Auch wenn er versuche, "den Eindruck im Nachhinein zu verwischen"

NS-Vergleich: Historiker wirft Kardinal Koch bewusste Provokation vor

Veröffentlicht am 06.10.2022 um 09:59 Uhr – Lesedauer: 

Essen ‐ "Es gibt wahrlich keinen Grund, weshalb sich der Kurienkardinal am Ende als Opfer fühlen müsste": Historiker Dietmar Süß sieht im Nazi-Vergleich von Kurt Koch eine "bewusste Provokation", die "zutiefst denunziatorisch" sei.

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Im Streit um den Nazi-Vergleich von Kurienkardinal Kurt Koch hat der Augsburger Historiker Dietmar Süß dem Schweizer "bewusste Provokation" vorgeworfen. Man könne das entsprechende Interview "nicht anders lesen", sagte der NS-Experte der katholischen Wochenzeitung "Neues Ruhr-Wort". Auch wenn Koch versuche, "den Eindruck im Nachhinein zu verwischen". "Es gibt wahrlich keinen Grund, weshalb sich der Kurienkardinal am Ende als Opfer fühlen müsste", so Süß. Der Versuch, Ähnlichkeiten zwischen gegenwärtigen innerkirchlichen Kontroversen und der Rolle der "Deutschen Christen" im Dritten Reich herzustellen, sei "zutiefst denunziatorisch".

Koch hatte in einem Interview über Parallelen zwischen aktuellen kirchlichen Diskussionen und solchen aus der NS-Zeit gesprochen. Seine Aussagen standen im direkten Zusammenhang mit dem Synodalen Weg. Der Vositzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Limburgs Bischof Georg Bätzing, forderte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung. Koch wehrte sich danach gegen den Vorwurf, er habe das deutsche Reformprojekt mit den den Nationalsozialisten nahe stehenden evangelischen "Deutschen Christen" verglichen. Bätzing reagierte abermals und zeigte sich mit der erneuten Stellungnahme des Kurienkardinals unzufrieden. Koch sagte nach heftiger Kritik seine für das vergangene Wochenende in Deutschland geplanten Termine ab.

Unterdessen haben Bätzing und Koch sich in dem Fall ausgesprochen. Laut einer Mitteilung der DBK von Mittwoch führten beide in Rom ein vertrauliches Gespräch. Koch habe Bätzing "glaubhaft versichert", dass er mit dem von ihm herangezogenen Vergleich von theologischen Debatten und den Vorgängen um die sogenannten "Deutschen Christen" während der Nazi-Zeit "keineswegs den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland oder die Synodalversammlung gemeint habe", hieß es. (tmg/KNA)