synodalität wird an ihren Früchten erkannt werden: mehr Geist, mehr Glauben, mehr Dienst, mehr Freiheit, mehr gemeinsame Verantwortung in der Kirche."

Nathalie Becquart aus dem vatikanischen Weltsynoden-Sekretariat erklärte: "Das Wichtigste an der Synodalität ist, zuzuhören und aus Erfahrungen zu lernen." Synodalität sei ein dynamischer Prozess, sich als Kirche weltweit auf den Weg zu machen, um eine "zuhörende Kirche" zu werden. "Alle sind aufgerufen, gemeinsam die Reise zu bestreiten." Niemand dürfe dabei als "Nebendarsteller" betrachtet werden, jeder habe eine Hauptrolle. Die Ordensschwester hat als erste Frau Stimmrecht bei einer katholischen Bischofssynode.

Neues Denken über Autorität von Papst, Bischöfen und Volk Gottes

Becquart betonte, es gehe um eine Version von Kirche, in der jeder Verantwortung trage: "Um Synodalität wirklich umzusetzen, brauchen wir ein neues Denken über päpstliche Autorität, bischöfliche Autorität und die Autorität des Volkes Gottes." Zugleich müsse Synodalität auch immer in erster Linie den Blick darauf richten, "was wir gemeinsam haben".

Der Direktor der Katholischen Akademie Dresden, Thomas Arnold, betonte, die Krise der Kirche verlange eine rasche Klärung, um Glaubwürdigkeit zurückzuerlangen. Dabei stehe die Kirche am Anfang und habe noch nicht das "fertige Rezept". Synodalität könne jedoch ein "Impulsgeber" sein, so Arnold: "Vielleicht kann das sensible Hinhören und das Ernstnehmen des Wortes des Anderen Grenzen aufheben, die sonst nie aufhebbar gewesen wären. Ich bin mutig: Denn vielleicht gelingt damit das Ende zwischen Nationen – und zwischen Konfessionen." – Die Tagung findet anlässlich der bundesweiten Eröffnung des "Monats der Weltmission" am Sonntag in Dresden statt.

Auf dem Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laien seit 2019 gemeinsam über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Im vergangenen Oktober hatte Papst Franziskus zudem einen weltweiten synodalen Prozess gestartet, der nach mehreren Etappen in die Weltbischofssynode 2023 münden soll. (tmg/KNA)